Die urbane Seilbahn liegt im Trend. Nicht nur in Süd- und Mittelamerika, wo seit Jahren täglich Hunderttausende Fahrgäste über verstopfte Innenstädte gondeln. Auch in Deutschland sehen immer mehr Städte die Seilbahn als umweltfreundliche Ergänzung des öffentlichen Nahverkehrs. Entsprechende Überlegungen gibt es beispielsweise in Kempten, München oder Stuttgart – und jetzt auch in Ulm und Neu-Ulm. Es ist gut, dass sich die Städte dieser Möglichkeit nicht von vornherein verschließen, sondern die technischen, finanziellen und rechtlichen Voraussetzungen nun in einer Machbarkeitsstudie prüfen lassen. Wenn diese Ergebnisse auf dem Tisch liegen, können der Ulmer Gemeinderat und der Neu-Ulmer Stadtrat eine politische Entscheidung treffen.
Die Bürger müssen die Seilbahn akzeptieren, sonst ist so ein Projekt nicht durchsetzbar
Viel wird davon abhängen, in welcher Höhe staatliche Fördergelder für das hierzulande noch exotische Verkehrsmittel fließen. Und wie hoch die Akzeptanz bei den Bürgern ist – viele Anwohner werden nicht begeistert davon sein, dass über ihren Köpfen alle paar Minuten Kabinen schweben sollen. Wie schwierig so ein Seilbahn-Projekt umzusetzen ist, zeigt der Blick nach Kempten.
Der Nahverkehr muss in der Fläche deutlich gestärkt werden
Doch auch, wenn die Machbarkeitsstudie zu dem Schluss kommt, dass Ulm und Neu-Ulm reif für die Gondel sind: Eine Seilbahn kann nur ein Baustein der Mobilität von morgen sein. Es kommt auf einen guten Mix an, der Angebote an alle macht. Dazu gehören auch Carsharing und Leihfahrräder sowie alternative Antriebsformen für Busse. Doch vor allem muss der Nahverkehr in der Fläche massiv ausgebaut und verbessert werden, wenn deutlich mehr Bürger vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen sollen. Die Ausweitung des Gratis-Nahverkehrs an Samstagen auf den gesamten Landkreis Neu-Ulm könnte einen Anreiz zum Umstieg bieten. Das würde den Kreis allerdings mehrere Hunderttausend Euro im Jahr kosten.
Lesen Sie dazu den Bericht: Eine Seilbahn für Ulm und Neu-Ulm?