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Krankenhäuser: Kreiskliniken: Zwei gute Nachrichten und ein Problem

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Kreiskliniken: Zwei gute Nachrichten und ein Problem

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    In Neu-Ulm kommen immer mehr Kinder zur Welt.
    In Neu-Ulm kommen immer mehr Kinder zur Welt. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Nach all den schlechten Nachrichten der vergangenen Monate hier mal eine gute aus dem Krankenhaus-Bereich: Die Donauklinik in Neu-Ulm ist bei angehenden Eltern so beliebt wie noch nie. Vergangenes Jahr kamen dort 1351 Babys auf die Welt. Das sind deutlich mehr als 2017, nämlich genau 11,3 Prozent. Seit Jahren steigt die Zahl der Geburten an.

    Bevor dann doch wieder Wasser in den Wein geschüttet werden muss, hier noch eine zweite positive Meldung: Vergangenes Jahr hat die Kreisspitalstiftung Patienten befragt, wie sie denn mit den Leistungen zufrieden seien. 99 Prozent würden die Stiftungsklinik Weißenhorn an Freunde und Verwandte weiterempfehlen, ebenso viele sind es bei der Illertalklinik und immerhin 97 bei der Donauklinik. Wie Stiftungsdirektor Marc Engelhard den Mitgliedern des Krankenhausausschusses erläuterte, sei in allen Häusern das freundliche Personal und die Versorgung gelobt worden. Besonders gut kam in Weißenhorn das Essen weg. Auf solche positiven Meldungen sind die drei Kliniken mehr denn je angewiesen.

    Wenn die Menschen über die Kreis-Krankenhäuser sprechen, ist das Wort Krise nicht weit, schließlich stehen sie immer wieder wegen neuer Finanzlöcher in den Schlagzeilen. Deshalb tut sich die Stiftung schwer, neues Personal zu finden, zudem ist der Markt komplett leer gefegt. Wer will schon bei einem Arbeitgeber anheuern, dem finanziell ständig das Wasser bis zum Hals zu stehen scheint? Das war früher schon ein Problem und wird jetzt noch akuter, wie der neue Pflegedirektor Jürgen Lehmann den Ausschussmitgliedern klarmachte. Er ist seit Anfang des Jahres für das entsprechende Personal in allen drei Häusern zuständig. Mittlerweile hat der Gesetzgeber zur Verbesserung der Pflege sogenannte Personaluntergrenzen festgelegt. Sie regeln verbindlich, wie viele Pflegekräfte für eine bestimmte Anzahl Patienten mindestens vorhanden sein müssen. Wird das nicht erfüllt, müssen die Kliniken mit Sanktionen rechnen. Lehmann bringt es so auf den Punkt: „Personalmangel ist existenzgefährdend. Wer nicht genug Pflegekräfte hat, darf nicht arbeiten.“ Der Neu-Ulmer Oberbürgermeister Gerold Noerenberg (CSU) sprach in diesem Zusammenhang von gesetzlichen „Daumenschrauben“.

    Doch selbst wenn es gelingt, das Image der Kliniken massiv aufzupolieren, so ist doch der Markt für Pflegekräfte extrem ausgedünnt. Deshalb setzt Lehmann darauf, dass die drei Häuser verstärkt selber ausbilden, sich also ihren eigenen Nachwuchs heranziehen. Das führe auch zu einer stärkeren Bindung an den Arbeitgeber. Der Bedarf ist erheblich, wie der Pflegedirektor ermittelt hat, denn allein altersbedingt werden in den nächsten zehn Jahren viele Beschäftigte die Stiftungskliniken verlassen. Sie müssen ersetzt werden. Es fehle vor allem an Menschen mittleren Alters. Lehmann hat bei seiner Bestandsaufnahme in den ersten Wochen festgestellt, dass offenbar jedes der drei Häuser anders tickt, dass sich die Beschäftigten nicht unbedingt als Teil der Kreisspitalstiftung sehen, sondern zu allererst als Teil ihrer jeweiligen Klinik. Es gebe jeweils unterschiedliche Abläufe und auch viel „Selbstbeschäftigung“, die er abbauen will. Aber eines eint alle drei Belegschaften: „Ich habe sehr viele sehr nette Kollegen getroffen.“ Auch Landrat Thorsten Freudenberger fand es in diesem Zusammenhang an der Zeit, das Personal zu loben und sich „für die geleistete Arbeit zu bedanken“. Der Landkreis als Träger der Kliniken habe ein klares Ziel: „Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber sein.“

    Apropos attraktiv: Dass die Donauklinik so anziehend auf junge Paare wirkt, ist zwar gut für das Renommee des Hauses, doch weil die Geburtshilfe chronisch unterfinanziert ist, kostet sie mehr, als sie einbringt. Darauf wies Oberbürgermeister Gerold Noerenberg hin. Übrigens stammen rund 40 Prozent der Frauen, die in Neu-Ulm entbinden, nicht aus dem Landkreis, sondern von der anderen Donauseite. Deshalb warf Noerenberg die Frage auf, ob „wir das abarbeiten müssen“. Laut Engelhard zieht es auch viele Kreisbürger nach Ulm, das halte sich die Waage.

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