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Jubiläum: Puzzleteile aus der Vergangenheit

Jubiläum

Puzzleteile aus der Vergangenheit

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    Im Keller des Rathauses Neu-Ulm lagern die Puzzleteile der Vergangenheit: Stadtarchivarin Janet Loos kümmert sich seit 2006 um Akten und Dokumente der Stadtverwaltung, die in gelben Fahrregalen gelagert werden.
    Im Keller des Rathauses Neu-Ulm lagern die Puzzleteile der Vergangenheit: Stadtarchivarin Janet Loos kümmert sich seit 2006 um Akten und Dokumente der Stadtverwaltung, die in gelben Fahrregalen gelagert werden.

    Von Marcus Golling

    Neu-Ulm Der dunkelbraune Ledereinband wurde restauriert, die Seiten ebenso, doch wenn Stadtarchivarin Janet Loos das Salbuch der Familie Roth für ihre Besitzungen in Reutti aus dem grau-beigen Pappkarton holt, sind Handschuhe Pflicht. Aus dem Jahr 1506 stammt der Band und ist damit das älteste im

    Die studierte Historikerin und diplomierte Archivarin Loos, die 2006 Nachfolgerin der ersten Stadtarchivarin Barbara Treu-Oertel wurde, arbeitet mit ihrem Team täglich auch an der Konservierung der Gegenwart für die Nachwelt. Denn egal, was in der Verwaltung passiert: Nach dem Ende der Aufbewahrungsfrist (also dem Ende ihrer Rechtsgültigkeit) gehen alle Akten an das Archiv. Dort wird bewertet, was erhaltenswert ist, erfasst und einsortiert. An die zehn Prozent der Dokumente werden so dauerhaft verwahrt. Vom Stadtratsprotokoll bis zum Bauantrag. Derzeit, so die Archivarin, ergäben die Aktenbestände hintereinandergelegt eine Länge von drei Kilometern.

    Der größte Teil der Archivarbeit findet zwar im Büro statt, doch das Allerheiligste befindet sich im Keller, in einem großen Raum mit gelben Fahrregalen, in den sich die Pappkartons stapeln, so hoch, dass die obersten Reihen nur mit einer Leiter zu erreichen sind. Erst im vergangenen Jahr seien alle Dokumente in handlichere, säurefreie Kartons umgelagert worden, berichtet Loos. Auf den Regalwänden stehen Buchstaben und Zahlen, hinter dem „A“ verbergen sich etwa die städtischen Akten, hinter „B“ die Bestände aus den Gemeindearchiven der jetzigen Stadtteile. Die interessantesten Stücke stecken aber in den Regalen mit dem Buchstaben „C“. „Hier liegen Dinge, die man normalerweise nicht in einem Stadtarchiv erwartet“, sagt Loos. Denn das Neu-Ulmer Archiv habe es sich zum Ziel gesetzt, nicht nur die Verwaltungsseite, sondern auch die private Seite der Vergangenheit abzudecken. So lagern in den Kisten Dokumente von Vereinen und Firmen genauso wie von wichtigen Privatpersonen. Und dadurch einige Schätze, die auch bei der Ausstellung zum 200. Stadtjubiläum im vergangenen Jahr zu Ehren kamen. Etwa zahlreiche Gesangbücher der Sängergesellschaft, des ältesten Vereins von Neu-Ulm. Oder auch der von der Stadt erworbene Nachlass des Ludwigsfelder Malers Erwin Neher (1911-1996).

    Keineswegs liegt in den Kisten nur Papier. Von Albert August von Nessen (1868-1948), einem früheren Kapellmeister beim 12. Infanterieregiment „Prinz Arnulf von Bayern“, besitzt die Stadt etwa Orden, die dieser stolz am Revers trug. Dazu kommen große Bestände von Fotos, anhand derer das frühere Erscheinungsbild der Stadt für die Nachwelt erhalten ist. Diese benutzt die Stadt für ihre eigenen Publikationen, sie sind aber auch für die Öffentlichkeit zugänglich – wie alle Archivalien. Laut Loos sind es vor allem Studenten und Schüler, die die Einrichtung nutzen, aber auch andere Bürger, die Interesse an der Vergangenheit haben.

    Geöffnet ist das Stadtarchiv Neu-Ulm im Rathaus Montag bis Donnerstag 8-12 Uhr, Dienstag noch 13.30-16 Uhr, Donnerstag 13.30-18 Uhr, Freitag 8-12 Uhr.

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