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Elchinger: Elchinger Ehepaar startet zu sechswöchiger Berg-Expedition in Nepal

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Elchinger Ehepaar startet zu sechswöchiger Berg-Expedition in Nepal

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    Das Elchinger Ehepaar Chris und Marina Keller startet nach monatelanger Vorbereitung zu einer sechswöchigen Expedition nach Nepal. Dort wollen sie den über 8000 Meter hohen Berg Manaslu besteigen.
    Das Elchinger Ehepaar Chris und Marina Keller startet nach monatelanger Vorbereitung zu einer sechswöchigen Expedition nach Nepal. Dort wollen sie den über 8000 Meter hohen Berg Manaslu besteigen. Foto: Alexander Kaya

    Mehrere Seile, Schlafsäcke, Karabinerhaken oder Spezialschlafsäcke: Die Wohnung von Marina und Chris Keller gleicht momentan einem Fachgeschäft für Bergsteiger-Ausrüstung. In wenigen Tagen muss alles in vier Taschen und zwei Rucksäcken Platz finden – denn dann bricht das Ehepaar aus der Gemeinde Elchingen zu einer sechswöchigen Expedition nach Nepal auf. Das Ziel: Der Gipfel des Bergs Manaslu in 8156 Metern Höhe – und das, obwohl Chris Keller in seiner Kindheit sportlich sehr eingeschränkt war und seine Frau Marina dem Wandern früher gar nichts abgewinnen konnte.

    Am Anfang ihrer Reise werden die beiden zunächst vier Tage in Kathmandu, der Hauptstadt Nepals verbringen. Von dort aus machen sie sich zu Fuß aus ins Basislager, das sich das Ehepaar mit zwei Österreichern sowie einer Gruppe aus Litauen teilen wird. „Dann haben wir 35 Tage am Berg“, sagt Chris Keller. Bei der Besteigung geht es aber nicht geradewegs auf den Gipfel: Nach dem Erreichen des ersten Zwischenlagers, geht es erst einmal zurück zum Basislager, von dort aus dann wieder hoch, dieses Mal bis zum zweiten Zwischenlager, dann wieder zum Basislager und so weiter – bis man schließlich den Gipfel erreicht hat. Durch dieses Vorgehen soll sich der Körper besser an die Bedingungen am Berg gewöhnen. Wie viel des Weges das Paar tatsächlich gemeinsam zurücklegen wird, wird sich noch zeigen: Denn jeder der beiden hat für die Expedition einen eigenen Sherpa an der Seite. „Jeder geht sein Tempo“, sagt Chris Keller und fügt hinzu: „Man ist schon ein Team, aber jeder muss auch nach sich selbst schauen.“

    Elchinger Ehepaar will 8000er in Nepal besteigen

    Mit Bergen und Wandern konnte Marina Keller früher überhaupt nichts anfangen: „Als wir uns vor sechs Jahren kennengelernt haben, war das immer sein Thema. Ich dachte immer: Ich laufe doch nicht hoch und dann wieder runter, das macht doch gar keinen Sinn“, sagt die 32-Jährige und lacht. Vor vier Jahren ging sie zum ersten Mal auf eine Wandertour mit – und fand dann immer mehr Gefallen daran. 2016 reisten die beiden zum ersten Mal nach Nepal, machten dort eine Trekkingreise. 2018 bestiegen die beiden dort den 6000er Merapik. Doch: „Das hat uns nicht gereicht“, sagt Chris Keller. Deshalb überlegte das Paar, welcher Berg den Fähigkeiten der beiden entspreche – und welcher ihnen auch zusagt. Im Mai stand die Entscheidung dann fest: Der Manaslu soll es ein.

    Bereits seit ihrer ersten Reise 2015 hat Nepal die beiden jungen Bergsteiger begeistert. „Die Menschen vor Ort sind immer fröhlich und freundlich“, so Chris Keller. „Von dem buddhistischen Denken kann man viel davon lernen, was eigentlich wichtig ist im Leben.“ Besonders beeindruckend finden die beiden die Organisation „Sherpa Nepalhilfe“ des Tübinger Arztes Mathias Baumann, der nach dem Erdbeben in Nepal mehrere Schulen und ein Krankenhaus gebaut hat.

    Bis zu sechsmal pro Woche trainieren sie mehrere Stunden lang

    Doch vor der Reise kam knallhartes Training – bis zu sechsmal die Woche mehrere Stunden lang. Dabei griffen die beiden auch auf die Unterstützung von Ärzten aus der Region zurück, arbeiteten zudem mit dem Ulmer „Laufsinn“-Team zusammen. „Wir haben immer viel Sport gemacht, aber dann haben wir noch einmal Vollgas gegeben“, sagt Marina Keller. Joggen, Fahrradfahren und natürlich viel Wandern standen auf dem Plan. In die Berge ging es mit extra Gewicht, um den Köper auf die Belastung vorzubereiten. „Wir hatten Rucksäcke voller Wasserflaschen“, erzählt Chris Keller. „Manchmal sage ich mir: Du bist doch verrückt. Wärst du doch einfach sechs Wochen an den Strand gefahren“, ergänzt Marina Keller und lacht.

    Außerdem brauchten die beiden neues Equipment. „Es ist ein Unterschied, welche Daunenjacke für einen 6000er und welche für einen 8000er geeignet ist“, betont Chris Keller. Denn, wenn auf 7000 Meter Höhe auf einmal Wolken aufziehen, fällt die Temperatur schnell auf Minus 30 Grad. Deswegen haben die beiden spezielle Schutzanzügen, Schlafsäcke und Schuhe, die mehrfach isoliert sind. Am Berg seien die kleinsten Dinge entscheidend – denn diese würden „brutal abgerechnet“, so der 35-Jährige weiter.

    Ehepaar hat sich bewusst gegen Sponsoren für ihre Nepal-Expedition entschieden

    Auch, wenn das ganze Equipment „sündhaft teuer“ sei: Das Elchinger Ehepaar hat sich bewusst dagegen entschieden, für ihre Expedition Sponsoren zu suchen, es trägt die komplettem Kosten selbst. Sie wollen sich selbst keinen unnötigen Druck machen. Chris Keller erklärt: „Es gibt so viele Dinge am Berg, wo du Vernunft walten lassen musst. Dann triffst du vielleicht eine fatale Entscheidung, die du dann am Ende mit Gliedmaßen wie Zehen einbüßt.“

    Der Antrieb zu sportlichen Leistungen entstammt Chris Kellers Kindheit, wo er wegen einer chronischen Atemwegserkrankung sportlich stark eingeschränkt war. „Jeder hat immer nur gesagt, was ich nicht machen kann“, erinnert er sich. Vor mittlerweile 17 Jahren entdeckt er das Wandern für sich: Er merkte, wie ihm die Luft in den Höhen guttut, weil sie keine allergenen Stoffe enthält. Seine Atemwegserkrankung wurde kontrollierbar, er ist bei alltäglichen Dingen nicht mehr beeinträchtigt. „Da habe ich die Lektion gelernt: Nur, weil mir jemand sagt, dass ich das nicht kann, heißt das nicht, dass ich es wirklich nicht kann.“

    Der Gipfel des Manaslu in Nepal ist für die beiden keine Pflicht

    Dem 35-Jährigen ist es wichtig, den Bergsport nicht auf die Leute zu reduzieren, die am Ende tatsächlich auf dem Gipfel stehen. „Da gibt es eine riesengroße Anzahl an Menschen, die einen unterstützt“, sagt er und fügt hinzu: „So einen Berg erklimmt man eigentlich nie alleine.“ Der Gipfel ist für die beiden sowieso nicht unbedingt Pflicht, wie Marina Keller betont: „Ziel ist es natürlich, ihn zu erreichen. Aber die Reise alleine ist schon ein Erlebnis. Der Gipfel wäre nur das i-Tüpfelchen.“

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