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Jahresrückblick 2020: Urteil nach fünf Monaten: Mammutprozess um Überfall auf Illerberger Ehepaar

Jahresrückblick 2020

Urteil nach fünf Monaten: Mammutprozess um Überfall auf Illerberger Ehepaar

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    Im Uhrenhändler-Mammut-Prozess fällt erst nach Monaten ein Urteil.
    Im Uhrenhändler-Mammut-Prozess fällt erst nach Monaten ein Urteil. Foto: Ralf Lienert (Symbolbild)

    Dieser Fall hatte alles, was ein gutes Drehbuch braucht: Überfall, Verrat, Rache, einen Gefängnisausbruch, Folter und letztlich einen Prozess, der sich schier endlos in die Länge zog.

    Im Uhrenhändler-Prozess packt ein Mitwisser aus

    Im Januar dieses Jahres – es war der 16. Verhandlungstag – fiel endlich ein Urteil. Zur Vorgeschichte: Vor etwa sechs Jahren wurde ein Mann, der über das Internet teure Markenuhren verkauft, in seinem Haus in Illerberg überfallen. Die Täter sollen nachts in das Gebäude eingedrungen sein, den Händler und dessen Frau mit einer Waffe bedroht, sie mit Klebeband gefesselt und wertvolle Uhren, Mobiltelefone und Bargeld in Höhe von knapp 700.000 Euro erbeutet haben. Ausgepackt hatte schließlich ein angeblicher Mitwisser, der von dem Angeklagten angeblich um rund 30.000 Euro betrogen wurde. So gerieten fünf Männer in Verdacht. Im September 2019 begann der Prozess gegen sie. Vier der Beschuldigten wurden Mitte Oktober freigesprochen, weil die Anklage ihnen keine Beteiligung an der Tat nachweisen konnte. Der angebliche Mitwisser hatte vor Gericht die Aussage verweigert – wohl aus Angst, sich damit selbst zu belasten.

    Der Ausbrecher ist rasch geschnappt

    Der verbliebene Angeklagte hatte sich damals direkt nach der Tat in die Türkei abgesetzt. Festgenommen wurde er schließlich in der Ukraine, wo er rund ein halbes Jahr in Auslieferungshaft saß. Von dort wurde er in die Justizvollzugsanstalt Memmingen gebracht, aus der ihm ein Ausbruch gelang. Wenige Tage später wurde er wieder geschnappt.

    Die Strafkammer um den vorsitzenden Richter Christian Liebhart sprach den Angeklagten, trotz des emotionalen und umfangreichen Plädoyers der Strafverteidigerin, schuldig. Der 37-Jährige muss insgesamt sechs Jahre absitzen. Ihm wird die bislang verbüßte Untersuchungshaft in Deutschland und die Überführungshaft in der Ukraine angerechnet. Letztere sogar im Verhältnis 1:3 – wegen der deutlich schlechteren Haftbedingungen in dem osteuropäischen Land. Nach Angaben des Angeklagten sei er dort nicht nur geschlagen, sondern unter anderem auch mit Stromschlägen gefoltert worden.

    Die Verteidigerin fordert vergeblich Freispruch

    Die Verteidigerin des Angeklagten hatte vergeblich einen Freispruch gefordert. Ihrer Ansicht nach sei die Ermittlungsarbeit der Polizei in diesem Fall unzureichend gewesen. Ihr erschien es aufgrund widersprüchlicher Aussagen des überfallenen Paares plausibler, dass es gar keinen Raub gegeben hatte. Der Händler habe die Sache inszeniert, um die Versicherung zu prellen. Die wiederum hatte eigene Ermittler auf den Fall angesetzt und war zu dem Ergebnis gekommen, dass es einen Raub gab und hatte dem Mann dann die Versicherungssumme ausbezahlt.

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