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Landkreis Neu-Ulm: Bundestagswahl im Kreis Neu-Ulm: Dieser Wahlkampfendspurt ist anders

Landkreis Neu-Ulm

Bundestagswahl im Kreis Neu-Ulm: Dieser Wahlkampfendspurt ist anders

Ronald Hinzpeter
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    Podiumsdiskussion in Illertissen mit Karl-Heinz Brunner (SPD), Ekin Deligöz (Grüne), Alexander
Engelhard (CSU), Anke Hillmann-Richter (FDP), Gerd
Mannes (AfD) und Xaver Merk (Linke).
    Podiumsdiskussion in Illertissen mit Karl-Heinz Brunner (SPD), Ekin Deligöz (Grüne), Alexander Engelhard (CSU), Anke Hillmann-Richter (FDP), Gerd Mannes (AfD) und Xaver Merk (Linke). Foto: Alexander Kaya

    Wer hat eigentlich gesagt, dass sich Wahlkämpfende ständig lautstark beharken müssen? In den langsam überhandnehmenden TV-Runden mit Triellen und sonstigen Debattenrunden von diversem Parteipersonal geht es gerne ein wenig krawallig zu, sonst denken die Leute womöglich, man meine es nicht ernst. Die zwei Frauen und vier Männer, die in dieser Woche bei der Podiumsdiskussion unserer Redaktion in der Illertisser Schranne zusammensaßen, um in gepflegter Runde zu diskutieren, sahen das offenbar anders.

    So unterschiedlich die ausgetauschten Argumente waren, so friedlich wurden sie auch vorgetragen. Selbst AfD-Kandidat Gerd Mannes, der bei anderer Gelegenheit schon raubauziger agierte, hob höflich den Finger, um anzumerken, er habe noch keine Frage zu Corona bekommen und würde auch gerne etwas dazu sagen. Erst beim Thema Klimaschutz kamen einige in Wallung, weil Mannes meinte, das Klima habe sich doch schon immer gewandelt und Deutschland sei ja ein kleines Land: "Wir können nicht die Welt retten und sollten es auch nicht tun." Vor allem die Grüne Ekin Deligöz störte sich daran und forderte den AfD-Mann auf, er solle endlich aufhören,

    Den Wahlkämpfern fehlen die Massenereignisse

    Dieser Wahlkampf in der Region ist deutlich anders, weil er kleinteiliger erfolgen muss, weil mehr Menschen von Angesicht zu Angesicht überzeugt werden müssen, weil die großen Massenereignisse fehlen - obwohl: Nur die Grünen haben das diesmal geschafft. Auf dem Münsterplatz, wo in der Vergangenheit stets Angela Merkel als Kanzlerin ihren Stammplatz hatte, trat nun Annalena Baerbock vor 2000 Menschen auf. Da konnte oder wollte die Konkurrenz nicht mithalten. Allein: Der Weg ins Kanzleramt dürfte ihr trotzdem ziemlich sicher verwehrt bleiben.

    Engelhards Bekanntheitswerte sind noch ausbaufähig

    Am spannendsten ist tatsächlich, wie Alexander Engelhard am 26. September durchs Ziel gehen wird. Der Mann, der für eine neue, saubere CSU stehen soll und muss. Er ist keiner, der Massen begeistern kann, seine Stärke liegt mehr im persönlichen Gespräch, in dem er ganz der bodenständige, verbindliche Müller sein kann, der er nun mal ist. Auch bei der Podiumsdiskussion in Illertissen pflegte er die leisen, freundlichen Töne - und ist so das komplette Gegenteil von Georg Nüßlein, der sich gerne als konservativer Lautsprecher geriert hat und nach seinem unrühmlichen Abgang von der Politbühne komplett verstummt ist. Entscheidend dürfte vor allem sein, wie Engelhard im Landkreis Günzburg abschneidet, in dem seine Bekanntheitswerte noch ausbaufähig scheinen.

    Das ist riskant für seine Partei, denn heutzutage taugt das CSU-Ticket nicht mehr automatisch zum Freifahrtschein nach Berlin. Zumal die Prognosen für die Christsozialen bisher historisch schlecht ausfallen. Allerdings haben sich die Vorhersagen von Wahlforschern in jüngerer Zeit immer wieder als leicht jenseits der Wirklichkeit erwiesen. Der legendäre BVB-Stürmer und spätere Fußball-Lehrer Alfred "Adi" Preißler sprach einst: "... entscheidend is' auf'm Platz." Also: Entscheidend is' in der Wahlurne. Die Spannung steigt, und das ganz ohne Krawall.

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