Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neu-Ulm
Icon Pfeil nach unten

Landkreis: Babyboom beschäftigt Bürgermeister: Kitaplätze sind knapp geworden

Landkreis

Babyboom beschäftigt Bürgermeister: Kitaplätze sind knapp geworden

    • |
    In den Kindergärten wird es langsam eng, deshalb müssen die Kommunen immer mehr Platz schaffen.
    In den Kindergärten wird es langsam eng, deshalb müssen die Kommunen immer mehr Platz schaffen.

    Immer mehr Kinder werden im Landkreis in Kitas betreut. „Der Bedarf steigt“, bestätigt Lothar Girrbach, der am Landratsamt in Neu-Ulm für die Jugendhilfeplanung und Familienbildung zuständig ist. Das liege an mehreren Faktoren, wie der höheren Geburtenzahl, dem Rechtsanspruch auf einen Platz und dass Familien das zweite Einkommen benötigen. Zudem habe sich die Einstellung in der Gesellschaft zu Krippe und Kindergarten geändert.

    Dies ist im Landkreis Neu-Ulm besonders im Bereich der Unter-Dreijährigen zu sehen. „Hier steigt der Bedarf in allen Gemeinden“, sagt Girrbach. Dabei müsse jedoch stark nach jeder Kommune differenziert werden. „Den größten Bedarf an mehr Plätzen haben sicherlich die großen Orte.“ Das bringt Städte und Gemeinden in Zugzwang. Alle haben laut Girrbach reagiert oder sind dabei, dies zu tun. Es muss gebaut werden. Wir geben einen Überblick über die Lage in ausgewählten Kommunen:

    Senden Die Stadt Senden versucht schon länger, den steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen zu decken. Und hat dafür keine Kosten gescheut: rund 5,4 Millionen Euro sind in neue Gebäude, Anbauten oder Zusatzgruppen geflossen. Mehr als neun Millionen Euro sind zudem in Planung, der Großteil davon für einen Neubau mit insgesamt neun Gruppen. Derzeit bietet Senden 104 Plätze für unter Dreijährige an und 731 für Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Es fehlen in den nächsten beiden Jahren den Berechnungen nach 62 U-3-Plätze und 72 Plätze bei den älteren Kindern. Und der Bedarf wird weiter steigen, sagt Walter Gentner, Geschäftsbereichsleiter für Bildung, Sport und Vereine bei der Stadt. Denn in Senden kommen weitere Neubaugebiete hinzu und die Innenstadt soll nachverdichtet werden. Deswegen wurden in den vergangenen beiden Jahren fünf Regelgruppen und vier Krippengruppen neu geschaffen. Um den berechneten Zusatzbedarf zu decken, sollen weitere drei bis vier Gruppen hinzukommen – und der große Neubau auf dem Webereigelände.

    Der Bedarf an Kita-Plätzen steigt drastisch

    Neu-Ulm In den Kitas hat die Stadt Neu-Ulm derzeit eine Versorgungsquote von 115 Prozent. Doch der Bedarf wächst und wächst: 500 neue Plätze sollen bis 2023 geschaffen werden. Deshalb baut die Stadt eigene Einrichtungen, holt aber auch freie Träger wie die Kirchen mit ins Boot. In diesem Jahr werden die „Bärenhöhle“ und die „Schatzinsel“ um insgesamt drei Ü-3-Gruppen erweitert. Bis Herbst gibt es dann 2213 Plätze für Kinder zwischen drei und sechs Jahren in Neu-Ulm. Für die nächsten Jahre rechnet die Stadt auch mit mehr Kindern mit traumatischen Störungen und Entwicklungsverzögerungen, die in Integrativgruppen betreut werden müssen. Bei den Krippen für die Kinder unter drei Jahren ist die Situation ebenfalls angespannt. Die Stadt geht davon aus, dass der Bedarf in den kommenden Jahren auf mehr als 50 Prozent steigen wird. Mit dem Bau von Einrichtungen ist es aber nicht getan. „Eine der größten Herausforderungen wird sein, genügend Personal mit ausreichender Qualifikation zu finden, da auch hier der Fachkräftemangel deutlich spürbar ist“, sagte Ralph Seiffert, der Leiter des Fachbereichs Schulen, Kultur, Sport und Soziales.

    Weißenhorn Einen millionenschweren Kita-Neubau plant die Stadt Weißenhorn derzeit neben dem Claretiner-Kolleg. Dort sollen drei Krippengruppen für Kinder bis zum dritten Lebensjahr mit insgesamt 36 Plätzen und eine Gruppe für Kinder vom dritten bis zum sechsten Lebensjahr mit 24 Plätzen entstehen. Diese Zahlen decken sich nach Angaben der Hauptamtsleiterin Melanie Müller mit dem zusätzlichen Bedarf in Weißenhorn. Für diese neue Kita sucht die Stadt noch einen Träger. Derzeit gibt es in der Fuggerstadt zehn Kindertageseinrichtungen: Die Stadt selbst betreibt vier, sechs haben andere Träger. Es bestehen 72 Krippen- und 465 Kindergartenplätze. Müller zufolge wurden wegen der bislang guten Betreuungsstruktur in Weißenhorn in den vergangenen zwei Jahren keine weiteren Gruppen geschaffen. Auch Notgruppen seien bislang nicht notwendig gewesen.

    Nersingen In der Gemeinde Nersingen ist die Verwaltung vor zwei Jahren förmlich von Anfragen überrollt worden. Im Eiltempo beschloss der Gemeinderat deshalb, den evangelischen Kindergarten Leibi zu erweitern und dort eine neue Krippengruppe einzurichten. Diese hat mittlerweile ihren Betrieb aufgenommen. Nersingen bietet derzeit 67 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren an sowie 253 Plätze für über Dreijährige. Hinzu kommen zehn Plätze in der Großtagespflege, die acht bis neun Kinder im Alter zwischen einem bis fünf Jahren betreut. Auch das starke Werben der Gemeinde für die Tagespflege hatte Erfolg: Mehrere Bürger haben einen entsprechenden Kurs absolviert und arbeiten jetzt als selbstständige Tagespflegepersonen. Derzeit können laut Gemeinde noch keine Angaben gemacht werden, wie hoch der zusätzliche Bedarf an Krippen- oder Kitaplätzen ist, fest steht aber: Es gibt ihn.

    Wartelisten für drei Kitas

    Vöhringen In Vöhringen wird ebenfalls vorgesorgt. Dort wird an den Kindergarten Rappelkiste angebaut, um genügend Platz zu schaffen. Und auch eine Alternative zum herkömmlichen Kindergarten ist geplant: Tagesmütter sollen im Knaur-Haus Räume zur Verfügung gestellt bekommen, in denen sie Kinder in einer sogenannten Großtagespflege betreuen können. Bürgermeister Karl Janson teilt zudem mit, dass auch über den Bedarf und den Standort eines Wald- oder Naturkindergartens nachgedacht werde. Insgesamt gibt es in der Kommune bisher sechs Betreuungseinrichtungen für Buben und Mädchen. Für drei Vöhringer Kitas gibt es Wartelisten: Kita Nord, St. Martin und Rappelkiste. Bürgermeister Janson teilt aber auch mit: „Manche Eltern melden ihr Kind mehrfach an.“

    IllertissenAuch in Illertissen platzen die Betreuungseinrichtungen für Kinder aus allen Nähten. Aktuell stehen im gesamten Stadtgebiet 573 Kindergartenplätze zur Verfügung. Und ein neuer Kindergarten ist geplant, Ende 2019 soll dieser eröffnet werden. Rund 2,3 Millionen Euro sind für den Neubau vorgesehen. Relativ neu ist ebenfalls der naturnahe Kindergarten im Wald bei der Staudengärtnerei Gaissmayer. Nur dort gebe es noch einige wenige freie Plätze, allerdings würden die Buben und Mädchen nur halbtags betreut werden – das sei ein anderes Konzept. 18 Kinder hätten Platz, zwölf seien angemeldet. Illertissen verfügt zusätzlich über 84 Krippenplätze, mit dem Neubau sollen zwölf dazukommen. Breymaier: „Es ist ein ‘Seiltanz’, die Plätze mit Augenmaß auszubauen, denn es gibt einige Unbekannte, wie die Zahl der Zuzüge und das Anmeldeverhalten der Eltern.“ Laut der Rathausmitarbeiterin ließen heutzutage Eltern ihre Kinder früher und länger betreuen, als noch vor einigen Jahren. Und ähnlich wie die Neu-Ulmer Kollegen sieht auch sie ein Problem darin, qualifiziertes und gutes Personal zu finden. „Meines Erachtens müsste insbesondere die Ausbildung für Erzieher novelliert und der schöne und wichtige Beruf in ein attraktiveres Licht gerückt werden, damit sich mehr junge Menschen dafür entscheiden.“

    Nachfrage übersteigt Zahl der Betreuungsplätze

    Buch Im Markt Buch gab es im vergangenen Jahr nicht genug Betreuungsplätze. Wie Bürgermeister Roland Biesenberger mitteilt, haben Eltern von 159 Kindern angefragt. Zur Verfügung stehen 125 Kindergartenplätze und 14 Krippenplätze. Letztere wurden bislang nur provisorisch im Kindergarten im Ortsteil Buch eingerichtet. Ein Problem bei den vier Kindergärten in Buch und den Ortsteilen Gannertshofen, Obenhausen sowie Ritzisried ist laut Bürgermeister die alte Bausubstanz der Gebäude. Bei zwei Einrichtungen musste der Brandschutz nachgebessert werden. Gleichzeitig wurde mit der Planung eines neuen Kindergartens begonnen. Aufgrund verschiedener Hürden wird der Bau erst in diesem Jahr und damit später als vorgesehen fertiggestellt. Wie berichtet gab es auch Proteste aus der Bevölkerung gegen eine größere zentrale Einrichtung. Im neuen Kindergarten wird es auch eine Integrativgruppe geben.

    Babenhausen Vier kommunale Kindergärten gibt es in Babenhausen im Unterallgäu und auch diese stoßen alle an ihre Kapazitätsgrenzen. Einerseits sind die Gruppen voll, andererseits wird der räumliche Platz eng. Babenhausen will nun ein neues Gebäude bauen, in das der Kindergarten Guter Hirte umziehen soll. Wo und wann das neue Gebäude errichtet wird, ist noch nicht klar. Für das kommende Kindergartenjahr muss sich die Kommune deshalb nach Alternativen umsehen. Der Markt sucht nach bestehenden Räumen, die sich dafür eignen, eine zusätzliche Gruppe unterzubringen. Auch eine Containerlösung ist nicht ausgeschlossen.

    (cao, aat, mru, jsn, feema)

    Lesen Sie auch Zähes Warten auf den Kindergartenplatz

    In Krumbach fehlen Kita-Plätze - keine schnelle Lösung in Sicht

    Kita-Bau in der Mozartstraße: Illertissen erhält Zusage vom Staat

    Manche Kita macht tageweise dicht

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden