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Landkreis Neu-Ulm: „Die Corona-Pandemie ist die größte Chance seit der Wiedervereinigung“

Landkreis Neu-Ulm

„Die Corona-Pandemie ist die größte Chance seit der Wiedervereinigung“

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    Auch Ausbildungsmessen mussten dieses Jahr ausfallen.
    Auch Ausbildungsmessen mussten dieses Jahr ausfallen. Foto: Christoph Lotter

    Ohne Vorwarnung hat die Corona-Krise die regionale Wirtschaft getroffen: Es ist der steilste Konjunktur-Absturz der vergangenen 20 Jahre. Die IHK Schwaben hat etwa 500 Unternehmen aus dem Landkreis Neu-Ulm im Mai dieses Jahres zu den wirtschaftlichen Entwicklungen und den Erwartungen befragt. Die Ergebnisse sind eindeutig.

    Nur IT-Betriebe und Discounter standen im Frühjahr gut da

    Der Regionalgeschäftsführer der IHK Neu-Ulm, Oliver Stipar, erklärt: „Die Antworten wurden vor etwa drei Wochen während des Lockdowns gegeben. Man sieht klar den Einbruch in allen Bereichen, wir sind voll nach unten gerauscht.“ Während im Herbst 2019 etwa 45 Prozent aller befragten Unternehmen die Geschäftslage mit „Gut“ einschätzten, waren es im Frühjahr nur 26 Prozent, vor allem IT-Dienstleister und Discounter, die wirtschaftlich gut da standen. 26 Prozent der Betriebe erwarteten im Mai eine bleibende Verschlechterung der Geschäftslage.

    Vor allem die Branchen Gastronomie und Tourismus waren laut der Befragung am unzufriedensten. Ihre Geschäftslage beurteilten

    Auch die Zukunftserwartungen, vor allem von Großhandel und Industrie, pendeln sich weit unter dem Durchschnittswert ein. Die beiden Bereiche hängen zusammen, denn Kunden, die nicht mehr einkaufen gehen, bedeuten weniger Aufträge für den Großhandel, sagt Stipar.

    Firmen im Landkreis wollen eine niedrigere Unternehmenssteuer nach der Krise

    Dass die Nachfrage im Landkreis sinkt, liegt auch an der Kurzarbeit. 42 Prozent der Firmen in der Region mussten ihre Personalkapazitäten anpassen, das bedeutet: Kurzarbeit beantragen, flexible Arbeitsmodelle nutzen oder Stellen nicht mehr neu besetzen. „Kündigungen gab es keine“, sagt Gerd Stiefel, Regionalvorsitzender der IHK Neu-Ulm. „Das liegt daran, dass die Regierung beim Kurzarbeitsmodell so gut nachgearbeitet hat und das Geld erhöht hat.“ Stiefel selbst ist Geschäftsführer der gleichnamigen Neu-Ulmer Firma, die Fahrzeugteile zuliefert. Er spricht von einem Nachfrage- und keinem Produktionsproblem. „Die Zahlen waren vor der Pandemie schon abnormal. Wir werden nicht so schnell auf das Niveau kommen, das wir vorher hatten. Die Frage ist aber, ob wir das überhaupt wollen.“ Auch er hat vorerst bis Ende September Kurzarbeit angemeldet. Eventuell wird es im Herbst sogar eine Entlassungswelle geben. Doch Stiefel sieht positiv in die Zukunft: „Die Corona-Pandemie ist die größte Chance, die Deutschland seit der Wiedervereinigung hat.“ Im Westen habe man damals nichts verändert und total versagt, doch nach der Krise gebe es die Möglichkeit, Digitales, Qualität, Nachhaltigkeit oder auch das Steuermodell zu reformieren, sagt der Unternehmer.

    Im Fragebogen gaben regionale Firmen an, welche Maßnahmen nach der Krise notwendig seien: 74 Prozent der Betriebe aus Westschwaben (Landkreise Neu-Ulm und Günzburg) wollen eine rückwirkende Senkung der Unternehmenssteuer.

    Gestern Nachmittag wurde eine Ausbildungsprämie für Unternehmen, die weiterhin Azubis einstellen, bekannt gegeben. „Ganz klar: Die Bereitschaft der Betriebe ist hoch. Jeder, der eine Ausbildung machen will, soll sich melden. Auch wenn es neue Wege sind“, so Stipar.

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