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Kreis Neu-Ulm: Bahnunglück erschüttert Kellmünz

Kreis Neu-Ulm

Bahnunglück erschüttert Kellmünz

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    Bahnunglück erschüttert Kellmünz
    Bahnunglück erschüttert Kellmünz

    Von Zita Schmid und Bernd Kramlinger

    Kellmünz/Ulm Die Marktgemeinde

    Durch die Wucht des Aufpralls wird der vordere Triebwagen des zweiteiligen Zugs aus den Schienen geworfen und um 180 Grad herumgerissen. Der Wagen stürzt danach die Böschung der Bahngleise hinunter und bleibt geschätzte 100 Meter nach dem Bahnübergang seitlich in den Vorgärten zweier Häuser im Illerau-Viertel liegen, nur wenige Meter neben einem Sandkasten. Der ursprünglich hintere Zugwagen rollt noch ungefähr 50 Meter weiter.

    Unmittelbar, nachdem Anwohner einen „Riesenknall“ gehört hatten, beginnen bereits die Rettungsarbeiten. Mitarbeiter der benachbarten Firma Butzbach rennen geistesgegenwärtig mit Leitern zu dem umgekippten Wagen und helfen den Passagieren durch eingeschlagene oder geborstene Fenster ins Freie.

    Für die Ersthelfer und die später eintreffenden Retter bietet sich am Unfallort ein Bild der Verwüstung: Verbogene, aus dem Gleiskörper herausgerissene Schienen, Metallteile und Gepäck liegen weit verstreut herum.

    Wie gewaltig die Kräfte waren, die auf den Regionalexpress wirkten, beweist ein Fahrgestell, das von dem umgekippten Wagen abgerissen worden ist.

    Das Auto ist nur noch ein einziger Haufen zerknülltes Blech. Es grenzt an ein Wunder, dass die aus Osterberg stammende alleinerziehende Mutter von drei Kindern den Zusammenstoß lebend überstanden hat – vermutlich, weil sie aus dem Wagen geschleudert wurde.

    Minuten später sind Feuerwehren und Sankas vor Ort. Die einen versorgen die Autofahrerin, die anderen kümmern sich um die Fahrgäste. Von den 54 Personen im Zug sind zwei schwer verletzt worden: ein 52 Jahre alter Mann und ein 21-Jähriger, der in Altenstadt zugestiegen ist. Er war aus dem Wagen hinausgeschleudert worden. 20 Zugreisende werden laut Polizei vom Rettungsdienst in umliegende Krankenhäuser zur weiteren medizinischen Versorgung gebracht. Die leicht verletzten und die augenscheinlich unverletzten, aber geschockten anderen Passagiere werden vom Rettungsdienst an ein schattiges Plätzchen begleitet und versorgt.

    Trotz früher Stunde klettert die Temperatur rasant nach oben. Später werden sie ins örtliche Feuerwehrhaus gebracht, wo sie von zwei Notfallseelsorgern und Mitgliedern eines Kriseninterventionsteams betreut werden.

    Nach und nach treffen immer mehr Helfer und Polizeibeamte am Ort des Geschehens ein, Suchhunde beginnen zu schnüffeln. Es besteht die Sorge, dass Menschen unter dem umgekippten Wagen eingeklemmt sind. Die Hunde bleiben ruhig. Auch aus der Luft kommt Hilfe – zwei Rettungshubschrauber und zwei Polizeihubschrauber schweben in Kellmünz ein.

    Um 10 Uhr gleicht das Gebiet um den Unfallort einer Art Heerlager: Gut 40 Einsatzfahrzeuge verteilen sich an den Straßenrändern, etwa 150 Feuerwehrleute, Sanitäter, Notärzte und Polizisten stimmen in brütender Hitze die kommenden Aktivitäten ab. In den kommenden Tagen werden Experten und Gutachter der Bundespolizei prüfen, ob die Blinkanlage am Bahnübergang funktioniert hat – oder ob, wie bereits gemutmaßt wird, die verunglückte Frau, von der Sonne geblendet, das Blinklicht übersehen hat.

    Nach dem Zugunglück muss die Illertalbahn zwischen Illertissen und Memmingen nach Angaben der Deutschen Bahn mindestens für mehrere Tage gesperrt bleiben. Reisende müssen auf dieser Strecke auf Busse umsteigen. Dadurch muss mit längeren Fahrzeiten gerechnet werden, heißt es weiter.

    Zwischen Ulm und Illertissen verkehren Züge dagegen planmäßig, heißt es in einer Pressemitteilung der Deutschen Bahn.

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