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Kreis Neu-Ulm/Kreis Günzburg: Wildkräuter und Marketing: Wie "NaturDesign by Verena" zum Erfolg wurde

Kreis Neu-Ulm/Kreis Günzburg

Wildkräuter und Marketing: Wie "NaturDesign by Verena" zum Erfolg wurde

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    In wahrsten Sinne des Wortes, die Vorzeigegründerin der IHK: Verena Krimbacher mit einem Stövchen, Kräutermischung und anderen Produkten aus ihre Hofladen in Kammeltal-Ettenbeuren.
    In wahrsten Sinne des Wortes, die Vorzeigegründerin der IHK: Verena Krimbacher mit einem Stövchen, Kräutermischung und anderen Produkten aus ihre Hofladen in Kammeltal-Ettenbeuren. Foto: Oliver Helmstädter

    Die 28-jährige Verena Krimbacher ist eine von zuletzt 2081 Menschen in Westschwaben, die den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt haben. Die Ettenbeurerin studierte zuvor In­for­ma­ti­ons­ma­nage­ment und Un­ter­neh­mens­kom­mu­ni­ka­ti­on an der Hochschule Neu-Ulm - und bereut ihre Entscheidung nicht, wie sie auf einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer zu den die neuesten Zahlen und Trends zur Gründung in der Region sagt. 

    Biohof in Ettenbeuren

    Die Krimbachers sind in Ettenbeuren seit Jahrzehnten eine Institution. Mit der Gründung des Biohofs waren ihre Schwiegereltern 1984 Pioniere. Schon vier Jahre später begannen Lore und Hubert Krimbacher senior. mit der Selbstvermarktung von Kartoffeln und Getreide im Kammeltaler Ortsteil. 

    Die nächste Generation, also Hubert Krimbacher und seine Frau Verena brachte den Hofladen dann 2021 auf das nächste Level. Neues Gebäude, mehr Produkte. Noch als Beschäftigte im Günzburger Landratsamt tauchte Verena Krimbacher immer tiefer in eine spezielle Schiene des Bioladens ein: Alte Traditionen und neues Wissen rund um Wildkräuter. Im März vergangenen Jahres gründete sie "NaturDesign by Verena", erst im Nebenerwerb. 

    Neben den neuen, eigenen Produkten des von ihr geführten und neu gestarteten Hofladens wie Nudeln aus eigenem Ur-Dinkel (der nicht mit Weizen gekreuzt wurde wie "normaler" Dinkel) Räuchermischungen, Kräuterkissen und Düfte samt Stövchen und Kursen an. 

    Ohne „Esoterik-Schiene“: Idee der früheren Studentin aus Neu-Um ist ein Erfolg

    "Das ging irgendwann voll durch die Decke", sagt Verna Krimbacher über "NaturDesign by Verena". Zu den Verkäufen, von denen viel über Instagram laufe, seien immer mehr Anfrage nach Kursen gekommen. Vor allem das Thema Räucherkurse sei extrem nachgefragt worden, sagt sie. Sie habe das sogar "einbremsen" müssen, schließlich hatte sie ja noch einen Job im Landratsamt zu erledigen. Eines ihrer Erfolgsgeheimnisse sei womöglich, dass sie ihre Produkte und Kurse ganz ohne "Hokuspokus und Spinnerei" anbiete. "Ich will nicht in der Esoterik-Schiene landen." Es sei offenbar rübergekommen, dass sie im Gegensatz zu anderen nur Bodenständiges anbiete. Und jetzt arbeitet Verena Krimbacher in Vollzeit in ihren zwei Firmen, während ihr Mann den Hof bewirtschaftet. Hofladen und "NaturDesign by Verena". 

    In Nord- und Westschwaben ist wieder mehr Gründergeist spürbar: Im Jahr 2023 haben sich in den Landkreisen Neu-Ulm, Günzburg, Dillingen und Donau-Ries 3.654 Menschen selbständig gemacht. Von links: IHK-Wirtschaftsforscher Niklas Gouverneur,  Karin Bräuer, Gründungsberaterin der IHK Schwaben und und Ercin Özlü, von der IHK.
    In Nord- und Westschwaben ist wieder mehr Gründergeist spürbar: Im Jahr 2023 haben sich in den Landkreisen Neu-Ulm, Günzburg, Dillingen und Donau-Ries 3.654 Menschen selbständig gemacht. Von links: IHK-Wirtschaftsforscher Niklas Gouverneur, Karin Bräuer, Gründungsberaterin der IHK Schwaben und und Ercin Özlü, von der IHK. Foto: Oliver Helmstädter

    Die drei Säulen Betriebswirtschaftslehre, IT -sowie Kommunikation & Gestaltung ihres Studiums an der HNU, das sie 2020 abschloss, stützen auch nun ihre junge Firmen: Mit diesem Wissen setzt sie etwa auf modernes Marketing im Hofladen. "Der Wandel ist sichtbar", sagt sie. Das eigene Krimbacher-Design spiegelt sich im Laden, auf den Produkten und sogar den Verkaufstüten wider. "Das Publikum hat sich verändert." Viel mehr jüngere Leute kommen jetzt in ihren Laden. 

    Richtig schwer sei es ihr nicht gefallen, den sicheren Job in einer Behörde gegen die Selbstständigkeit einzutauschen. "Die Thematik fasziniert mich. Ich brenne dafür", sagt sie über ihr Fachwissen zum Thema Wildkräuter. Dann stellte sie fest, dass es offensichtlich einen Markt für Produkte und Wissen aus dem Bereich gibt. Und im Bereich Hofladen hätte sie schnell bemerkt, dass auch hier die Nachfrage groß ist, wenn man sich von anderen Hofläden abhebt. "Einkorn- und Ur-Dinkelmehl gibt es sonst so gut wie gar nicht." 

    Gründungsberatung der IHK

    Nicht umsonst wurde die Ettenbeurerin von Karin Bräuer, Gründungsberaterin der IHK Schwaben, als Parade-Gründerin eingeladen. Das Thema Unternehmerin sein und eine gute Geschäftsidee zu haben ist ihr Antrieb und sind auch die beiden meist genannten Motive der jungen Gründer und Gründerinnen aus der Region. Auch die beiden Hautforderungen von Gründern an die Politik landen bei ihr an der Spitze: Eine Vereinfachung des Steuerrechts und Bürokratieabbau. Nicht immer leicht sei es aber, als junge Frau in diesem Bereich auf eigenen Füßen zu stehen: Sätze wie "mach doch lieber einen gescheiten Beruf", habe sie schon gehört, als sie mit "NaturDesign by Verena" an die Öffentlichkeit ging. Gerade Frauen würden am Anfang eher ab und an Respekt wenig Respekt entgegengebracht. "Manche Menschen haben mich nicht ernst genommen." Gerade die ältere Generation. Doch das habe sich gelegt. 

    Der klassische "Durchschnittsgründer" ist männlich, 38 Jahre alt, hat Abitur und lebt eher städtisch. Damit liegt Verena Krimbacher nicht im Schnitt. Nur knapp 40 Prozent der Menschen, die Gründungsberatungen in Anspruch nehmen, sind weiblich, wie Bräuer sagt. "Tendenz stark steigend." Bald sei hier ein ausgeglichenes Verhältnis zu erwarten. Nicht zuletzt will die IHK mit dem Netzwerk Female Empowerment diese Ziffer erhöhen. 

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