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Holzheim: Schwere Vorwürfe in Holzheim: Wurden Hochwassergefahren bewusst ausgeblendet?

Holzheim

Schwere Vorwürfe in Holzheim: Wurden Hochwassergefahren bewusst ausgeblendet?

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    Im Gegensatz zu der Darstellung im Holzheimer Gemeinderat sind Teile des geplanten Neubaugebietes an der Leibi sehr wohl vom Hochwasser gefährdet, wie Kritiker mit Fotos aus dem Jahr 2013 belegen wollen.
    Im Gegensatz zu der Darstellung im Holzheimer Gemeinderat sind Teile des geplanten Neubaugebietes an der Leibi sehr wohl vom Hochwasser gefährdet, wie Kritiker mit Fotos aus dem Jahr 2013 belegen wollen.

    Hat der Planungsbeauftragte Erwin Zint dem Holzheimer Gemeinderat Informationen zu Hochwassergefahren für das Neubaugebiet „An der Leibi“ vorenthalten oder hat das Gremium die Risiken bei seinen Entscheidungen bewusst ignoriert? Eine nach eigenen Angaben „Gruppe engagierter, ökologisch bewusster und langjähriger Bürger Holzheims“ hat jetzt den Mitte des Monats beschlossenen Bebauungsplan kritisiert und dabei schwere Vorwürfe gegenüber den Verantwortlichen erhoben.

    Das unserer Redaktion vorliegende und offenbar auch weiteren „ausgewählten Stellen“ (Zitat) zugegangene Schreiben ist zwar namentlich nicht gekennzeichnet, enthält aber brisante Details und detaillierte Erinnerungen. Überdies sind die Ausführungen mit präzisen Skizzen und aussagekräftigen Fotos unterlegt.

    Sind Hochwasserereignisse entlang der Leibi Holzheim nicht bekannt?

    Dokumentiert wird speziell der Ende Mai/Anfang Juni 2013 von der Hochwasser führenden Leibi überflutete Bereich am südwestlichen Ortsrand, der nun für ein neues Wohngebiet vorgesehen ist. Demgegenüber hatte Zint in der Vorlage für den Gemeinderat wörtlich festgestellt: „Hochwasserereignisse im Bereich des Planungsgebietes sind in der Gemeinde Holzheim nicht bekannt.“

    Dies beziehe sich insbesondere auch auf die „großen Hochwasserereignisse 1999 (Pfingsthochwasser), 2002, 2008/2009 und 2013, wobei die Leibi in Holzheim keine Überflutungen durch Hochwasserabfluss im bebauten Gemeindebereich verursacht hat“. Hier nicht, wohl aber zuletzt auf dem seinerzeit und bis heute unbebauten Areal, das in etwa ein Drittel des ausgewiesenen Planungsgebietes umfassen dürfte.

    „Hier fehlt Herrn Zint vermutlich schlichtweg die Ortserfahrung“, heißt es in dem Schreiben zur Entlastung des Planers. Was freilich für die „politisch Verantwortlichen“ in der Kommune nicht gelte. Schließlich liege das seinerzeit vom Hochwasser nicht unerheblich betroffene Bezirksmusikertreffen auf dem Sportplatz hinter dem Schulgebäude gerade mal sieben Jahre zurück. „Eigentlich müssten sich noch viele Gemeinderäte daran erinnern“, so die Formulierung in dem Papier, verknüpft mit konkreten Beobachtungen: „Die Zufahrt von der Leibiseite zum Bierzelt war nur noch mit Radladern möglich.“

    Allerdings: Die jüngsten Hochwasser-Erfahrungen waren bei den bisherigen Beratungen am Ratstisch kein Thema. Dass ein neues Baugebiet für den Bereich schon vor rund zwei Jahrzehnten erstmals und später wiederholt angesprochen, jedoch stets schnell wieder verworfen worden ist, lag dem Vernehmen nach insbesondere an den etwas komplizierten Eigentumsverhältnissen bei den betroffenen Grundstücken.

    Erschließung des Baugebiets in Holzheim bereitete Kopfzerbrechen

    Reichlich Kopfzerbrechen bereitete dem Gremium nur die Erschließung des Baugebiets, die sich inzwischen aber abzeichnet. Im Zusammenhang mit den jetzt erhobenen Vorwürfen ebenfalls bemerkenswert: Im Rahmen der öffentlichen Auslegung des Bebauungsplanes zwischen Mitte Juli und Mitte August sind Planer Zint zufolge überhaupt keine Stellungnahmen seitens der Öffentlichkeit eingegangen.

    Demgegenüber wird in besagtem Schreiben behauptet: „All diese Bedenken wurden gegenüber der Gemeinde auch schon vor der Abstimmung mitgeteilt.“ Woraus gefolgert wird, wichtige Punkte seien womöglich dem Gemeinderat respektive dem Wasserwirtschaftsamt nicht mitgeteilt worden. Letzteres hatte allerdings in seiner Stellungnahme durchaus auf Hochwasserrisiken für das Plangebiet verwiesen und zunächst eine entsprechende Untersuchung gefordert. Davon sei das Amt in Donauwörth jedoch nach einem „direkten Kontakt“ mit ihm abgerückt, sagte Erwin Zint Mitte September dem Gemeinderat.

    Abgelehnt hatte das Gremium dabei auch die Forderung des Bundes Naturschutz (BUND), die westlichste Häuserreihe aus der Planung zu streichen. In dem kritischen Schreiben wird nun bei zwei Bauzeilen auf besondere Risiken für die Bauwilligen hingewiesen: Demnach wären diese Grundstücke bei drei angefragten Unternehmen von einer Versicherung gegen Hochwasserschäden ausgeschlossen, verbunden mit schwierigen Haftungsfragen im Schadensfall. Zumindest darauf müssten die potenziellen Käufer hingewiesen werden. „Während andere Gemeinden in Bayern aus den schweren Hochwasserereignissen der letzten 20 Jahre gelernt haben, und Bebauungen im Bereich von Gewässern vermeiden, macht Holzheim hier genau das Gegenteil“, lautet ein weiterer Vorwurf.

    Grundsätzlich verhindern will die „Gruppe“ die Nutzung der Baulücke indessen nicht. Ihre Kernforderung lautet vielmehr: Lokale politisch Verantwortliche und das Wasserwirtschaftsamt sollen sich „endlich mal fundiert der Thematik widmen“. Eine Klage wird nicht ausgeschlossen, sie soll freilich in Hinblick auf den „Dorffrieden“ möglichst verhindert werden.

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