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Energie: Ein wohlig warmer (Alp-)Traum

Energie

Ein wohlig warmer (Alp-)Traum

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    Diese Biogasanlage in Grafertshofen soll Wärme liefern.
    Diese Biogasanlage in Grafertshofen soll Wärme liefern.

    Weißenhorn Eine Biogasanlage soll dafür sorgen, dass die Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Besucher in den Schlössern künftig im Winter nicht frieren müssen: Die wohlige Wärme wird von einem landwirtschaftlichen Anwesen in Grafertshofen über eine Leitung in die Altstadt strömen. Die Bauarbeiten sollen bald beginnen. Zuletzt hatte der Stadtrat die Planungsarbeiten in nicht öffentlicher Sitzung an ein Ingenieurbüro vergeben. Für den Bau sind im Haushaltsplan wie berichtet 600000 Euro veranschlagt. Die neue Heizung soll schon im Sommer funktionieren, so Bürgermeister Wolfgang Fendt: „Das läuft alles.“ Neben den Schlössern werden dann auch Bauhof und Schwimmbad von der

    Doch die Bewegung ins Grüne wird von mehreren Bürgern mit bangen Blicken verfolgt: Denn an das Wärmenetz könnte auch die Müllverbrennungsanlage im Eschach angeschlossen werden. Das passt manchen Mitgliedern der Bürgerinitiative (BI) gegen Müllverbrennung gar nicht. Ihre Befürchtung: Erst einmal am Wärmenetz, könnte die Anlage länger betrieben werden, als angedacht. Auch wenn derzeit noch kein Zeitpunkt für eine Stilllegung vereinbart ist – im Jahr 2021 gelten die staatlichen Zuschüsse für den Bau als abgeschrieben. Als Holzheizkraftwerk habe die Anlage dann aber gewissermaßen eine neue Daseinsberechtigung: „Wir sehen das kritisch“, sagte Ernst Ibrom, Vorsitzender der Initiative, gestern. Er glaube nicht, dass die Anlage abgeschaltet werde.

    Mitglieder der Initiative messen Schadstoffe in der Luft

    Die Mitglieder der Initiative engagieren sich seit 25 Jahren gegen die Verbrennungsanlage, seit 2003 überwachen sie die Konzentration von Schadstoffen in der Luft mit einer Messstation. Ibrom: „Wir wollen die Situation weiter beobachten.“ Und die Diskussion über Vorteile und Risiken der Müllverbrennung am Leben warmhalten: Am Donnerstag veranstaltet die BI einen Vortragsabend – Rechtsanwalt Jochen Hofmann-Hoeppel spricht über „Müllverbrennung – Gemeinwohl und Grundrechtsschutz“. Er wird auch auf die Fernwärme eingehen (siehe Infokasten).

    Rund 80000 Megawattstunden Wärme könnte die Verbrennungsanlage jedes Jahr zur Verfügung stellen – mehr als genug für die städtischen Gebäude: „Wir stehen Gewehr bei Fuß“, sagte Werksleiter Thomas Moritz gestern auf Anfrage. Aber Pläne für einen Anschluss ans Weißenhorner Netz gibt es bisher nicht: „Die Stadt hat sich für die Biogaslösung entschieden.“ Es werde derzeit nicht darüber verhandelt, dass auch das Heizkraftwerk Wärme in das neue Netz einspeisen soll. Man führe aber Gespräche mit einem Unternehmer – die Energie des Heizkraftwerkes könnte bald in eine Trocknungsanlage für Holzschnitt fließen, so Moritz. Die Öfen der Anlage könnten in ferner Zukunft mit Holz befeuert werden. Ein höheres Risiko sieht Moritz nicht – im Gegenteil: Sollten nur naturbelassene Hölzer verbrannt werden, reichten sogar schwächere Filter aus.

    Holz statt Müll – Entscheidung ist noch nicht getroffen

    Derzeit arbeite die Anlage mit einem System aus fünf Stufen: „Diesen Aufwand bräuchten wir dann nicht mehr zu betreiben.“ Holz statt Müll – eine Entscheidung darüber sei noch nicht gefallen, so Moritz. Sie müsste erst zwei bis drei Jahre vor dem Ende der Abschreibungsfrist 2021 getroffen werden, so der Werksleiter.

    „Länger laufen“ als geplant soll die Müllverbrennungsanlage laut Bürgermeister Fendt nicht – auch wenn eine Trocknungsanlage gebaut oder das Kraftwerk gar doch ans städtische Fernwärmenetz angehängt wird. Diese Forderung habe man in den Gesprächen mit Mitarbeitern des Landratsamtes immer wieder formuliert: „Das muss sicher sein.“

    Werde die Anlage aber mit „anderen Stoffen“ als Müll befeuert, sei über eine längere Laufzeit durchaus nachzudenken, sagte Fendt: „Wenn wir immer vom Energiewandel sprechen, aber die Möglichkeiten vor Ort nicht prüfen, dann würde irgendetwas nicht stimmen.“

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