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Roggenburg: Die Klostergemeinde feiert einen berühmten Abt 

Roggenburg

Die Klostergemeinde feiert einen berühmten Abt 

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    Von 1753 bis 1753 stand Georg Lienhardt als Abt dem Kloster Roggenburg vor. Dieses Ölporträt von ihm hing im katholischen Pfarramt Roggenburg, jetzt ist es im Klostermuseum zu sehen.
    Von 1753 bis 1753 stand Georg Lienhardt als Abt dem Kloster Roggenburg vor. Dieses Ölporträt von ihm hing im katholischen Pfarramt Roggenburg, jetzt ist es im Klostermuseum zu sehen. Foto: Repro Anton H. Konrad

    Die Klostergemeinde feiert am kommenden Wochenende den 300. Geburtstag seines wohl bedeutendsten Abtes Georg Lienhardt. Am 29. Januar 1717 kam der Mann, der später als Bauherr die barocke Klosteranlage in Roggenburg vollendete, in Überlingen am Bodensee zur Welt.

    Georg Lienhardt wurde in eine Zeit des wirtschaftlichen und geistigen Aufbruchs nach dem Dreißigjährigen Krieg und den für das Reich erfolgreichen Türkenkriegen geboren. Die meisten Klöster begannen in dieser Zeit große Neubauprojekte, am bekanntesten sind diejenigen von Ottobeuren, Weingarten, Irsee, Wiblingen oder die Frauenklöster von Oberschönenfeld und Holzen bei Augsburg. In Roggenburg begann der Bau der Konventgebäude im Jahre 1732, die Klosterkirche wurde 1752 bis 1757 erbaut. Anschließend entstanden der Ostflügel, der Südflügel mit Bibliothek und der Zwischentrakt.

    Abt Caspar Geisler, ein Augsburger, hatte, ein Jahr vor seinem Tod 1753, mit Baumeister Simpert Kramer das große Werk begonnen. Dann wählten die Chorherren einstimmig den Prior Georg Lienhardt zum Nachfolger, der die reichsunmittelbare Abtei zur höchsten Blüte führte. Unter seiner dreißigjährigen Regierung (1753-1783) wuchs der Personalstand von rund 20 Konventualen auf 40 Chorherren an. Roggenburg ist auch die wohl einzige Abtei, in der der Reichsabt eine fast verschwenderische Malerei in Konvent und Kirche in Auftrag gab – und zwar an den Weißenhorner Freskomaler Franz Martin Kuen (1719-1771).

    Lienhardt war aber nicht nur vom „Bauwurm“ befallen. Er war auch ein Mann des Wortes: sein literarisches Werk dürfte rund 5000 Seiten umfassen. Dabei kam seine bei den Jesuiten genossene Geisteshaltung nicht zu kurz: zum Leben gehöre auch sichtbare Frömmigkeit mit Verehrung der Heiligen und Einbeziehung von Reliquienschätzen in die Gottesverehrung. Als das neue Kloster fertig war, ließ er von Kuen den Konvent porträtieren: Abt und 40 Chorherren vor der Muttergottes und den Klosterpatronen sowie als große Schätze ein Kreuzpartikel und ein Heilig-Blut-Partikel. Inschrift: Unter diesem Patronat möge der Roggenburger Neubau gedeihen. Heute schmückt das Prachtgemälde wieder den neu gestalteten Kapitelsaal von 1766.

    Als ein Teil des Südflügels fertig war zur Aufnahme des neuen Bibliotheksaals über zwei Stockwerke, stellte sich die Frage nach Umfang und Qualität des geistigen Rüstzeugs für eine Reichsabtei. Und Georg Lienhardt handelte. Seit Langem war bekannt, dass die zum Schwäbischen Ritterkanton gehörige Reichsherrschaft Illertissen unter den Baronen von Vöhlin pleite war und unter Zwangsadministration stand. Joseph Vöhlin von Frickenhausen zu

    Im Jahre 1766 unterzeichneten Georg Lienhardt und Joseph von Vöhlin einen Kaufvertrag für die Bibliothek über 2000 Gulden. Mit dem Betrag konnte man damals noch ein Haus bauen. Hindernis war noch die schriftliche Unbedenklichkeitserklärung der Administration, die damals namens der Markgrafschaft Burgau in den Händen des Abtes von Wettenhausen lag. Die Briefe, auch über den Zahlungsmodus, gingen hin und her. Der Kaufvertrag und die sieben Briefe des Abtes sind heute besonders wertvoll, weil die Säkularisation nach 1802 mit solchen kulturgeschichtlichen Akten gründlich aufgeräumt hat. Über die Bücher, die fortan die Roggenburger Bibliothek bereicherten, liegen Verzeichnisse bei den Akten. Was danach mit ihnen passierte, ist unklar. Über das Schicksal und den Verbleib der Roggenburger Bestände wird heute noch geforscht.

    Termine: Der Prämonstratenser UIrich G. Leinsle, Professor an der Universität Regensburg und Mitglied des Prämonstratenserkonvents von Stift Schlägl in Oberösterreich, hält am Freitag, 5. Mai, um 19.30 Uhr in der historischen Bibliothek des Klosters einen Vortrag über Abt Georg Lienhardt. Am Sonntag, 7. Mai, wird um 11.30 Uhr im Klostermuseum eine Sonderausstellung zum 300. Geburtstag von Abt Lienhardt eröffnet.

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