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Die Bullen und der Schnüffler

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Die Bullen und der Schnüffler

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    Zwischen Grafertshofen und Bubenhausen will ein Landwirt einen Bullenstall bauen. Dies schürte Befürchtungen, Anwohner könnten von Gerüchen belästigt werden.
    Zwischen Grafertshofen und Bubenhausen will ein Landwirt einen Bullenstall bauen. Dies schürte Befürchtungen, Anwohner könnten von Gerüchen belästigt werden. Foto: Ingo wagner (dpa)

    von Jens Carsten

    Weißenhorn Ein Landwirt will einen Bullenstall auf die grüne Wiese zwischen Bubenhausen und Grafertshofen bauen. Seine Absicht hat im Bauausschuss eine längere Debatte ausgelöst: Darf er oder darf er nicht? Was bedeuten die 210 Rinder für die Anwohner an den Ortsrändern? Und haben die Bürger durch die Tiere mit Lärm oder Gestank zu rechnen? Dazu klafften die Meinungen im Rat auseinander: Die einen pochten auf ein Geruchsgutachten, die anderen wollten den Antrag ohne eine aufwendige Studie genehmigen. Der Beschluss fiel am Ende aber einvernehmlich aus.

    „Es ist das Recht und die Pflicht einer Stadt, zu prüfen, ob das Wohlergehen ihrer Bürger durch Ställe gemindert wird“, sagte Bürgermeister Wolfgang Fendt. Andere Ratsmitglieder empfanden dies hingegen als wenig bürgerfreundlich: „Das ist völlig überzogen“, sagte Stadtrat Franz Josef Niebling (CSU), der in dieser Sache die Kommunalaufsicht im Neu-Ulmer Landratsamt eingeschaltet hatte. Er wollte wissen, ob die Stadt dem Baubewerber ein wohl recht teures Geruchsgutachten abverlangen darf. Die Antwort aus Neu-Ulm: Eindeutig zweideutig. Zwar habe eine Kommune zu prüfen, ob ein Vorhaben schädliche Umwelteinwirkungen mit sich bringt. Könne dies aber nicht abschließend zu beurteilen sein, sollte „im Interesse einer bürgerfreundlichen Gemeindeverwaltung“ das Einvernehmen erteilt werden, heißt es in einer E-Mail. Immer vorausgesetzt, die baurechtlichen Anforderungen sind erfüllt.

    Im Oktober hatten die Mitglieder des Bauausschusses den Antrag des Landwirts wie berichtet zurückgestellt. Die Unterlagen erschienen der Ratsmehrheit als zu spärlich. So war die Anzahl der im Stall unterzubringenden Bullen nicht angegeben. Der Bauherr hat nachgeliefert: In dem Stall sollen demnach 210 Tiere stehen – dies entspricht rechnerisch 147 Großvieheinheiten. Mit diesem Kennwert werden Viehherden in der Landwirtschaft beschrieben. Die Angabe berücksichtigt das Gewicht der Tiere, so werden Bestände vergleichbar. Nach Angaben des Landratsamts reicht bei bis zu 150 Vieheinheiten an dieser Stelle ein Abstand von 140 Metern zu Wohnhäusern. Diese Vorgabe erfüllt das Bauvorhaben: Der angedachte Stall befindet sich rund 300 Meter von Grafertshofen entfernt, 700 Meter sind es nach Bubenhausen. Genau zwischen diesen beiden Ortsteilen unterhält der Bauwerber bereits einen Schweinestall – offenbar zum Unmut von Stadtrat Thomas Schulz (SPD): „An den Ortsrändern stinkt es manchmal erbärmlich nach Schweinemast.“ Dies bemerkten viele Spaziergänger, die dort unterwegs sind. „Es leben da eben nicht nur Landleute.“

    Ähnlich sah das Johannes Amann (WÜW): „Es gibt Leute in den Neubaugebieten, die haben maximale Schulden auf sich genommen.“ Der Grafertshofer riet dem Antragsteller, freiwillig ein Geruchsgutachten anfertigen zu lassen. „Dann hat er eine Grundlage für eine Argumentation.“

    Dies hielt Alexander Engelhard (PWG) für übertrieben: „Dann könnten wir ja auch jedes halbe Jahr zum TÜV gehen.“ Er bezeichnete den Abstand zu den Häusern als „relativ groß“. Es sei kein großer Stall und Bullen seien fast nicht zu riechen. Auch Anton Glatzmaier (WÜW) sprach sich für den Antrag aus: „Alles andere wäre Schikane.“

    Schließlich schlug Bürgermeister Fendt den Räten vor, dem Bauantrag zuzustimmen. Es gab keine Einwände dagegen. „Allerdings lasse ich mir von niemandem verbieten, unsere Bewohner zu schützen“, bemerkte Fendt.

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