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Kreis Neu-Ulm: Ein Bunga-Bunga-Girl auf dem Weg zu Gott

Kreis Neu-Ulm

Ein Bunga-Bunga-Girl auf dem Weg zu Gott

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    Vorher nachher: Die Polin Ania Goledzinowska war einst als Showgirl in der schillernden Partywelt Mailands unterwegs – jetzt hat sie ihren Weg zum Glauben gefunden.
    Vorher nachher: Die Polin Ania Goledzinowska war einst als Showgirl in der schillernden Partywelt Mailands unterwegs – jetzt hat sie ihren Weg zum Glauben gefunden. Foto: Uta Wittke

    Von der schillernden Showgirl-Welt Mailands zu Gebet und sexueller Enthaltsamkeit: Ania Goledzinowska hat in ihrem Leben eine große Wendung erfahren. Wie ihr Weg sie in den Wallfahrtsort Medjugorje in Bosnien und Herzegowina, wo sie jetzt in der Gemeinschaft „Oase des Friedens“ lebt, davon erzählte die junge Frau als „Lebenszeugnis“ in der Gebetsstätte Marienfried. Dabei warb sie auch für die von ihr gegründete Initiative „Reine Herzen“, die sich für Keuschheit vor der Ehe einsetzt.

    „Vom Bunga-Bunga-Girl zur Quelle des Lichts“

    Dass die Präsentationsreihe „Vom Bunga-Bunga-Girl zur Quelle des Lichts“ in der Gebetsstätte Station machte, kommt nicht von ungefähr. Das deutschsprachige Informationszentrum für Medjugorje hat seinen Sitz im Pfaffenhofener Ortsteil Beuren und fühlt sich mit der Gebetsstätte in einer „Weggemeinschaft“ verbunden. Rund 500 Menschen kamen, um die Heilige Messe zu besuchen und die Geschichte von Ania zu hören.

    Lebhaft und ohne Selbstmitleid schilderte die junge Frau ihren Lebensweg. Die 31-Jährige berichtet von ihrer Jugend in Polen, einem alkoholkranken Vater, der früh starb, einer verzweifelten Mutter, die danach öfter fremde Männer nach Hause brachte. Mit zehn Jahren sei sie von einem dieser Männer missbraucht worden, erzählt sie, aber niemand habe ihr geglaubt. Ein Selbstmordversuch mit 13, Rebellion gegen Schule und Familie, ein Leben auf der Straße mit Alkohol und Drogen folgten.

    Das Versprechen einer Modellkarriere lockte die damals 16-jährige Ania nach Italien. Doch brutale Realität ließ die Traumblase zerplatzen: Das Mädchen sollte als Prostituierte arbeiten. Ania schaffte später den Absprung. Sie kam nach Mailand und fasste in der Welt des Showbusiness Fuß. Luxus, aber auch Drogen und Alkohol gehörten nun zu ihrem Leben. Auf ihre Vergangenheit als sogenanntes „Bunga-Bunga-Girl“ ging Ania in Marienfried nicht weiter ein. Dieser Begriff wurde 2010 als Bezeichnung für Sex-Partys um den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi geprägt. Es heißt jedoch, sie habe Berlusconi 2008 an seinem 72. Geburtstag kennengelernt, als sie leicht bekleidet als „Geschenk“ einer großen Torte entstieg.

    Eine Erscheinung brachte für Ania Goledzinowska

    Eine Erscheinung brachte die Wende: Eines Nachts erwachte Ania vom Gebell ihres Hundes und meinte, einen alten Mann an ihrem Bett stehen zu sehen, der den Kopf schüttelte und sie zu fragen schien: „Ania, was machst du?“. Erst Jahre später sei ihr klar geworden, dass es sich bei dieser Erscheinung um Pater Pio gehandelt habe, einen der populärsten Heiligen in Italien, erzählt Ania. Nach dieser Begegnung habe sie die Drogen aufgegeben.

    Die Frau beschloss, ihre Geschichte in einer Biografie zu erzählen. Ihr Verleger habe jedoch eine Bedingung gestellt: Sie soll mit ihm nach Medjugorje kommen. Mit einer Pilgergruppe sei sie 2010 zum Wallfahrtsort gereist – und habe dort trotz anfänglicher Skepsis eine Glaubenserfahrung gemacht. Zurück in Mailand habe sie das Erlebte nicht losgelassen: Sie entschied sich, nach Medjugorje zurückzukehren und in der „Oase des Friedens“ zu leben, einer gläubigen Gemeinschaft, die in sexueller Enthaltsamkeit lebt. Später löste sie die Verlobung mit Berlusconis Neffen Paolo Enrico Beretta. Mittlerweile sei sie verheiratet mit einem jungen Mann, den die Gemeinschaft ihr vorgestellt habe, sagt sie.

    Verzeihen und Lieben seien wichtig, gibt Ania ihren Zuhörern mit auf den Weg. Und wirbt für die von ihr gegründete Initiative „Cuori Puri“, zu Deutsch: „Reine Herzen“, die Enthaltsamkeit vor der Ehe als Schlüssel für späteres Glück ansieht. „Glückliche Familien, Ehepaare, die sich lieben“, erhofft auch Claudia Rudolph, die Vertreterin der Initiative in Deutschland und findet: „Keuschheit ist das beste Hochzeitsgeschenk, das man machen kann.“

    Marienfried-Direktor Clemens Maria Henkel zeigte sich beeindruckt von der Lebensgeschichte Goledzinowskas und ihrem Engagement für den Glauben. Die Frage, was sie noch alles vorhabe, konterte die 31-Jährige mit Humor: „Wenn du Gott zum Lachen bringen möchtest, erzähl’ ihm deine Pläne“, sagte sie schmunzelnd.

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