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Holla, holla, Klopfer raus

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Holla, holla, Klopfer raus

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    Die kleine Maya ist zwar noch kein Jahr alt, aber schon in Sachen Brauchtumspflege unterwegs
    Die kleine Maya ist zwar noch kein Jahr alt, aber schon in Sachen Brauchtumspflege unterwegs

    Etwa 50 Mädchen und Buben aus dem Pfaffenhofer Ortsteil zogen trotz ungemütlicher Wetterverhältnisse von Haus zu Haus. Vom Säugling bis zum vierzehnjährigen Teenager sind die meisten Kinder aus dem Dorf mit von der Partie.

    Die Kleinsten, wie die zehn Monate alte Maya, wurden von den großen Geschwistern im Kinderwagen mitgenommen. Die freigebigen Biberberger hielten in großen Kartons etwas für die Kinderschar bereit: Leckere Schaumwaffeln, Mandarinen, Selbstgebackenes oder Kindergetränke wurden begeistert angenommen. Gelegentlich landeten auch Geldstücke in den Taschen und Beuteln.

    Bekannt ist das Klopfen nur aus dem süddeutschen Raum. Ursprünglich hängt es mit den in der Adventszeit abgehaltenen Messfeiern der Katholischen Kirche zusammen: Schon um 6 Uhr in der Frühe begannen die Morgenmessen, die sogenannten "Rorate". Um nicht zu verschlafen, weckten sich die Dorfbewohner gegenseitig durch Klopfen an die Fensterläden. Wer so zuverlässig geweckt worden war, bedankte sich mit einer Kleinigkeit. Weil bei vielen Familien große Armut herrschte, wurde das Klopfen später vor allem bei den Kindern beliebt. Denn Süßes gab es oft nicht - Obst oder Selbstgebackenes war am ehesten bei den Bauern zu finden. Franz Schaffer, ehemaliger Bürgermeister von Biberberg, kennt den Klopferstag als uralten Brauch: Die Kinder gingen schon immer gemeinsam von Hof zu Hof, sagten den Klopferspruch und bekamen dann alle danach Kleinigkeiten wie Gebäck oder Äpfel. Die Leckereien wurden auf den Höfen schon bereitgehalten, wenn man die Kinder kommen hörte - was bei der großen Schar schon von Weitem möglich war. "Die Kinder damals hatten das auch wirklich nötig", erinnert sich Schaffer.

    Vor dem Zweiten Weltkrieg ein bekannter Brauch

    "Wir nehmen in der Schule in Weißenhorn gerade das Thema alte Bräuche durch", erzählte der zwölfjährige Kajetan, "aber außer mir kannte keiner den Klopferstag." Das ist gut möglich: Zwar war das Klopfen auch innerhalb der Marktgemeinde vor dem Zweiten Weltkrieg noch in vielen Ortsteilen bekannt, nach 1945 wurde es aber nur im Ortsteil Biberberg wieder aufgenommen. Die Kinder dort sorgen dafür mit umso größerem Spaß dafür, dass dieses Brauchtum nicht in Vergessenheit gerät. (uwt)

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