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Die Kunstwelt blickt nach Burlafingen

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Die Kunstwelt blickt nach Burlafingen

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    Schon die Architektur erlaubt außergewöhnliche Einblicke.
    Schon die Architektur erlaubt außergewöhnliche Einblicke.

    Multimillionär Walther, früher Partner bei der US-amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs, stammt aus Burlafingen. Bereits im Studium verschlug es ihn in die Vereinigten Staaten, er ließ sich dort nieder, machte ein Vermögen, stieg mit 45 Jahren aus und widmet sich seitdem ganz der Kunst. Nach dem Tod seiner Eltern beschloss er, deren hinterlassenes Grundstück mitten in einem beschaulichen Wohngebiet am Rande des Stadtteils nicht zu verkaufen, sondern dort einen Raum zu schaffen für die Präsentation seiner Sammlung.

    1000 Quadratmeter Fläche verteilt auf drei Gebäude

    Doch was für ein Projekt: Auf insgesamt drei Gebäude verteilt sich die Walther Collection, das "Schwarze Haus", einen dunkel gestrichenen Bungalow, das "Grüne Haus", ein zweigeschossiges Wohnhaus, an dessen Wänden sich wilder Wein nach oben rankt, und natürlich den "Weißen Kubus", ein vom Ulmer Büro Braunger Wörtz entworfener würfelförmiger Bau, dessen Fassade von unregelmäßig gesetzten Glasflächen durchbrochen wird. Doch er ist nur Pforte zum eigentlichen Herzstück des Ausstellungsareals: Denn die über 500 Quadratmeter große Hauptgalerie befindet sich darunter, von außen nicht einsehbar. Insgesamt bietet die "Walther Collection" rund 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche und erreicht damit museale Dimensionen - die Kunsthalle Weishaupt in Ulms Neuer Mitte bietet auch nur 200 Quadratmeter mehr.

    Experimentierfeld für neue Ausstellungsideen

    Für Walther, der mit seiner Familie weiterhin in New York lebt und nur alle paar Monate nach Burlafingen kommt, ist seine "Collection" ein Experimentierfeld: Hier sollen Ausstellungen entwickelt werden, die später auch anderswo gezeigt werden sollen. Dafür überlässt Walther nichts dem Zufall, sondern setzt auf internationale Kompetenz: Die erste Ausstellung "Momente des Selbst", die noch bis zum kommenden Frühjahr zu sehen ist, wurde von dem gebürtigen Nigerianer Okwui Enwezor kuratiert - ein exzellenter Kenner der afrikanischen Kunst, in Deutschland vor allem als künstlerischer Leiter der "documenta 11" in Kassel bekannt.

    In der Tat ist "Momente des Selbst" eine Ausstellung, die vom ersten Moment an fesselt - und die afrikanische Fotokunst der Gegenwart auf deutsche Klassiker wie August Sander treffen lässt. Freilich kein Thema für die Masse, deswegen sieht Walther seine Sammlung auch nicht als Publikumsmagnet, sondern als Angebot an tatsächlich Interessierte. Eine Besichtigung ist nach Voranmeldung aber jedem möglich. Der Besuch lohnt sich in jedem Fall: Die "Walther Collection" eröffnet neue Perspektiven auf die Kunst - und ist nicht nur in der Region ein beispielloses Projekt.

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