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Landkreis Neu-Ulm: Bundestagswahl: Wer wird bei der CSU der Nachfolger von Georg Nüßlein?

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Bundestagswahl: Wer wird bei der CSU der Nachfolger von Georg Nüßlein?

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    Im Zuge der Masken-Affäre ist der Bundestagsabgeordnete Georg Nüßlein aus der CSU ausgetreten. Der CSU-Kreisverband Neu-Ulm sucht derzeit einen neuen Kandidaten für die Bundestagswahl.
    Im Zuge der Masken-Affäre ist der Bundestagsabgeordnete Georg Nüßlein aus der CSU ausgetreten. Der CSU-Kreisverband Neu-Ulm sucht derzeit einen neuen Kandidaten für die Bundestagswahl. Foto: Soeren Stache, dpa

    Die Maskenaffäre um den Neu-Ulmer Bundestagsabgeordneten Georg Nüßlein hat die CSU in eine tiefe Krise gestürzt. Kalt erwischt wurde auch der CSU-Kreisverband Neu-Ulm. Eigentlich wäre die für April geplante Nominierung für die Bundestagswahl nur eine Formsache gewesen. Jetzt muss die Partei einen neuen Kandidaten für den Wahlkreis 255 Neu-Ulm suchen, ohne darauf vorbereitet gewesen zu sein. Bis Freitag sollen sich Interessenten melden. Wer traut sich? Und was sagt die Neu-Ulmer Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger, die ja bereits im Bundestag saß?

    Der Wahlkreis Neu-Ulm gilt zwar als absolut sichere Bank für die Christsozialen. Die CSU hat dort alle Bundestagswahlen gewonnen. Doch die Maskenaffäre lässt die Union in Umfragen abrutschen, und so wird der oder die Neue vermutlich keinen leichten Stand haben. "Die CSU hat keinen Rückenwind", sagte ein erfahrener CSU-Mann aus dem Landkreis. "Und dem neuen Kandidaten bleibt nicht viel Vorbereitungszeit."

    Nach Nüßlein: Der CSU-Kreisverband Neu-Ulm will einen eigenen Kandidaten

    Die Erwartungshaltung in den Ortsverbänden ist gemischt. Manche sagen: "Es kommt darauf an, den besten, geeignetsten Kandidaten zu finden, egal, woher er kommt." Andere aus dem Kreisverband Neu-Ulm sind der Meinung: "Jetzt sind wir mal dran." Die einen finden, dass es auf jeden Fall ein junger, unverbrauchter Kandidat sein müsse, der ins Rennen geschickt wird. Jemand, der für einen Neuanfang steht. Die anderen glauben eher, dass eine Frau oder ein Mann mit Erfahrung besser wäre.

    "Es ist ein spannender Prozess", sagte der Neu-Ulmer Kreisvorsitzende Thorsten Freudenberger. "Dass es einen Neuanfang dringend braucht und der Kandidat oder die Kandidatin den auch verkörpern muss, das ist klar." Es kämen jedoch viele Profile infrage. Jung oder Alt, Mann oder Frau: Es gebe keine Festlegung vorab. Natürlich sei es eine "sehr sportliche Geschichte", in den nächsten Wochen bis zur Nominierung eine passende Person zu finden. "Wir verspüren aber keine Hektik oder Panik." Er sei sehr zuversichtlich, dass bis Ende April ein guter Kandidat gefunden werde.

    So viele Delegierte entsenden Neu-Ulm, Günzburg und das Unterallgäu

    Dabei müssten die CSU-Kreisverbände Neu-Ulm, Günzburg und Unterallgäu an einem Strang ziehen, betonte Freudenberger. "Wir müssen schauen, wie wir alle gemeinsam eine maximal schwierige Situation meistern." Fest stehe: Kein Kreisverband habe eine Mehrheit bei den Stimmen. "Jeder ist auf den anderen angewiesen." Der Wahlkreis 255 umfasst die Landkreise Neu-Ulm und Günzburg sowie Teile des Landkreises Unterallgäu. Bei der Nominierungsversammlung stellt der CSU-Kreisverband Neu-Ulm 78 Delegierte, 61 kommen aus dem Kreis Günzburg und 21 aus dem Unterallgäu.

    Zum aktuellen Stand der Bewerbersuche sagte Freudenberger: "Es gibt mehrere Interessentinnen und Interessenten aus dem Landkreis." In einer Sitzung am Freitag will der Kreisvorstand darüber diskutieren, wie sich die Bewerber den CSU-Mitgliedern vorstellen können, möglicherweise in einem digitalen Format. Am 27. März findet die Kreisvertreterversammlung der CSU in der Fuggerhalle in Weißenhorn statt, bei der die Delegierten für die Aufstellungsversammlung Ende April bestimmt werden. Diese entscheiden darüber, wer Bundestagskandidat wird.

    2001 gewann Georg Nüßlein knapp gegen Thorsten Freudenberger

    Theoretisch kann bis dahin noch jeder Interessent seinen Hut in den Ring werfen. Ziel der Neu-Ulmer Kreis-CSU ist es jedoch, sich möglichst auf eine Kandidatin oder einen Kandidaten zu einigen, der dann gute Chancen hat, mit breiter Mehrheit gewählt zu werden. Anders als im Dezember 2001, als die CSU alles andere als geschlossen agierte. Als es damals um die Nachfolge von Theo Waigel ging, traten vier Bewerber an. Der Neu-Ulmer Wunschkandidat Thorsten Freudenberger zog mit 59 zu 61 Stimmen gegen Georg Nüßlein den Kürzeren. Der damals 32 Jahre alte Diplom-Kaufmann, den die JU im Kreis Günzburg erst wenige Wochen vor der Nominierung aus dem Hut gezaubert hatte, war wegen der Uneinigkeit der Neu-Ulmer am Ende der lachende Vierte.

    Eine Bundestagskandidatur in diesem Jahr kommt für Thorsten Freudenberger nicht infrage. "Ich habe voriges Jahr einen klaren Auftrag der Bürger im Landkreis erhalten", sagte er auf Nachfrage unserer Redaktion. "Mein Platz ist in Neu-Ulm." Bei der Wahl im März 2020 war Freudenberger mit deutlicher Mehrheit in seinem Amt als Landrat bestätigt worden.

    Neu-Ulms Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger hat kein Interesse

    Eine Absage erteilte auch die Neu-Ulmer Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger, die von 2013 bis 2017 im Bundestag saß. "Weil mein Platz in Neu-Ulm ist. Ich fühle mich den Bürgerinnen und Bürgern verpflichtet und bin auf sechs Jahre gewählt", sagte sie. "Ich fühle mich auf diesem Platz sehr wohl und sehe keinen Grund, zu neuen Ufern aufzubrechen. Hier ist meine Arbeit noch nicht beendet."

    Das sagt der Neu-Ulmer Kreisvorsitzende der Jungen Union

    Und wie sieht es in der Jungen Union aus, die traditionell als Karrieresprungbrett gilt? Wahlkampferfahrung hat beispielsweise der Neu-Ulmer Kreisvorsitzende der JU, Johann Deil aus Weißenhorn. Er trat 2018 als Listenkandidat bei der Landtagswahl an. Doch den jungen Gymnasiallehrer zieht es nicht nach Berlin, er sieht seinen Lebensmittelpunkt im Landkreis Neu-Ulm. "Ich mach's nicht. Ich stehe nicht zur Verfügung", sagte Deil auf Nachfrage unserer Redaktion. Sollte jedoch ein anderer JU-Kandidat antreten, würde er sich freuen.

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