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Landkreis Neu-Ulm: Coronavirus: Handwerker im Landkreis Neu-Ulm am Abgrund

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Coronavirus: Handwerker im Landkreis Neu-Ulm am Abgrund

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    Vor allem die Friseure im Landkreis Neu-Ulm trifft die Corona-Krise hart, viele haben überhaupt keine 	 Rückstände.
    Vor allem die Friseure im Landkreis Neu-Ulm trifft die Corona-Krise hart, viele haben überhaupt keine Rückstände. Foto: Britta Pedersen/zb/dpa

    Der ganze Umsatz. Von heute auf morgen war er weg. Der kleine Friseurladen von Ariane Mehlau in der Augsburger Straße in Neu-Ulm ist einer von 380 im Landkreis, die durch Corona in die Röhre schauen. Den Gang zum Amt muss sie im Gegensatz zu vielen Kollegen nicht antreten. Noch nicht. „Ich finde es naiv, keine Rücklagen zu haben“, sagt die 36-jährige Chefin des „Coiffeur Greaseur“. So wird die notgedrungen freie Zeit mit Buchhaltung überbrückt. Doch auch die hat bald ein Ende. So wie das Ersparte vieler Handwerker im Kreis.

    Die Situation ist allerdings von Gewerk zu

    380 Friseurbetriebe, 60 Bäcker und 80 Metzger kämpfen mit Umsatz

    In manchen Sparten brach der Umsatz komplett weg. Dazu gehören insbesondere die 380 Friseurbetriebe im Kreis Neu-Ulm. Viele Betriebe hätten überhaupt keine Rückstände, der „Coiffeur Greaseur“ sei hier also eher eine Ausnahme. Im Schnitt seien pro Betrieb zwei bis fünf Mitarbeiter betroffen. „Einige müssen Grundsicherung beantragen“, sagt Ulrike Ufken, die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft. Die Sofortmaßnahmen des Schutzschirms seien sehr hilfreich.

    Teilweise dramatisch sei die Lage der 60 Bäckereibetriebe und 80 Metzger im Kreis Neu-Ulm. Stoll berichtet von Umsatzeinbrüchen zwischen 30 und 90 Prozent. Die großen Unterschiede wären in der unterschiedlichen Ausrichtung begründet. Vielen Metzgern und auch Bäckern brach etwa der gesamte Catering-Bereich weg. Und die oftmals angeschlossenen Bewirtungsbereiche – von der Geydan-Zunftstube bis zur Schmid-Schmankerl-Stube – sind leer. Hinzu kommt, dass die Zulieferungen für Restaurants wegbleiben. „Jeder Betrieb möchte seine Mitarbeiter halten“, sagt Stoll. Schließlich sind die „guten Zeiten“ guter Umsätze und Personalmangel gerade einmal ein paar Wochen her. Doch je länger die Verkäufe aussetzen, umso schwieriger werde das.

    Metallbranche trifft noch nicht die Wucht der Corona-Krise

    Die Metallbranche hat im Gegensatz zum Lebensmittelhandwerk schon immer mit großen Konjunkturschwankungen zu kämpfen. 540 Betriebe im Kreis sind in diesem Gewerk eingetragen. Die Metaller treffe noch nicht die Wucht der Corona-Krise. „Der Bereich Bau und Montage ist eigentlich noch voll dabei“, sagt Stoll. Viel schlechter sehe es aus für die zahlreichen Industrie-Zulieferbetriebe. Denn wenn die Bänder bei Evobus, Deutz oder Magirus stillstehen, bleiben die Aufträge weg. Und den Automobilzulieferern ging es schon vor der Krise schlecht. Düster sehe es auch im Bereich Messebau aus: keine Messen – keine Aufträge.

    Baubereich: Großprojekte sind schwierig

    Die Geschäfte der 600 Handwerksbetriebe rund um den Baubereich könnten in vielen Fällen weiterlaufen, gerade die Baustellen im privaten Bereich seien lebendig. Bei Großprojekten gibt es aber zunehmend Probleme, so Stoll. Weil die Planungsbüros aus dem Homeoffice arbeiten müssen. „Mit Videokonferenzen können sie viel, aber nicht alles lösen.“ Zudem kämen viele Handwerker in Schwierigkeiten, weil etwa Auftraggeber wie die Ulmer Wohnbaugesellschaft UWS ihre Bindefrist bei Ausschreibungen verlängert. Das heißt: Die Firma, die den Zuschlag für einen Auftrag bekommen hat, muss zustimmen, dass sie die Arbeiten zu einem späteren Zeitpunkt zum gleichen Preis umsetzt. Bei Nicht-Zustimmung droht der Betrieb den Auftrag zu verlieren. Das Problem: Die Kosten für den Handwerker steigen unter Umständen in der Zwischenzeit.

    Private Baustellen gehen weiter

    Viele der 100 Maler, 270 Sanitärbetriebe, 250 Schreiner, 340 Elektrobetriebe und 105 Zimmerer könnten relativ normal weiterarbeiten. Doch eben nicht alle: Etwa Schreiner, die im Messebau tätig sind, nicht. Oder auch das Möbelhaus Inhofer in Senden, das beispielsweise viele Schreiner beschäftigt, die nun nicht arbeiten können. Auch der Ladenbau liege brach. Stoll persönlich, der in seinem Sanitärbetrieb 30 Menschen beschäftigt, kann manchmal gar nicht glauben, was passiert ist. Vor wenigen Wochen noch hatte er eher zu viele Aufträge als zu wenig. „Augenblicklich bin ich deswegen noch optimistisch.“ Die Sorge seiner Mitarbeiter sei aber groß. Von himmelhoch jauchzend zu zu Tode betrübt in wenigen Wochen.

    Hotline der Handwerkskammer

    Zwischen 400 und 500 Anrufen von Handwerksbetrieben gehen täglich bei der HWK Schwaben ein. Damit die Betriebe zusätzlich zu den normalen Servicezeiten freitags und samstags einen Ansprechpartner haben, richtet wurde eine Hotline eingerichtet. Die Nummer ist (0821) 3259-1200.

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