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Elchingen: Kunst und Krempel am Kloster

Elchingen

Kunst und Krempel am Kloster

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    Martha Moritz von der Senioren-Union Elchingen mit der Kunstsachverständigen Cornelia Eckardt mit einem Druck. Auch eine Figur („Putto“) des französischen Jugendstil-Künstlers Auguste Moreau bewertete Eckhardt.
    Martha Moritz von der Senioren-Union Elchingen mit der Kunstsachverständigen Cornelia Eckardt mit einem Druck. Auch eine Figur („Putto“) des französischen Jugendstil-Künstlers Auguste Moreau bewertete Eckhardt.

    Der Kunstmarkt hat etwas Irrationales. Natürlich gelten auch hier die Gesetzte der freien Marktwirtschaft: Angebot und Nachfrage. Zudem – und das ist entscheidend – generiert sich der Preis eines Kunstwerks aus Faktoren wie Name des Künstlers, Motiv, Zustand. Aber auch Material, Herkunftsgeschichte und die Verkaufsumstände werden zum Maßstab des zu erzielenden Wertes. Die zahlreichen Zuhörer in den Oberelchinger Klosterbräustuben staunen nicht schlecht, als die Kunstsachverständige Cornelia Eckardt Einblicke in die Welt der Galerien und Auktionshäuser gewährt.

    Die Senioren-Union Elchingen hatte am vergangenen Mittwoch zu „KunstWertSchätzen“ eingeladen um ganz nach Manier der bekannten TV-Sendungen „Kunst und Krempel“ oder „Bares für Rares“ versteckte Schätze fachmännisch begutachten zu lassen. Zehn Personen waren es, die im Vorfeld ihre persönlichen Exponate einreichten, welche im Laufe des Abends einer professionellen Untersuchung unterzogen wurden.

    Den Spitzenpreis erzielten Grafiken

    Neben einigen Gemälden verschiedenster Epochen, unter anderem vom bekannten Ulmer Maler Wilhelm Luib, wanderten auch Kleinplastiken und antiquarische Bücher auf den Tisch der Expertin. Die geschätzten Werte befanden sich allesamt zwischen fünfzig und siebenhundert Euro, was mancher Besucher mit einem überraschten Pfeifen quittierte. Spitzenreiter war übrigens ein mehrteiliges Set aus Grafiken, Ende 19. Jahrhundert. Dass die herbeigebrachten Kunstwerke nicht nur mit Geld gemessen werden konnten, belegten die einzelnen Geschichten, welche sich hinter den Gegenständen verbargen.

    Zumeist handelte es sich um Erbstücke, deren Herkunft nicht immer exakt nachvollziehbar ist. So gelangte beispielsweise ein kleiner Putto des französischen Bildhauers Auguste Moreau aus Paris in die Gegend um Leipzig, wo er im Familienbesitz weitergereicht wurde: herrlichster verspielter Jugendstil.

    Das Konversationslexikon aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist natürlich nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Dennoch würden die vier ledernen Bände auf Auktionen einen beachtlichen Wert erzielen. Dabei hatte man aber nicht den Eindruck, als würden die Schätze demnächst den Besitzer wechseln. Vorherrschend war das reine Interesse am Überlieferten, in der Art: Das habe ich jetzt schon so lange; mich würde mal interessieren, was das wert ist. Natürlich ließen sich die hier begutachteten Werke nicht mit jenen vergleichen, die bei internationalen Auktionen Preise in dreifacher Millionenhöhe erreichen. Das geschredderte Bild „Girl with balloon“ des britischen Street-Art-Künstlers Banksy erzielte, nachdem es immerhin zur Hälfte die Schneidemaschine passiert hatte, allein schon 1,2 Millionen Euro.

    Die Preise werden bei den Auktionen gemacht, weiß Eckardt zu berichten. Schönheit – wie auch immer definiert – sei hier bei Weitem nicht das wichtigste Kriterium. Zunehmend gerät auch die Vermarktungsindustrie in den Fokus der Kunsthändler. So sei mit über 382 Millionen Euro ein Gemälde versteigert, dessen Urheberschaft nicht einmal eindeutig geklärt ist. Allein eine Ähnlichkeit mit Leonardo da Vincis Mona Lisa und den daraus resultierenden Emotionen katapultierte den Preis in oberste Sphären. Kunst und Krempel aus Oberelchingen blieb hingegen bodenständig – zumal ein knuffiges Knäblein aus Bronze sicherlich freundlicher wirkt als ein Bild, das sich selbst zerstört. Auch wenn er selbst den vierstelligen Eurobereich um Längen verfehlte.

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