Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neu-Ulm
Icon Pfeil nach unten

Geschichte: Die alten Kelten ziehen wohl um nach Kellmünz

Geschichte

Die alten Kelten ziehen wohl um nach Kellmünz

    • |
    Kreisarchäologe Richard Ambs (oben) bekommt zwar kein Museum in Senden, kann sich aber dennoch freuen: Der Kreis kauft ein Gebäude am archäologischen Park Kellmünz. Dort können Teile der Sammlung ausgestellt werden.
    Kreisarchäologe Richard Ambs (oben) bekommt zwar kein Museum in Senden, kann sich aber dennoch freuen: Der Kreis kauft ein Gebäude am archäologischen Park Kellmünz. Dort können Teile der Sammlung ausgestellt werden.

    Eigentlich war alles schon eingetütet und „auf einem guten Weg“, wie es Landrat Thorsten Freudenberger (CSU) formuliert. Doch dann lag plötzlich dieses Gutachten auf dem Tisch – und alles war anders. Senden bekommt nun doch kein Museum, in dem die gesammelten archäologischen Boden-Schätze des Landkreises gezeigt werden. Am Mittwoch wurde dem zuständigen Ausschuss des Landkreises das vernichtende Gutachten präsentiert. Allerdings könnte künftig zumindest ein Teil der Funde in Kellmünz präsentiert werden. Dort kauft der Kreis ein historisches Gebäude.

    Keine Chance für ein Museum in Senden

    Das Ergebnis der sogenannten Machbarkeitsstudie war bereits vor einigen Wochen durchgesickert. Eigentlich wollte der Landkreis in der alten Post von Senden das Museum einrichten, das sich vor allem dem Erbe der alten Kelten widmen sollte. Jochen Ramming vom Gutachterbüro Frakonzept aus Würzburg setzte nun den Mitgliedern des Ausschusses für Bildung, Kultur und Sport auseinander, warum er das für keine gute Idee hält. Der Betonbau aus dem Jahr 1978, der architektonisch dem sogenannten Brutalismus zugeordnet ist, böte zwar genügend Fläche im Inneren und einen 1000 Quadratmeter großen Parkplatz für weitere Veranstaltungen. Er sei auch mit Bussen und Bahn im Zentrum von Senden gut zu erreichen.

    Aber das war’s im Wesentlichen schon mit den Vorteilen aus Sicht des Gutachters. Seiner Ansicht nach gibt es in der Stadt keine weiteren touristischen Attraktionen, die sich ein auswärtiger Besucher anschauen würde. Ramming hält es für unwahrscheinlich, dass jemand lediglich wegen des archäologischen Museums nach Senden komme. Zudem gibt es reichlich Konkurrenz. Im Umkreis von 50 Kilometern hat Ramming 194 Museen gezählt, davon alleine 27, die sich mit historischen Dingen befassen. Darunter befinden sich echte Schwergewichte wie gleich drei verschiedene Unesco-Welterbestätten. Dazu gehören der Limes in Aalen, die eiszeitlichen Höhlen der Schwäbischen Alb sowie das Museum in Bad Buchau, das sich der steinzeitlichen Pfahlbauten im Bereich des Federsees annimmt. Das urgeschichtliche Museum in Blaubeuren zieht jedes Jahr 60000 Menschen an, das Limesmuseum Aalen 50000.

    Die Konkurrenz für das Museum in Senden ist zu groß

    Das sind ganz andere Größenordnungen als das, was der Gutachter für Senden veranschlagt. Er schätzt das Besucherpotenzial für das Archäo-Museum auf lediglich rund 2000 bis knapp 3500 Menschen. Doch selbst diese Zahl werde wohl nicht erreicht – wegen der regionalen Konkurrenz „und der wenig ausgeprägten Attraktivität des Standorts in der Sendener Ortsstraße“. Außerdem sind da noch die Kosten für die Einrichtung des Gebäudes sowie für den laufenden Betrieb: Der Gutachter rechnet mit einem Personalbedarf von drei Arbeitsplätzen. Sein Fazit: Der Kreis sollte die Finger von diesem Museum lassen, Zuschüsse seien angesichts dieser Bewertung auch nicht zu erwarten. Eine tröstliche Bemerkung schickt er allerdings hinterdrein: Der Landkreis Neu-Ulm mit seiner über hundertjährigen Tradition der archäologischen Forschung befinde sich „weit über dem Niveau anderer Regionen“. Doch unter dem Strich reicht das nicht.

    Kurt Baiker (FWG), ehemals Sendener Bürgermeister, wollte trotz der vernichtenden Bewertung nicht von dem Museum abrücken. Er argumentierte, die Stadt als großer Handelsstandort verfüge sehr wohl über ein entsprechendes Besucherpotenzial. Außerdem stehe es Senden gut an, endlich eine Kreiseinrichtung zu bekommen. Die Stadt und das Postgebäude seien geradezu prädestiniert, um die Sammlung zu zeigen. Allerdings sahen das lediglich Baiker und sein Fraktionskollege Hermann Schiller so. Die deutliche Mehrheit des Ausschusses versenkte das Museumskonzept per Abstimmung in der Schublade.

    Der Kreis kauft dieses Gebäude am archäologischen Park Kellmünz. Dort können Teile der archäologischen Sammlung gezeigt werden.
    Der Kreis kauft dieses Gebäude am archäologischen Park Kellmünz. Dort können Teile der archäologischen Sammlung gezeigt werden. Foto: Armin Schmid

    Allerdings gibt es doch noch Hoffnung, zumindest Teile der Sammlung zeigen zu können: Der Kreis kauft jetzt eine Immobilie, die unmittelbar an den archäologischen Park in Kellmünz angrenzt. Dieses Objekt ist Teil eines denkmalgeschützten Baus aus dem Jahr 1726, das auf einem wichtigen Abschnitt des ehemaligen Römerkastells steht. Es kostet nur knapp 260000 Euro. Kreisarchäologe Richard Ambs ist davon sehr angetan, da es sich um einen alten Zehentstadel des Adelsgeschlechts der Rechberger handelt, „mit einem tollen Gewölbekeller und einem mächtigen Dachstuhl“. Er hofft, dass sich später auch der hintere Teil des Gebäudes erwerben lasse. Dank des Kaufs könnten nun auf dem Grundstück weitere Teile des Kastells ausgegraben werden. Außerdem würden die Räume für den archäologischen Park genutzt werden, der damit eine nicht unwesentliche Aufwertung erfahren.

    Kellmünz freut sich über die Werbung

    Das wiederum hält der Kellmünzer Bürgermeister Michael Obst für sehr wichtig, denn er sieht in dem Archäo-Areal eine wichtige Werbung für seinen Ort. Jetzt ergebe sich die einmalige Chance, dieses Grundstück als Teil des ehemaligen Kastells zu erwerben, das sich seit rund einem halben Jahrhundert in Familienbesitz befinde. Der Landrat sieht durch den Kauf eine „neue Perspektive“. So könnte ein Teil der archäologischen Sammlung in Form eines „Schaudepots“ gezeigt werden. Dazu ist angedacht, das alte Gebäude um einen modernen Anbau zu ergänzen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden