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Ulm: Giftattacke auf Babys: Fehler bei Morphin-Analyse brachte Frau in Haft

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Giftattacke auf Babys: Fehler bei Morphin-Analyse brachte Frau in Haft

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    Die Polizei ermittelt nach einer Giftattacke auf fünf Säuglinge in Ulm.
    Die Polizei ermittelt nach einer Giftattacke auf fünf Säuglinge in Ulm. Foto: Alexander Kaya (Symbol)

    Eine Labor-Panne hat eine junge Kinderkrankenschwester nach einer Giftattacke auf fünf Babys in der Ulmer Kinderklinik zur Hauptverdächtigen gemacht und sie für vier Tage ins Gefängnis gebracht. Seit Sonntag ist die Frau wieder frei. Die Ermittler räumen nun Fehler ein – und beteuern gleichzeitig, dass sie genauso wieder handeln würden.

    Wie die Säuglinge am 20. Dezember in Lebensgefahr geraten sind, ist damit wieder völlig offen. Rechtsmediziner fanden Morphin im Urin der Kinder. Die Ermittler gehen auch jetzt noch fest davon aus, dass das Betäubungsmittel für den kritischen Zustand der Kinder verantwortlich war. Man habe keinen Zweifel an diesen Ergebnissen, sagte Christof Lehr, der Leiter der Ulmer Staatsanwaltschaft, am Dienstag.

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    Morphin war zwei Säuglingen bei den Behandlungen allerdings überhaupt nicht verabreicht worden. Die Universitätsklinik Ulm, zu der die Kinderklinik gehört, hat Anzeige wegen versuchten Totschlags erstattet. Die Polizei vernahm die sechs Frauen, die in jener Nacht auf jener Station Dienst hatten und durchsuchte Klinik- sowie Privaträume. Dabei fanden Beamte eine Spritze im Spind der jungen Krankenschwester. Ein erster Test durch das Kriminaltechnische Institut am Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg ergab: Die Spritze enthielt Morphin. Die Frau wurde festgenommen, die Ermittler meldeten ihren vermeintlichen Erfolg.

    Doch der Erfolg ist keiner: Weil das Kriminaltechnische Institut nach Angaben von Fachbereichsleiterin Andrea Jacobsen-Bauer in den vergangenen 30 Jahren nie Muttermilch untersucht hat, konnten die Chemiker auf kein Standard-Verfahren zurückgreifen. Normalerweise untersuchen die Spezialisten erst eine unbelastete Vergleichsprobe und dann die Originalprobe. In diesem Fall testete das Institut zuerst die Originalprobe aus der Spritze, stellte eine Morphin-Belastung fest und meldete dieses Zwischenergebnis daraufhin den Ermittlern. Erst zwei Tage später lag das Ergebnis der unbelasteten Probe der gleichen Muttermilch vor. Auch darin wurde Morphin gefunden.

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    Die Stuttgarter baten das bayerische Landeskriminalamt um Hilfe und ließen am Samstag eine Probe mit dem Hubschrauber nach München bringen. Beide Institute suchten weiter – und fanden den Fehler: Das Lösungsmittel, das in Stuttgart für die Analyse verwendet worden war, ist verunreinigt. Wenig später ergab eine weitere Analyse, dass an der Morphinflasche, an der sich der Täter oder die Täterin mutmaßlich bedient hat, keine DNA-Spuren der Krankenschwester zu finden sind. Am Sonntag durfte die Frau das Gefängnis wieder verlassen und zu ihrer Familie zurückkehren.

    Im Nachhinein sei es ein Fehler gewesen, das Zwischenergebnis weitergemeldet zu haben, räumte der baden-württembergische LKA-Chef Ralf Michelfelder ein. Man habe befürchtet, dass weitere Babys vergiftet werden könnten. Ulms Leitender Oberstaatsanwalt Christof Lehr betonte, seine Behörde würde wieder so handeln: Die Gefahr, dass weitere Kinder Schaden nehmen oder dass sich die Verdächtige umbringen könnte, sei zu groß gewesen. Er habe der Frau sein Bedauern ausgedrückt und ihr Hilfe angeboten. Sollte sich herausstellen, dass sie unschuldig ist, stehe ihr eine Entschädigung zu. Zu den Verdächtigen zählt sie aber noch immer, weil sie auf jener Station Schicht hatte. Im Fokus stehen auch zwei Ärztinnen und drei weitere Krankenschwestern, die in dieser Nacht dort arbeiteten. Man ermittle auch in alle anderen Richtungen, sagte Lehr.

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