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Neu-Ulm
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Jahrbuch: Verlorene Schätze

Jahrbuch

Verlorene Schätze

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    Manchmal haben Fehleinschätzungen fatale Folgen. Im Winter 1975/76 fand Karl Heinz Teufel an der östlichen Dorfgrenze von Burlafingen Keramikscherben, die er der damals zuständigen Fach-Heimatpflegerin Emma Pressmar vorlegte. Sie hielt die Funde nicht für bemerkenswert. 2014 stieß Teufel in seinem Keller wieder auf die Scherben – und aktuelle Radiokarbon-Untersuchungen anhaftender Essensreste belegen nun deren Alter: Die Keramik-Gefäße wurden in der frühen Bronzezeit benützt – etwa 1800 Jahre vor Christi Geburt. Doch es ist zu spät für eine Grabung: Anfang der 90er Jahre wurde an der Fundstelle ein Spielplatz gebaut. Die Befundstelle ist zerstört.

    Der Aufsatz des Kreisheimatpflegers Richard Ambs über die Entdeckung in Burlafingen und acht weitere Essays finden sich im soeben erschienenen 21. Jahrbuch „Geschichte im Landkreis Neu-Ulm“. Anton und Klara Aubele, Thomas Pfundner, Wolfgang Sawodny, Roman Schmid und Peter Wischenbarth setzen sich darin mit Entdeckungen zur Landkreis-Geschichte auseinander. Der Band ist mit 95 Seiten dünner ausgefallen als seine Vorgänger, weil Berichte einiger Autoren nicht rechtzeitig fertig wurden.

    Wie wichtig regionale Geschichtsforschung ist, zeigt der Burlafinger Fall: Vergleichbare Keramik wurde bislang erst an zwei Stellen in der Schweiz gefunden. Hätte man die Grube in Burlafingen untersucht, von der Karl Heinz Teufel die obersten Keramik-Bruchstücke aufsammelte, man hätte wohl Scherben ausgraben können, die zusammensetzbar gewesen wären. Die vorhandenen Bruchstücke stammen von Töpfen, Schüsseln, Bechern und Miniaturgefäßen, die alle unverzierte Ränder und häufig glatte Leisten haben.

    Einen Augenzeugenbericht des Großbrandes in Elchingen im Jahr 1773 analysierte Anton Aubele. Am Abend des 10. Mai 1773 schlug dort ein Blitz in den Turm der Klosterkirche. Das Feuer breitete sich schnell aus. Pater Columban Luz notierte über die Konfusion, die entstand, als „das Feuer demn Klosterbau zu wehete“; letztlich aber blieb es vom Brand verschont.

    Erinnerungen an Zeit in der Straßer „Muna“

    Aubeles Frau Klara setzt sich mit einem Bericht des 20. Jahrhunderts auseinander: Die 2007 verstorbene Neu-Ulmerin Irene Habermann notierte im Jahr 2000 ihre Erinnerungen an ihren Einsatz als Kriegshilfsdienst-Maid in der Straßer „Muna“, wo während der NS-Zeit Munition hergestellt und gelagert wurde.

    Die Straßer Kirche St. Johann Baptist, archäologische Grabungen vor dem Bau des neuen Feuerwehr-Gerätehauses in Vöhringen, Besitzsteine des Ulmer Spitals rund um Hirbishofen, ein Brunnen in einer Thalfinger Baugrube, das ehemalige „Gesundbad“ von Christertshofen und Biberachzell am Ende des Zweiten Weltkrieges stellen die weiteren Themen dar. (köd)

    „Geschichte im Landkreis Neu-Ulm“ ist für zehn Euro im Landratsamt, in den Kreismuseen und im Buchhandel erhältlich.

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