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Landkreis Neu-Ulm: Briefwahl: Unerwartet viele wollen daheim ihr Kreuzchen machen

Landkreis Neu-Ulm

Briefwahl: Unerwartet viele wollen daheim ihr Kreuzchen machen

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    Stapelweise Wahlbriefe: So begehrt wie diesmal waren die Briefwahlunterlagen noch nie bei einer Bundestagswahl. Mancherorts wurde das Material knapp. Auch im Wahlkreis 255 Neu-Ulm.
    Stapelweise Wahlbriefe: So begehrt wie diesmal waren die Briefwahlunterlagen noch nie bei einer Bundestagswahl. Mancherorts wurde das Material knapp. Auch im Wahlkreis 255 Neu-Ulm. Foto: Rolf Vennenbernd

    Vielleicht muss man diesmal doch ein großes Wort bemühen: historisch. Noch nie zuvor in der Geschichte der Bundestagswahlen werden so viele Menschen ihre Stimme per Brief abgegeben haben. Das zeichnet sich jetzt schon ab. Auch im Wahlkreis 255 Neu-Ulm ist das nicht anders. Dass es diesen Trend geben würde, stand schon länger fest, doch dann war Stefan Hatzelmann, Leiter des Fachbereichs Kommunalrecht und Staatliche Rechnungsprüfung im

    Briefwahl-Rekorde in den bayerischen Städten

    München marschiert mal wieder voran: In der Landeshauptstadt hatten bis Ende vergangener Woche mehr als die Hälfte aller 923.000 Wahlberechtigten die Briefwahlunterlagen beantragt: 477.000. Das sind 176.000 mehr als noch vor vier Jahren. In anderen Städten Bayerns sieht es ähnlich aus, wie eine Umfrage der Deutschen Presseagentur ergab. In Augsburg waren bis Freitagmittag 75.000 Wahlscheine ausgegeben worden, vier Jahre zuvor waren es lediglich 39.000. Keine Frage: Im Landkreis Neu-Ulm läuft es ähnlich.

    Die Große Kreisstadt Neu-Ulm hat bisher über 15.000 Wahlscheine ausgereicht, bei knapp 40.000 Wahlberechtigten. 9500 hat die Stadt bereits wieder zurückbekommen. In Illertissen sind es 5480 bei knapp 12.800 Berechtigten, aber: "Wir haben mit ein bisschen mehr gerechnet", sagt Robert Sorge, im Rathaus zuständig für die Abwicklung der Bundestagswahl. Deshalb hat die Stadt auch keine Probleme damit, genügend Unterlagen bereitzustellen - anderswo klappte das nicht so gut. In verschiedenen Orten im Freistaat wurden die Wahlämter von der Nachfrage geradezu überrollt und mussten Material nachordern, das war beispielsweise in Günzburg der Fall. "Meistens liegt es an den Umschlägen", erklärt Hatzelmann, davon seien zuweilen zu wenige vorhanden gewesen, weshalb die Kommunen nachbestellen mussten. "Die Gemeinden haben nicht mit solch einem Andrang gerechnet."

    Briefwahlnachfrage war heuer extrem

    Auch er selber wurde überrascht, wie er einräumt. Bei der Bundestagswahl vor vier Jahren sparten sich 25 Prozent aller Wahlberechtigten den Weg zum Abstimmungslokal und setzten ihr Kreuzchen zu Hause. "Aber das war längst nicht so extrem wie heuer." Im Wahlkreis Neu-Ulm mit seinen rund 242.000 Stimmberechtigten haben bereits 41 Prozent die Briefwahlunterlagen bestellt. Das bedeutet: Da nicht jeder Berechtigte sein Wahlrecht in Anspruch nimmt - vor vier Jahren lag die Beteiligung bei knapp 76 Prozent - dürfte der Anteil der Briefwählerinnen und -wähler nach Schätzung Hatzelmanns deutlich über 50 Prozent liegen.

    Warum diesmal so viele Menschen den Gang ins Wahllokal scheuen, kann er sich nicht erklären. Dass bei der Kommunalwahl 2020 im Landkreis rund 57 Prozent daheim abstimmten, wundert nicht: Einerseits baute sich gerade die erste Pandemiewelle auf, andererseits sind Kandidatenauswahl und Abstimmungsbogen ungleich größer als bei einer Bundestagswahl, wo nur zwei Kreuzchen gefordert sind.

    Dauert es diesmal länger mit den Wahl-Ergebnissen?

    Diese große Nachfrage hat nicht nur zur Folge, dass mancherorts das Material knapp wurde, sondern auch die Zahl der Wahlhelfer aufgestockt werden musste. Der Grund: Briefwahlstimmen zu zählen ist deutlich aufwendiger, denn es müssen mehr Umschläge geöffnet werden. Das könnte heißen, dass die Ergebnisse erst sehr spät am Abend feststehen. Vor vier Jahren lagen die finalen Zahlen um 22.10 Uhr im Landratsamt Neu-Ulm vor. Stefan Hatzelmann: "Ich hoffe nicht, dass es diesmal später wird." Doch eine Prognose möchte er nicht abgeben.

    Eine gewisse Beschleunigung verspricht er sich allerdings vom immer noch recht neuen Wahlprogramm, also der Datenverarbeitungssoftware. Früher konnten die Ergebnisse nur ortsweise ans Landratsamt übermittelt werden. Wenn also die Helfer in einem Wahllokal besonders langsam zählten, wurde das Gesamtergebnis ebenfalls entsprechend spät ans Landratsamt durchgegeben. Seit der Kommunalwahl im vergangenen Jahr ist es möglich, dass die einzelnen Lokale ihre endgültigen Zahlen selbstständig melden. Somit fallen einzelne Nachzügler nicht mehr so ins Gewicht. Erste Ergebnisse könnten nach Schätzung von Hatzelmann gegen 19 Uhr präsentiert werden. Die Aufstellung findet sich auf der Online-Seite des Landratsamtes sowie im Internetportal unserer Redaktion unter www.nuz.de.

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