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Justiz: Mann soll Mädchen missbraucht haben

Justiz

Mann soll Mädchen missbraucht haben

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    Ein 34-Jähriger muss sich vor dem Landgericht in Memmingen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verantworten.
    Ein 34-Jähriger muss sich vor dem Landgericht in Memmingen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verantworten.

    Die Stimme des Mannes stockt immer wieder, manchmal muss er eine Träne wegwischen. Der 34-Jährige muss sich derzeit vor dem Landgericht in Memmingen wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern verantworten. Er soll die jüngere Schwester seiner Ehefrau über Jahre mehrfach sexuell missbraucht haben. Das Kind soll zu Beginn der Gräueltaten gerade einmal neun oder zehn Jahre alt gewesen sein, am Ende war es 16.

    Was den Mann von vielen anderen Angeklagten mit ähnlichen Vorwürfen unterscheidet: Er hat sich selbst angezeigt. Und er sagt ausführlich vor der Jugendschutzkammer am Landgericht unter Vorsitz von Richter Christian Liebhart aus.

    Mann sagt ausführlich vor Gericht aus

    „Ich kann mir nicht erklären, was mich dazu getrieben hat“, sagt er gleich zu Beginn seiner Aussage. Er könne jetzt als Erwachsener im Nachhinein nur vermuten, dass irgendetwas in seiner Kindheit schiefgelaufen war. Er sei aufgewachsen, „aber keiner hat mich erzogen“. Dinge wie Werte oder liebevolle Zuneigung habe es bei seinen Eltern nie gegeben. Als er noch ein Kind war, sei die Familie in die USA ausgewandert. Dort habe er gearbeitet, seit er 16 gewesen sei, und mit 20 Jahren seine heutige Ehefrau geheiratet. Später zogen sie nach Deutschland. Mit seiner Frau hat der Angeklagte vier Kinder, doch in der Ehe sei es nie gut gelaufen. Sie hätten sich zwar immer wieder Mühe gegeben, aber dennoch meistens gestritten. „Es war immer ein Auf und Ab“, schildert der Mann seine Lebensgeschichte vor Gericht.

    Seit Februar sitzt der 34-Jährige in Untersuchungshaft. Er habe in der Zelle genug Zeit gehabt, darüber nachzudenken, welchen „Mist“ er gebaut habe, sagt er. Im ersten Moment, so erzählt er es, habe er damals nur daran gedacht, abzuhauen. „Aber mir war schnell klar: Ich kann nicht vor mir selbst weglaufen.“ Zudem sei er ein gläubiger Mensch und Gott habe ihm klar gemacht, was er seiner jungen Schwägerin Schreckliches angetan habe, aber auch seiner Frau und seinen Kindern. „Die Schuld hat mich innerlich zerfressen“, sagt er stockend vor Gericht. Nach seiner Selbstanzeige hat der Mann bereits bei der Polizei und dem Ermittlungsrichter ausführliche Angaben gemacht.

    Anklage: Taten werden schwerwiegender

    Und auch Richter Liebhart geht am ersten Verhandlungstag mit dem Angeklagten detailliert dessen noch vorhandene Erinnerungen an die sexuellen Missbräuche durch. „Ich bin der Täter“, sagt dieser sofort, als die Sprache vor der Jugendschutzkammer auf die sexuellen Misshandlungen kommt. Die Aussagen des Mannes stimmen dabei großteils mit den in der Anklageschrift aufgelisteten Vorwürfen überein. Die Taten sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft immer schwerwiegender geworden. Der Angeklagte habe die Neunjährige zu Beginn gestreichelt, unter anderem an intimen Stellen. Später sei er dann zudringlicher geworden, habe etwa von ihr verlangt, dass sie ihn oral befriedige. Die Taten ereigneten sich demnach an mehreren Orten im Landkreis. Der Angeklagte selbst sagt vor Gericht, er habe immer aufgehört, wenn das Mädchen dies verlangt habe. „Ich wollte ihr ja nie wehtun oder sie richtig vergewaltigen“, sagt er am Ende seiner Befragung durch Richter Liebhart.

    Was der Mann selbst nicht erzählt, die Staatsanwaltschaft ihm aber vorwirft: Er habe das Mädchen erpresst, damit es nichts sagt. Wenn das Kind etwas verrate, trenne er sich von seiner Frau, die dann mittellos dastehe, habe er gedroht. Das Mädchen ist seit einigen Monaten in psychiatrischer Behandlung wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Die Vertreterin der Nebenklage hat beantragt, dass die Jugendliche nicht persönlich erscheinen muss, sondern per Video gehört wird. Die Verhandlung wird am Montag mit mehreren Zeugen und der weiteren Befragung des Angeklagten fortgesetzt.

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