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Geschichte: Als eine Festung vom Himmel fiel

Geschichte

Als eine Festung vom Himmel fiel

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    Staff Sergeant William Marx Lorig war an Bord für das Radar zuständig.
    Staff Sergeant William Marx Lorig war an Bord für das Radar zuständig.

    Pfaffenhofen Es sind die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs. Fast täglich fliegen Bomber der US-Luftwaffe Angriffe auch in der Region. Längst bestimmen Hunger, Leid und die schrillen Sirenen des Fliegeralarms den Alltag der Bürger. Doch am Donnerstag, 22. Februar, im Jahr 1945 ist in

    Drei der zehn Besatzungsmitglieder überlebten den Absturz. Sie wurden verhaftet und in ein Gefangenenlager gebracht. Zu ihrem Glück mussten sie dort nicht mehr lange ausharren – im Mai 1945 endete der Krieg mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht. William Marx Lorig, Francis George Adkins und James Eugene Moss kehrten in ihre Heimat zurück. Und nahmen Erinnerungen an Pfaffenhofen mit – keiner von ihnen würde den dramatischen Absturz jemals wieder vergessen.

    Hobbyhistoriker erforscht den Absturz des Flugzeugs

    Ein Gedenkstein am Wald bei Marienfried soll künftig an die glückliche Geschichte der drei Amerikaner erinnern – und zugleich an die Ereignisse in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs. Der Absturz der Boeing B17 – wegen ihrer Größe genannt „Flying Fortress“, fliegende Festung – war zwar mehreren Bürgern bekannt: Doch was an diesem Donnerstag genau passierte, wusste niemand so recht.

    Hobbyhistoriker Felix Kull aus Weißenhorn hat die Ereignisse des 22. Februar 1945 in den vergangenen Monaten rekonstruiert. Er wälzte Bücher und stieß im Internet schließlich auf die Seite des amerikanischen Geschichtsforschers J. Kurt Spence aus Pennsylvania. Der schickte Fotos von den drei Piloten in die Fuggerstadt, sie zeigen die Besatzungsmitglieder bei ihrer Festnahme nach dem Absturz: „Da sahen sie natürlich schrecklich aus“, sagt Kull. Inzwischen hat er herausgefunden: Am 22. Februar starteten mehrere B17-Bomber von einer englischen Luftwaffenbasis zu einem Angriff auf Baden-Württemberg. Ihre Ziele: Ulm und Freiburg. Bei Pfaffenhofen geriet einer der in enger Formation fliegenden Bomber offenbar in einen Luftwirbel der Maschine vor ihm.

    Mehrere Hundert Meter abgesackt

    Die „Festung“ sackte mehrere Hundert Meter ab, deutsche Flugabwehrschützen eröffneten das Feuer. Die B17 erhielt einen Treffer. Drei Besatzungsmitglieder retteten sich mit Fallschirmen. Kull: „Die Maschine explodierte noch in der Luft.“ Teile seien bis in die Ortsmitte Pfaffenhofens geschleudert worden – ein Rotorblatt sei im Garten des Hauses von Flugpionier Hermann Köhl gelandet. „Das liegt nur 800 Meter von der Absturzstelle entfernt.“

    Heute ist das Rotorenstück im Museum im Rathaus zu besichtigen.

    Drei Bomben fielen am 22. Februar in den Wald bei Pfaffenhofen. „Wohl ein Notabwurf“, vermutet Kull. Die Piloten hätten die Sprengkörper abgeworfen, um nicht beim Aufschlag des Flugzeugs am Boden in einer Explosion zu verglühen.

    Schwerere Kriegsschäden waren in Pfaffenhofen nicht zu beklagen. Bürger um den damaligen Pfarrer Martin Humpf errichteten aus Dankbarkeit dafür die Gebetsstätte Marienfried.

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