Der Schulabschluss ist für jeden Jugendlichen etwas besonderes: Eine ungewohnte und aufregende Prüfungssituation folgt auf wochenlanges Pauken, und zuletzt das Bangen, bis man das hoffentlich zufriedenstellende Zeugnis in den Händen hält. Normalerweise kommt danach das ausgelassene Feiern. Dieses Jahr ist die Abschlussphase für die Schüler besonders aufregend und die Umstände anders: Coronabedingt sind einige Unterrichtsstunden ausgefallen, die Übungsaufgaben schickte man per E-Mail an den Lehrer und der Großteil der Abschlussschüler muss auf Feiern und gemeinsame Fahrten nach den Prüfungen verzichten. Wie die Prüfungen liefen, was geplant ist und welche Herausforderungen es gab, erzählen Schüler aus einigen weiterführenden Schulen im Landkreis.
Die Struktur im Lernalltag fehlte
In der Realschule Vöhringen wird es wohl eine corona-freundliche Abschlussfeier geben. Die Planungen dafür laufen gerade, doch Konkretes stehe noch nicht fest. Lisa-Marie, 16 Jahre alt und Nicole, 15 Jahre, machen in diesem Jahr ihren Abschluss. Der Druck und die Spannung vor den Prüfungen sei deutlich zu spüren – ebenso wie die große Erleichterung darüber, dass sich das Schuljahr dem Ende neige. Zwar hatten sie während der Schulschließung durch Corona Zugang zu Lernmaterialien, doch der strukturierte Schulalltag fehlte ihnen. Bei manchen schwierigen Themen hätten sie Erklärungen von Angesicht zu Angesicht gewünscht. Fragen konnten sie den Lehrern schon stellen: Entweder per E-Mail oder mit dem Programm Microsoft Teams.
Während sich derzeit viele Menschen damit beschäftigen, wie sich die Freizeit im Rahmen des Möglichen zu Corona-Zeiten am besten verbringen lässt, gilt es an der Städtischen Wirtschaftsschule Senden (WiSS) für die Abschlussschüler noch einmal, sämtliches Durchhaltevermögen für die Zeit während der Abschlussprüfungen aufzubringen. „Hinter den jungen Erwachsenen liegen anstrengende Wochen, in denen sie nicht zuletzt wegen des Coronavirus eine große Lektion in Sachen Reife, Selbstständigkeit und auch Zeitmanagement lernen mussten“, so die Schulleiterin der WiSS, Helga Grabinger. Sie sei sehr stolz auf ihre Schüler.
In Senden gab es einen Ferienkurs vor den Prüfungen
Am Montag war die letzte Prüfung für die Abschlussschüler der WiSS. Die 16-jährige Jill aus der zehnten Klasse erzählt, dass es im Voraus einen freiwilligen Ferienkurs in den Pfingstferien gab. „Das hat auf jeden Fall was gebracht“, sagt Jill. In kleineren Gruppen konnten noch einmal Themen wiederholt und geübt werden. „Trotzdem glaube ich, dass ich ein besseres Gefühl bei den Prüfungen gehabt hätte, wenn wir die ganze Zeit normalen Unterricht gehabt hätten.“ Gerade in Mathe. Denn da mussten sich die Schüler ein prüfungsrelevantes Thema zunächst selbst beibringen. „Mathe lief aber ganz gut“, sagt die 16-Jährige. Das Lernen zu Hause sei anstrengender gewesen, als manch einer denke: „Man hat den Druck gehabt, sich auch wirklich hinzusetzen und etwas zu machen. Ich glaube auch die Lehrer haben uns extra mehr Aufträge gegeben damit wir uns gut vorbereiten“, meint die 16-Jährige und lacht.
Die Feier findet vielleicht im Garten statt
Um sich nebenbei auszutauschen hatte die zehnte Klasse eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe, in der die Klassensprecher das Wichtigste mitgeteilt haben. Am Dienstag bekommen die Abschlussklassen der WiSS ihre Noten mitgeteilt. „Normalerweise konnte da auch immer die Familie kommen und es gab ein paar Snacks“, sagt Jill. In den vergangenen Abschlussjahren haben Schüler und Lehrer danach noch etwas unternommen, doch das falle dieses Jahr vorerst flach. „Man weiß ja auch nicht ob die Lockerungen so bleiben, deswegen ist es blöd, was Größeres zu planen“, so die 16-Jährige. Eine Schülerin habe angeboten, bei ihr im Garten zu feiern, vielleicht sei das eine Lösung.
Und nach der Schulzeit? „Viele von uns wollen mit der Schule weitermachen“, erzählt die Sendener Schülerin. Jill hat sich bereits auf der Neu-Ulmer FOS angemeldet, denn sie will gerne das Abitur machen.
In Illertissen musste die Abschlussfahrt nach Italien storniert werden
Jessica und Alexandra von der Erhard-Vöhlin-Mittelschule Illertissen haben die Vorbereitungen wie ihre Mitschüler auch, als „stressig“ empfunden. „Das Homeschooling war ziemlich kompliziert“, sagt Jessica. „Die Lehrer haben ihr Bestes gegeben und oft extra Stunden gegeben, aber wir waren oft auf uns alleine gestellt.“ Als Unterricht in der Schule wieder möglich war, wurden die Klassen aufgeteilt. Am vergangenen Mittwoch sind die zwei Neuntklässlerinnen mit den Prüfungen fertig geworden, etwa zwei Wochen später werden die Zeugnisse verliehen. Wie diese Übergabe aussehen soll, wissen sie noch nicht. „Eine Feier gibt es wahrscheinlich nicht“, sagt Jessica. „Vielleicht setzten wir uns im kleinen Kreis zusammen und bestellen Pizza.“Auch die gemeinsame Italienfahrt musste storniert werden.
Viele der Mitschüler wünschten sich einen Ersatz, doch einen Alternativplan gebe es nicht. „Während der Prüfungen können wir das nicht auch noch planen“, sagt Alexandra. Sie freue sich aber schon auf die Zeit nach der Schule: Sie möchte eine Ausbildung zur Kinderpflegerin und anschließend zur Erzieherin machen.
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