Den Geldbeutel gezückt, einen Schein herausgeholt und dem Händler gereicht. Franz Erwin Kemper verharrt fast bewegungslos in dieser Haltung, bis er sein Wechselgeld erhält - und dem Beobachter öffnet genau dieser Moment den Blick für einen Menschen, der sich zur Wahrnehmung seiner Umwelt auf andere Sinne verlassen muss, als das Sehen. Es ist eigentlich logisch: Franz Kemper hat etwas aus der Hand gegeben und muss sich darauf verlassen, dass er den Rest wieder erhält. Er kann dem Budenbesitzer nicht entgegenkommen, weil er nicht wahrnehmen kann, wohin sich dieser wendet - was ja im ungünstigen Fall ja auch ein Abwenden werden könnte. Die konkrete Positionierung im Raum ist als Blinder oder sehbehinderter Mensch stark eingeschränkt, weil der visuelle Abgleich fehlt, den ein Sehender ständig vornimmt - also bleibt er an der zuletzt richtigen Stelle und erhält genau da sein Wechselgeld zurück.
Neu-Ulm