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Karfreitag: Geistliche erinnern an das Leiden Jesu

Karfreitag

Geistliche erinnern an das Leiden Jesu

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    Beim „lebendigen Kreuzweg“ der italienischen Kirchengemeinde, auf der zweiten Station vor der Petruskirche wird dargestellt, wie Jesus am Ölberg betet. Von Judas verraten, wird er festgenommen, verurteilt und hingerichtet. Doch ohne das Kreuz ist im christlichen Glauben keine Erlösung möglich.
    Beim „lebendigen Kreuzweg“ der italienischen Kirchengemeinde, auf der zweiten Station vor der Petruskirche wird dargestellt, wie Jesus am Ölberg betet. Von Judas verraten, wird er festgenommen, verurteilt und hingerichtet. Doch ohne das Kreuz ist im christlichen Glauben keine Erlösung möglich. Foto: Foto: Furthmair

    Neu-Ulm/Ulm Am Kreuz – ob konkret im historischen Geschehen auf Golgatha oder übertragen als Leiden, Not und Schmerz des Menschen – kommt ein Karfreitagsprediger nicht vorbei. Ulms katholischer Dekan Matthias Hambücher drückt es in seiner Predigt denn auch eindeutig aus: „Karfreitag ohne Kreuz? Das ist nicht auszuhal-ten.“

    Sechs Prediger zum Tag der Kreuzigung Jesu Christi, sechs Pre-digten, drei Katholiken, drei Protestanten, zwei Württemberger, vier Bayern. Ohne das Kreuz kommt keiner aus. Dennoch sehr unterschiedliche Wege, sich dem Kreuz zu nähern.

    Die evangelische Seite macht sich auf die Suche nach den Menschen auf Golgatha, die dabei waren, als Jesus ans Kreuz geschlagen wurde. Pfarrerin Doris Sperber-Hartmann in Elchingen befasst sich mit dem Schächer am Kreuz neben Jesus, Pfarrer Andreas Wiedenmann von der Ulmer Martin-Luther-Gemeinde mit Joseph von Arimathia, der dem Gekreuzigten sein eigenes Grab überlässt, und Pfarrer Jürgen Dittmers in Burlafingen mit dem Menschengewimmel, wie es häufig auf Kreuzigungsszenen dargestellt wird. Die katholischen Prediger nehmen sich auch das Kreuz vor, machen daran aber andere Überlegungen fest. Pater Ulrich Kenner in Thalfingen sieht die Nägel am Kreuz und fragt im übertragenen Sinn, „ob wir uns festnageln lassen dürfen von anderen.“ Kaplan Alexander Lungu in Neu-Ulm hebt das „Opfer“ in den Mittelpunkt, als das Jesus sich selbst gebracht hat, das aber in der antiken Welt den Göttern angeboten wurde. Matthias Hambücher stellt fest, das Kreuz sei schon immer in der Welt gewesen, nicht erst seit Golgatha.

    Doris Sperber-Hartmann beruft sich in ihrer Thalfinger Predigt auf Lukas 23, um auf Kreuz und Auferstehung Bezug zu nehmen. „Heute wirst du mit mir im Paradies sein,“ versichert Jesus dem Schächer am Kreuz neben ihm. „Ein Zeichen, dass mit Kreuz und Tod nicht alles zu Ende ist,“ sagt die Pfarrerin und befasst sich mit der Sehnsucht des Menschen, seinen Wünschen, seinem Streben.

    „Welche Konsequenzen hat es für mich,“ fragt Pater Ulrich ebenfalls in Thalfingen, „wenn ich mich von anderen in die Pflicht nehmen, mich im übertragenen Sinn also festnageln lasse?“ Der Betroffene müsse sich jedenfalls frühzeitig darüber klar werden, ob er es denn zulassen wolle oder könne, sich für möglicherweise lange Zeit oder gar für immer auf etwas ihn Bindendes festzulegen.

    Bei Matthäus 27 hat Pfarrer Wiedenmann die Idee für seine Predigt gefunden. Ein reicher Mann lässt sich von Pilatus den Leib des toten Jesus übergeben und bettet ihn in dem Grab, das er für sich in einen Felsen hat hauen lassen. Wiedenmann sieht in Joseph eine „Figur der Oberschicht“, deren Darstellung in der Passion Jesu Christi oft etwas „unterbelichtet“ erscheine. Deshalb stellt er sie mitten in den Karfreitag.

    In der Neu-Ulmer Johanneskirche konzentriert sich Kaplan Lungu auf das „Opfer“. Die Antike habe den Göttern geopfert, um sie zu be-sänftigen. Darum aber gehe es im Falle Jesu nicht. Dort stehe „Wie-dergutmachung“ im Zentrum. Jesus sei den ihm vom „Vater“ vorgegebenen Weg gegangen, habe mit letzter Konsequenz den Willen Gottes ausgeführt. Daran fehle es den Menschen oft. „Sie reden sich mit Notlügen heraus.“

    Burlafingens Pfarrer Dittmers nimmt die Kreuzigung in den Blick, wie sie Lukas im 23. Kapitel darstellt. „Zuschauer sind auch wir, wie die Leute, die dabei waren. „Und Dittmers vernimmt die Worte, die gesprochen werden, Spott und Hohn: „Du bist Gottes Sohn, so hilf dir selbst.“ Dann schaut Dittmers nach vorn, fragt, was ist Karfreitag für uns heute? Wir müssen das Kreuz sichtbar machen, nicht auf andere schieben.

    Für den Ulmer Dekan Hambücher stehen Kreuze nicht nur auf Golgatha sondern, auch heute noch in unzähligen Ländern der Erde – von Nordafrika über den Vorderen Orient bis nach Afghanistan. „Der Karfreitag bittet eindrücklich, auf die Kreuze der Menschheit zu schauen.“ Dabei will der Dekan auch die Ulmer „Tierkreuzigung“ nicht verurteilen, sondern rät dazu, sich mit der Idee dahinter auseinanderzusetzen. (grr)

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