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Landkreis Neu-Ulm: Absagen wegen Corona: Was wird aus dem Fasching im Landkreis Neu-Ulm?

Landkreis Neu-Ulm

Absagen wegen Corona: Was wird aus dem Fasching im Landkreis Neu-Ulm?

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    Die Gardemädchen der Greane Krapfa Oberelchingen haben sich auch mit Onlinetraining vorbereitet, noch ist die neue Saison nicht abgeschrieben.
    Die Gardemädchen der Greane Krapfa Oberelchingen haben sich auch mit Onlinetraining vorbereitet, noch ist die neue Saison nicht abgeschrieben. Foto: Andreas Brücken

    Schunkeln, tanzen und in der Polonaise durch den voll besetzten Saal schreiten, in ausgelassener Feierlaune und oft auch mit Alkohol – so wird auch in unserer Region der Karneval, die Fasnacht oder der Fasching gefeiert. Nicht jedoch in der kommenden Saison, zumindest, wenn es nach dem Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geht. Als bekennender Faschingsfreund will der Politiker die bevorstehende Saison coronabedingt streichen.

    Christian Simnacher, der unter anderem den Faschingsumzug durch Weißenhorn mitorganisiert, bleibt gelassen. „Das ist bis jetzt nur eine Idee, wie sie jeder Politiker haben darf.“ Simnacher sieht als Veranstalter eines Großevents mit Dutzenden Vereinen und Tausenden Besuchern aber deshalb zurzeit noch keinen Anlass, am Weißenhorner Faschingsplan zu rütteln.

    Fasching im Kreis Neu-Ulm vor dem Aus: Neben der Gaudi gibt es auch wirtschaftliche Gründe

    Neben der Gaudi am Feiern gibt es auch wirtschaftliche und rechtliche Gründe, wie Simnacher erklärt: „Wer jetzt ohne offizielles Verbot eine Veranstaltung absagt, begeht Vertragsbruch.“ Gemeint damit sind die verbindlichen Buchungen der Bands und Kapellen, die schon mindestens ein Jahr im Voraus getroffen worden sind.

    Falls tatsächlich ein gesetzliches Verbot für die bevorstehende Faschingssaison kommen sollte, verweist Simnacher auf zahlreiche andere Massenveranstaltungen, die dann ebenfalls vor dem Aus stehen würden. Eine Chance in der Krise sieht derweil der Organisator, sich unter diesen Umständen auf den Ursprung des Faschings zu besinnen, um vor der Fastenzeit noch einmal verrückte Dinge zu tun und Spaß zu haben, was auch ohne alkoholische Exzesse möglich sei.

    Auch die stellvertretende Vorsitzende der Oberelchinger Karnevalsgesellschaft Greane Krapfa, Melanie Beer, sieht noch keinen Grund, die bevorstehende Kampagne abzublasen: „Wir können nicht in die Kristallkugel blicken“, sagt sie und versichert, alles dafür zu tun, dass in der närrischen Zeit das Brauchtum der drei Abteilungen weiter gepflegt wird: „Nur wie das in Zukunft aussieht, kann noch keiner sagen“, erklärt Beer weiter.

    Garde in Oberelchingen trainiert schon an der neuen Choreografie

    Derweil trainieren die Garden schon an der neuen Choreografie – selbstverständlich im vorgeschriebenen Abstand und unter freiem Himmel, weil die Abstandsregeln unter den großen Tanzgruppen selbst in der Turnhalle nicht erfüllt werden können. Der guten Stimmung im närrischen Hofstaat der Krapfenburg hätten selbst die Verordnungen der vergangenen Monate nichts anhaben können, erklärt Beer und spricht von der Gemeinschaft, die auch unter dem Virus nicht gelitten hätte.

    Während des Kontaktverbots haben sich die Gardetänzer sogar per Onlinetraining auf die neue Saison vorbereitet. Schwieriger sei es jedoch beim Nachwuchs, wie die Vorsitzende ergänzt: „Einige Kinder sind uns weggeblieben.“

    Der Carneval Club Au – hier ein Bild vom jüngsten Umzug – bleibt abwartend.
    Der Carneval Club Au – hier ein Bild vom jüngsten Umzug – bleibt abwartend. Foto: Andreas Brücken

    Abwartend bleiben auch die Verantwortlichen beim Carneval Club Au, wie der Zweite Vorsitzende Harald Müllererklärt und ergänzt, dass die geltenden Abstandsregeln beim Umzug oder im Festzelt schwierig einzuhalten seien. Im Rahmen der Vereinssitzung im kommenden Herbst sollen die Details für den Umzug noch endgültig besprochen werden. Der Auftakt am 11. November soll jedoch nur im kleinen Rahmen mit etwa 100 Personen stattfinden. „Mit unseren älteren Mitgliedern haben wir auch eine Risikogruppe zu schützen“, betont Müller.

    In Pfuhl wird es ab dem 11. November, der diesmal auf einen Mittwoch fällt, auch nach dem Faschingsanfang ungewöhnlich ruhig bleiben. Hier haben sich die Verantwortlichen des Karnevalsvereins gegen jede Teilnahme an Veranstaltungen ausgesprochen. Besonders schwergefallen dürfte die Entscheidung gewesen sein, weil die Sieben-Schwaben-Prunksitzung unter dem Dach des Seejockels stattgefunden hätte. Doch schon im Juni haben sich die Macher gegen die Durchführung entschieden und diese auf das Jahr 2022 verschoben.

    Der Pfuhler Seejockel sollte Gastgeber der Sieben-Schwaben-Prunksitzung sein, doch das Faschingsgroßereignis ist bereits im Juni abgesagt und auf das Jahr 2022 verschoben worden.
    Der Pfuhler Seejockel sollte Gastgeber der Sieben-Schwaben-Prunksitzung sein, doch das Faschingsgroßereignis ist bereits im Juni abgesagt und auf das Jahr 2022 verschoben worden. Foto: Andreas Brücken

    Der Vorsitzende Dirk Rotfuchs erklärt dazu, dass die Entwicklung der Pandemie nicht vorhersehbar sei, um ein solches Event zu planen. Auch wenn die Besucher in der großen Seehalle mit ausreichendem Abstand Platz gehabt hätten, beschreibt Rotfuchs die Situation der Akteure auf und hinter der Bühne: „Da kann man sich nicht aus dem Weg gehen.“

    Ebenfalls gestrichen wurde das Weinfest der Trachtengruppe im Herbst, mit dem das 50-jährige Bestehen der Abteilung gefeiert werden sollte. Ob sich vereinsintern spontane Feiern ergeben, will Rotfuchs jedoch nicht ausschließen. Als kleinen Trost für die ausfallende Kampagne, für die auch kein Prinzenpaar inthronisiert werden soll, erhalten alle Mitglieder einen Faschingsorden – exklusiv mit Coronamotiv.

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