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Landkreis Neu-Ulm: Den Christbaum aus dem Baumarkt oder selbst gefällt?

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Den Christbaum aus dem Baumarkt oder selbst gefällt?

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    Christian Hufnagel netzt einen Christbaum ein. Das Unternehmen, für das der 26-Jährige arbeitet, verkauft Nordmanntannen in Weißenhorn, Illertissen und Bellenberg.
    Christian Hufnagel netzt einen Christbaum ein. Das Unternehmen, für das der 26-Jährige arbeitet, verkauft Nordmanntannen in Weißenhorn, Illertissen und Bellenberg. Foto: Dominik Stenzel

    Es scheint, als habe sich die von einem Bauzaun umgebene Rasenfläche an der Josef-Henle-Straße in Illertissen in ein kleines Tannenwäldchen verwandelt. Und schon früh an diesem Vormittag ragen aus diesem kleinen Forst vereinzelt Köpfe heraus. Die Besucher schlendern von einem Baum zum nächsten und nehmen Form und Nadeln genau unter die Lupe. Um einen bahnt sich ein Zwist zwischen einer jungen Frau und einem älteren Ehepaar an: Beide haben eine rund eineinhalb Meter hohe Nordmanntanne auserkoren. In zweieinhalb Wochen ist Weihnachten. Und schon jetzt sind viele auf der Suche nach dem perfekten Schmuckstück fürs Wohnzimmer.

    An vielen Verkaufstellen im Landkreis dürfte an diesem Wochenende Hochbetrieb herrschen: „Die meisten Menschen holen ihre Bäume um den zweiten und um den dritten Advent“, sagt Christian Hufnagel. Zum ersten Mal werden die Pflanzen des 26-jährigen Sauerländers, die in ganz Deutschland verkauft werden, auch in Illertissen angeboten. Andere Anbieter wie der Burlafinger Anton Glöckler bieten ihre Bäume erst ab der kommenden Woche an – der Andrang dürfte auch dann und dort beachtlich sein.

    Landkreis Neu-Ulm: Christbaum-Verkauf beginnt

    Christian Hufnagel und seine Mitarbeiter scheinen auf den Ansturm vorbereitet: Rund 300 Nordmanntannen warten allein in Illertissen auf ihre Käufer, auch in Weißenhorn und Bellenberg hat der Unternehmer Verkaufsstände. Der Familienbetrieb im Sauerland mit der rund 200 Hektar großen Plantage habe sich auf Nordmanntannen spezialisiert: „Die haben eine schöne Form, halten lange und im Gegensatz zu Fichten stechen sie nicht.“ Es gebe das ganze Jahr über viel zu tun: Die Triebe müssten gestutzt werden, außerdem würden die Pflanzen regelmäßig gedüngt: „Dadurch bekommen sie ihre schöne Farbe.“ Spritzmittel kämen nur bei jungen Bäumen in Ausnahmefällen wie einem Käferbefall zum Einsatz.

    Ab Mitte November werden die acht bis neun Jahre alten Bäume geschlagen und an Standorte in ganz Deutschland geliefert. Dass Christbäume beispielsweise in Baumärkten günstiger zu haben sind, wirke sich nicht negativ auf das Geschäft aus, sagt Hufnagel. Diese würden in großen Stückzahlen deutlich früher geschlagen werden und kämen nicht selten aus Dänemark. „Die Menschen wollen frische Bäume. Deutscher Anbau ist sicherlich ein Zugpferd“, ist Hufnagel überzeugt.

    Weihnachtsbaum selbst fällen in Burlafingen

    Der Anbau in Deutschland reicht der bayerischen Land- und Forstwirtschaftsministerin Michaela Kaniber nicht aus. Beim Auftakt der Verkaufssaison im oberbayerischen Markt Indersdorf empfahl sie ausdrücklich, auf die heimische Herkunft zu achten. Am besten sollten Christbäume aus Bayern kommen, so die CSU-Politikerin. Zwei Zeichen liefern ihrem Ministerium zufolge die Garantie dafür: Eine Banderole mit einem stilisierten Weihnachtsbaum und der Aufschrift „Bayerischer Christbaum“ sowie das GQ-Siegel – es steht für „Geprüfte Qualität – Bayern“. So gekennzeichnete Bäume seien frühestens am 10. November geschnitten und in den vergangenen drei Jahren nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt worden.

    Auch Axel Heiß, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Krumbach, empfiehlt Verbrauchern, auf die regionale Herkunft zu achten. „Umso kürzer die Transportwege sind, desto weniger Kohlenstoffdioxid wurde ausgestoßen“, sagt er. Wer seinen Baum nicht nur regional, sondern auch besonders frisch haben will, kann zur Axt greifen. Das Interesse an selbst geschlagenen Christbäumen steigt: Der Burlafinger Landwirt Anton Glöckler öffnet seine Plantage in diesem Jahr dafür erstmals an zehn Tagen. Vorher waren es nur zwei gewesen. Doch die Nachfrage, berichtet er, sei immer weiter gestiegen. „Es sind vor allem Familien, die kommen. Das Schöne am selber Schlagen ist, dass der Baum wirklich frisch ist.“ Die Bäume, die Kunden fertig auf seinem Hof bereit stehen, sind früher gefällt worden: in der letzten Novemberwoche oder in der ersten Dezemberwoche. Anders, sagt Glöckler, sei das organisatorisch nicht möglich.

    Die Tanne einfach im Wald fällen, ist eine Straftat

    Wer den Baum nicht auf einer Plantage fällt, sondern dafür einfach in den Wald geht, begeht eine Straftat. Amtsleiter Heiß erklärt: „Die Waldgebiete gehören entweder einer Kommune oder einem Waldbesitzer.“ Große Probleme mit Christbaum-Dieben gebe es in seinem Zuständigkeitsbereich nicht, berichtet der Illertisser Förster Bernd Karrer. Hin und wieder werde aber jemand erwischt. Zudem komme es vor, dass in der Vorweihnachtszeit von einer erst gesetzten Weißtanne nur noch der Stumpf übrig sei: „Für uns Forstleute ist das natürlich schlimm.“ Er lasse nur Bäume schlagen, die auch wirklich weg müssten: „Und die eignen sich normalerweise nicht als Christbäume.“

    Zum Burlafinger Anton Glöckler kommen nicht nur Familien, die sich einen selbst gefällten Baum ins Wohnzimmer stellen wollen. Auch die verkaufsfertigen Gewächse aus seinen Plantagen zwischen Burlafingen und Pfuhl sind über die Jahre so geworden, dass Glöckler den Verkaufszeitraum immer weiter ausdehnte. Er verzichte schon seit fünf Jahren auf Glyphosat, erklärt der Landwirt die Nachfrage. Diesen Schritt sei er bereits gegangen, bevor das Unkrautbekämpfungsmittel in Verruf geriet – und habe damit einen Nerv getroffen, sagt der Burlafinger. (mit mase)

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