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Prozess in Ulm: Vier Brände und versuchter Mord: Ist ein Feuerwehrmann ein Feuerteufel?

Prozess in Ulm

Vier Brände und versuchter Mord: Ist ein Feuerwehrmann ein Feuerteufel?

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    Feuerwehrmann soll zwei Scheunen, Auto und Wohnwagen angezündet und auch gelöscht haben
    Feuerwehrmann soll zwei Scheunen, Auto und Wohnwagen angezündet und auch gelöscht haben Foto: Thomas Heckmann

    Versuchter Mord und Brandstiftung lauten die Vorwürfe gegen einen 36-Jährigen aus Ulm, gegen den am Freitag der Prozess vor dem Ulmer Landgericht eröffnet wurde. Er soll in den vergangenen beiden Jahren im Ulmer Stadtteil Wiblingen zwei Scheunen, ein Auto und einen Wohnwagen in Brand gesetzt und dabei auch den Tod von drei Menschen einkalkuliert haben. Der Mann selbst äußerte beim Auftakt nicht dazu. Vor Prozessbeginn und im Zuhörerraum des Gerichtssaals sitzen mehrere Feuerwehrleute. Schon bevor die Verhandlung beginnt, haben sie ihr Unverständnis zum Ausdruck gebracht, dass einer ihrer Kameraden der Verursacher von vier Brandstiftungen sein soll. Die Staatsanwaltschaft hält sich auch auf Nachfrage noch bedeckt, wie sie dem Mann auf die Spur gekommen ist. Diese Informationen seien Teil der Beweisaufnahme, die erst an weiteren Prozesstagen fortgeführt wird.

    Die Feuerwehr konnte im Ulmer Stadtteil Wiblingen verhindern, dass sich ein Brand auf einem Bauernhof weiter ausbreitet.
    Die Feuerwehr konnte im Ulmer Stadtteil Wiblingen verhindern, dass sich ein Brand auf einem Bauernhof weiter ausbreitet. Foto: Thomas Heckmann (Archivbild)

    Im März 2022 brannte nachts die erste Scheune im alten Ortskern von Ulm-Wiblingen. In den Stallungen im Erdgeschoss befanden sich 49 Mutterschweine, die erst nach dem Ablöschen des brennenden Dachstuhls gerettet werden konnten. Rund eine halbe Million Euro Sachschaden entstand dabei. Ein Vierteljahr später brannte ebenfalls mitten in der Nacht ein am Fahrbahnrand abgestellter Mercedes aus. Die Kriminalpolizei konnte feststellen, dass der Brand hinten rechts am Auto ausbrach. Ein Sachschaden von etwa 50.000 Euro war hier die Folge.

    Mitte Juli 2023 wurde kurz vor 23 Uhr ein brennender Wohnwagen an der Bezirkssportanlage Wiblingen gemeldet. Der Wohnwagen war aufgebrochen und ein Schwelbrand im Inneren erzeugt worden. An dem alten Wohnwagen entstand ein Schaden von mehr als 4000 Euro. Rund vier Stunden später brannte eine Scheune in der Wiblinger Hauptstraße. Die Polizei sicherte mehrere Spuren von Brandbeschleuniger, darunter auch an einem Brennholzstapel. Der Schaden wird mit 700.000 Euro angegeben.

    Anklage: Feuerwehrmann soll um die Gefahr der Brände gewusst haben

    Anwohner von angrenzenden Wohnhäusern waren laut Staatsanwaltschaft durch die Brandgase in unmittelbarer Lebensgefahr, da sie mitten in der Nacht schlafend die Gase einatmen und daran versterben können. Da der Angeklagte, von dem die Staatsanwaltschaft überzeugt ist, dass er der Täter ist, bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist, muss er nach Ansicht der Anklagebehörde um diese Gefahr gewusst und soll sie daher billigend in Kauf genommen haben. Darauf gründet sich der Vorwurf des versuchten Mordes. Laut Anklage war der Feuerwehrmann bei den Bränden selbst im Einsatz. So zum Beispiel beim ersten Brand auf dem ersten Löschfahrzeug als erster Atemschutztrupp. Nur sechs Minuten nach dem Alarm rückte das Fahrzeug an der Feuerwache aus und war nach weniger als zwei Minuten an der brennenden Scheune. Bis zum Urteil sind noch fünf weitere Verhandlungstage geplant, dazu sind acht Zeugen geladen und zwei Sachverständige unterstützen das Gericht mit ihrem Fachwissen. Das Urteil wird für den 30. Juli erwartet.

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