Nach einem Brandanschlag auf den Wohnwagen einer Roma-Familie bei Dellmensingen im Mai hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart Anklage wegen versuchten Mordes erhoben. Der Prozess soll vor der Jugendkammer des Landgerichts Ulm verhandelt werden. Die Angeschuldigten sollen sich durch die Anwesenheit mehrere Roma-Familien auf einem Wiesengrundstück gestört gefühlt haben – insgesamt 30 bis 35 Personen hatten dort übernachten wollen.
Angriff auf Roma-Familie: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage
Die fünf Verdächtigen sind deutsche Staatsangehörige im Alter von 18 bis 20 Jahren. Vier von ihnen befinden sich in Untersuchungshaft. Die Männer, die nach einem Bericht der Schwäbischen Zeitung Verbindungen in die Ulmer Fußball-Fanszene haben könnten, sollen am 24. Mai gegen 23.15 nach einem zuvor gefassten Plan eine brennende Fackel auf einen Wohnwagen geworfen haben, um diesen in Brand zu setzen. Dabei sollen sie es zumindest billigend in Kauf genommen haben, dass Menschen ums Leben kommen könnten. Tatsächlich schlief zu diesem Zeitpunkt eine Mutter mit ihrem neun Monate alten Sohn im Wohnwagen. Da die Fackel ein bis zwei bis 2 Meter vom Wohnwagen entfernt landete, bestand keine konkrete Brandgefahr. Verletzt wurde niemand, auch ein Schaden entstand nicht.
Der Verband Deutscher Sinti und Roma will die betroffene Familie, die als Nebenklägerin im Prozess auftritt, mit aller Kraft unterstützen. Der baden-württembergische Landesverband der Organisation geht davon aus, dass ein politischer Hass-Hintergrund und rassistische Tatmotive aufgeklärt und berücksichtigt werden. Landesvorsitzender Daniel Strauß erklärte, ihm stelle sich die Frage, wie sich junge Menschen so radikalisieren konnten, dass sie bereit waren zu töten. „Das erinnert an vergangene Zeiten“, kommentierte er. (az)
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