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Kommentar: Fasching in Corona-Zeiten: A bisserl was geht immer

Kommentar

Fasching in Corona-Zeiten: A bisserl was geht immer

Ronald Hinzpeter
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    Das närrische Treiben sieht heuer wegen Corona etwas anders aus.
    Das närrische Treiben sieht heuer wegen Corona etwas anders aus. Foto: Marcus Merk (Symbolfoto)

    Allerspätestens seit der legendären Fernsehfigur Monaco Franze wissen wir: A bisserl was geht immer. Und so packte sich am Gumpigen Donnerstag die JU-Kreisrätin Katja Ölberger im Landratsamt den Vize-Landrat Franz Clemens Brechtel, bevor er als "Sitzungspräsident" den Wirtschafts- und Verkehrsausschuss leitete - genauer gesagt, schnappte sie sich seine Krawatte. Wie es an diesem Tag guter Brauch ist, säbelte sie die stoffliche Manneszier ab. Das war dann schon das Maximum an närrischem Treiben an diesem Tag, an dem normalerweise Rathäuser gestürmt und auf Straßen getanzt wird. Zeitungen, Onlineportale, Fernsehen und Rundfunk wären noch bis zum Aschermittwoch voll mit Berichten über Menschen in bunten Kostümen, über Frohsinn, Unsinn, Wahnsinn. Heuer haben wir darauf verzichten müssen, und selbst eingefleischten Faschings-/Fasnets-/Karnevalsmuffeln dürfte etwas abgegangen sein - und sei es etwas, über das sie den Kopf schütteln können. Es sind, das muss man so sagen, stille Tage.

    Corona: Die Narren machen viel aus wenig

    Auch wenn all die organisierten und nicht organisierten Närrinnen und Narren heuer Ruhe geben mussten, so hat Corona doch für einen Kreativitätsschub gesorgt, um aus wenig viel zu machen. Und so ließen Schulen die Kleinen etwa per Videokonferenz feiern, ausgestattet mit etwas Konfetti und ein paar Süßigkeiten. Ein Kollege berichtete ganz beglückt davon, wie seine Kleine vor dem Bildschirm tanzte - worauf sie sich schon tagelang gefreut hatte.

    In Dietenheim, das in der fünften Jahreszeit zur Ranzenburg wird, ließ die findige Narrenzunft ein T-Shirt bedrucken, um so ihre Liebe zur Fasnet zu dokumentieren. Der Erlös aus dem Verkauf kommt dem Illertisser Hospiz-Förderverein zugute. Die Oberelchinger Därles Bärbla verzichteten auf den Narrenbaum und drehten lieber einen Film, der ein wenig melancholisch stimmte, weil die aktuelle Leere mit Bildern aus fröhlicheren Tagen zusammengeschnitten wurde. Mit einem Malwettbewerb, dessen bunte Ergebnisse auf Facebook zu bewundern waren, brachten sie Farbe ins Lockdown-Grau.

    Fasching: Rathaussturm als Drei-Personen-Stück

    Rathausstürme fielen entweder aus oder wurden völlig neu inszeniert. In Vöhringen packten die Wasamolle Illerberg/Thal ihre Attacke auf die nicht-närrische Macht in ein kleines Drei-Personen-Video. Bürgermeister Michael Neher kam bei seinem ersten Mal als Amtssesselverteidiger also vergleichsweise glimpflich davon. Diese wenigen Beispiele zeigen, dass sich wahre Narren nicht mit Trübsalblasen begnügen. Wär schon recht, wenn nächstes Jahr wieder die volle Guggenmusik-Dröhnung möglich wäre.

    Ach ja: Vize-Landrat Brechtel sagte nach dem scharfen Schnitt durch einen Binder, es wäre ihm lieber gewesen, Katja Ölberger hätte ihm die Haare geschnitten. Tja, die Damen und Herren der Scheren-Zunft dürfen demnächst wieder loslegen, während die Narren erst wieder im November starten dürfen. Bleibt zu hoffen, dass dann nur noch die Fasneter Masken tragen.

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