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Corona Impfung Neu-Ulm: Diese Menschen arbeiten im Impfzentrum in Neu-Ulm, Weißenhorn, Illertissen

Landkreis Neu-Ulm

Was Mitarbeiter in den Impfzentren im Kreis Neu-Ulm erleben

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    Vom Eingang bis zum Ausgang: Wer sind die Menschen, die in den Impfzentren im Kreis Neu-Ulm arbeiten? Wir stellen Sie Ihnen vor.
    Vom Eingang bis zum Ausgang: Wer sind die Menschen, die in den Impfzentren im Kreis Neu-Ulm arbeiten? Wir stellen Sie Ihnen vor. Foto: Michael Kroha

    Die Corona-Pandemie hat unser Leben auf den Kopf gestellt. Und auch ein Jahr danach ist noch nichts wie davor. "Das Impfen ist der Schlüssel, um die Pandemie zu überwinden“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) jüngst, nachdem sie ihre zweite immunisierende Spritze bekam. Im Kreis Neu-Ulm arbeiten täglich um die 100 Mitarbeiter in den Impfzentren (IZ) dafür, dass so viele Menschen wie möglich so schnell wie möglich geimpft werden. Doch wer sind diese Menschen? Wir stellen sie Ihnen vor bei einer Runde durch die Standorte Neu-Ulm, Weißenhorn und Illertissen - vom Eingang bis zum Ausgang.

    Reka Gorszki arbeitet im Impfzentrum Weißenhorn als Einsatzleiterin der Security.
    Reka Gorszki arbeitet im Impfzentrum Weißenhorn als Einsatzleiterin der Security. Foto: Michael Kroha

    Security: Man könnte sie als die erste Hürde oder aber auch als den ersten Helfer vor Ort bezeichnen. Reka Gorszki ist Einsatzleiterin des Sicherheitspersonals am IZ in Weißenhorn. Dort koordiniert sie ihre sechs Mitarbeiter: Wer wann wo zu stehen und was er dabei zu beachten hat. Am wichtigsten dürfte dabei der Impfstoff-Transport, aber auch die Schleuse am Eingang sein. Am häufigsten jedoch müssen sie Impflinge auf Maskenpflicht und den einzuhaltenden Abstand hinweisen. Sie kontrollieren aber auch, ob jemand alle notwendigen Unterlagen dabei hat oder nicht vielleicht doch bei den Angaben zur Priorisierung geschummelt haben könnte. "Man lernt viel Neues. Was für Krankheiten es doch alles gibt", sagt Gorszki. Bestehen Unklarheiten, wird ein Arzt zurate gezogen.

    Sicherheit am Impfzentrum Weißenhorn: Handgreiflich wurde noch niemand

    Der Großteil läuft friedlich ab. Handgreiflich wurde noch niemand. Wenn, dann würden sich wenige nur im Ton vergreifen. "Meist sind es die Begleiter", sagt die 24-Jährige. Seit drei Jahren ist sie in der Branche für ein Neu-Ulmer Sicherheitsunternehmen tätig. Was sie bei ihrer Tätigkeit im IZ am meisten betroffen gemacht hat: Wie viele Menschen doch zu den vulnerablen Gruppen gehören. "Das bekommt man sonst nicht mit."

    Gina Hartmann arbeitet im Impfzentrum Illertissen im sogenannten Service Point.
    Gina Hartmann arbeitet im Impfzentrum Illertissen im sogenannten Service Point. Foto: Michael Kroha

    Service Point: Gina Hartmann aus Vöhringen ist beim IZ in Illertissen seit dem ersten Tag am 9. März dabei. Für die 20-Jährige ist es eine Art "Übergangslösung". Nach ihrem Abitur 2019 am Albert-Einstein-Gymnasium in Wiblingen wollte sie eigentlich das Ausland bereisen, doch dann kam Corona dazwischen und das richtige Studieren war so auch nicht möglich. Daher sammelt sie nun erste Berufserfahrung. Sie koordiniert am "Check-in" Termine, Impfstoffe und kümmert sich dabei auch um Probleme mit dem System. Viele Telefonate müsse sie führen, auch mit Impfwilligen, die nicht wissen, welche Unterlagen sie mitbringen müssen.

    Für Arbeit sorgen derzeit vor allem Menschen, die sich ihre Zweitimpfung beim Hausarzt holen, ihren Termin im IZ aber nicht absagen. So bleibe Impfstoff übrig, der womöglich schon in Spritzen aufgezogen wurde. Ersatz-Impfwillige müssen also her. "Ich kann gut mit Stress umgehen", sagt die frühere Schülersprecherin.

    Zwar sei das Arbeiten aufgrund immer wieder neuer Anordnung "dynamisch". "Es gibt einem aber viel. Man hat ein gutes Gefühl", sagt sie. Vor allem dann, wenn Großeltern sich darüber freuen, wieder guten Gewissens ihre Enkel besuchen zu können. Nach Corona, wenn es die IZ nicht mehr gibt, will die 20-Jährige eventuell Gesundheitsmanagement an der Hochschule Neu-Ulm studieren.

    Niklas Teupke arbeitet im Impfzentrum Weißenhorn am Service Point.
    Niklas Teupke arbeitet im Impfzentrum Weißenhorn am Service Point. Foto: Michael Kroha

    Service Point: Was Gina Hartmann in Illertissen macht, macht Niklas Teupke seit Ende April am IZ in Weißenhorn. Das Spannende dabei: Kein Tag sei wie der andere. Immer wieder passiere Neues, sagt er. So wirklich schwierig sei an seinem Job aber nichts. "Ich bin mir immer sicher, dass es funktioniert." Dennoch würde der 25-Jährige sich wünschen, das mancher Impfling mehr kooperieren würde und ihnen auch die Zeit einräume, Sachen zu erklären. Und: "Die Menschen sollen nicht alles glauben, was im Internet steht."

    Arbeiten am Impfzentrum Weißenhorn: Hoffentlich eine "befristete Sache"

    Der Weißenhorner hatte im Herbst sein Medizintechnik-Studium in Ulm abgeschlossen. Am IZ möchte er zwar so lange bleiben, wie er kann. "Das macht sich gut im Lebenslauf", sagt Teupke. Allerdings hofft er schon auch auf eine "befristete Sache". Denn das wäre ein Indiz dafür, dass sich das Leben allgemein wieder normalisiert. Für die Zeit danach will er wieder in seinen Ausbildungsberuf zurückkehren.

    Saskia Herold zieht im Impfzentrum in Illertissen die Spritzen auf.
    Saskia Herold zieht im Impfzentrum in Illertissen die Spritzen auf. Foto: Michael Kroha

    Vorbereitung: Spritzen aufziehen, Platz herrichten - alles griffbereit halten, damit alle gleich loslegen können und nichts ins Stocken gerät. So beschreibt Saskia Herold ihre Aufgabe im IZ in Illertissen, die eher im Hintergrund abläuft. Was sie dabei gegen Ende des Tages manchmal ins Schwitzen bringt: Wie viele Patienten kommen noch? Wie viele Spritzen ziehe ich noch auf? Ausgebildet in einer Allgemeinarztpraxis sorgte eine Tragödie in der Familie dafür, dass sich die 23-Jährige immer mehr dem Thema Menschen und Gesundheit widmete.

    Dass Impfungen derzeit so ein präsentes Thema in der Öffentlichkeit sind, findet sie "schlimm". Denn das Impfen habe schon so vielen Menschen das Leben gerettet - siehe Kinderlähmung und Pocken. Sie mache es daher stolz, derzeit mit "tollen Kollegen" dabei zu helfen, die Pandemie zu überwinden. Sollte es so weit sein, will sich die 23-Jährige aus Leipheim noch mehr dem menschlichen Geist widmen und eventuell Wirtschaftspsychologie studieren. Bis dahin wünscht sie sich: Wer zur Impfung kommt, müsse nicht aufgeregt sein. "Habt mehr Vertrauen. Wir kriegen das schon hin", so Herold.

    Tamara Schimmele zieht im Impfzentrum in Weißenhorn die Spritzen auf.
    Tamara Schimmele zieht im Impfzentrum in Weißenhorn die Spritzen auf. Foto: Michael Kroha

    Vorbereitung: "Wir geben unser Bestes, um so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich zu impfen", sagt Tamara Schimmele. Die 24-Jährige aus Pfaffenhofen schreibt neben ihrem Job im IZ in Weißenhorn noch an ihrer Bachelorarbeit für ihr Studium der Fachmolekularen Medizin an der Universität Ulm. Dort lernte sie auch das Spritzenaufziehen. Eine Kunst für sich. Ist es die richtige Menge? Hat er die richtige Temperatur? Reicht der Rest gar noch für eine weitere Spritze?

    Wer zieht schneller die Spritzen auf? Wettbewerb im Impfzentrum in Weißenhorn

    Offensichtlich weckt das auch den Sportsgeist innerhalb des Teams: So sollen interne Wettbewerbe stattfinden, wer am schnellsten aus einem Fläschchen die meisten Spritzen herausbekommt. Der Spitzenwert liege bei fünf Minuten pro Vial. Für gewöhnlich brauche man zwischen acht bis zehn Minuten. Ihr Dank geht vor allem an die jüngere Bevölkerung: Denn um Herdenimmunität zu erreichen, müssten auch jüngere Menschen sich impfen lassen - und das passiere derzeit auch.

    Erhard Stolberg ist Impfarzt in Neu-Ulm.
    Erhard Stolberg ist Impfarzt in Neu-Ulm. Foto: Michael Kroha

    Aufklärung: Sein längstes Gespräch mit einem Impfling dauerte mehr als 20 Minuten, berichtet Erhard Stolberg. Doch zu 99 Prozent würden alle "glatt durchgehen". Der 58-Jährige aus Nersingen ist Facharzt für Anästhesiologie. Er arbeitet als Notarzt, aber auch an einer Klinik in Aalen - derzeit ist er aber die meiste Zeit Impfarzt im IZ in Neu-Ulm. Der Vorteil: "Ich muss nicht so lange fahren." Viele Corona-Fälle habe er schon auf der Intensivstation erlebt - auch Menschen, die daran verstorben sind. "Impfung oder Corona - dazwischen gibt es keinen Raum", sagt der ehemalige Mitarbeiter der Nuvisan-Forschungsklinik.

    Appell vom Neu-Ulmer Impfarzt: Auf zuverlässige Quellen vertrauen

    Die häufigsten Nachfragen kämen zu möglichen Nebenwirkungen. "Die Gefahren durch das Virus sind aber immer noch um ein Vielfaches größer." Auch wenn viele nach dem Gespräch mit dem Arzt beruhigt seien, müsse er viele "Fake News" entkräften. Sein Appell daher: Auf zuverlässige Quellen wie öffentlich-rechtliche vertrauen. Dadurch, dass aber auch mehrere Ärzte aus den unterschiedlichsten Disziplinen gleichzeitig anwesend seien, könnten spezielle Fragen von entsprechenden Spezialisten geklärt werden.

    Doch alles könnten auch sie nicht wissen - vor allem Unklarheiten zu den aktuellen Bestimmungen, zum Beispiel zum Reisen. "Da ist ja vieles auch verwirrend", sagt Stolberg. Nichtsdestotrotz sei sein Job als Impfarzt einfacher zu bewerkstelligen als sein Tun als Notarzt, wo in kürzester Zeit mit manchmal nur halb so viel Wissen über den Patienten entschieden werden müsse. Die Kriterien, wer geimpft werden darf, seien hingegen klar.

    Monika Schwarz-Münkel verabreicht im Impfzentrum in Illertissen die immunisierenden Spritzen.
    Monika Schwarz-Münkel verabreicht im Impfzentrum in Illertissen die immunisierenden Spritzen. Foto: Michael Kroha

    Die Impfung: Monika Schwarz-Münkel führt im IZ in Illertissen den eigentlichen Akt durch. Die 60-Jährige aus Neu-Ulm verabreicht - je nach Verfügbarkeit der Präparate - am Tag um die 100 Spritzen. Steriles Arbeiten ist ihr dabei besonders wichtig. Als einmal ein Beachvolleyballer direkt aus dem Training kam, habe sie deshalb 15 Tupfer gebraucht, um die Einstichstelle desinfizieren zu können. Für den Piks hat sich bei der examinierten Kinderkrankenschwester, die zeitweise bei ihrem Mann in einer Hausarztpraxis angestellt war und schon auf einer Intensivstation gearbeitet hat, mittlerweile quasi ein Ritual eingespielt. Denn auch bei sonst so furchtlosen Feuerwehrleuten gebe es hin und wieder die Angst vor der Spritze.

    Angst vor Spritzen? Mit diesem Trick wird in Illertissen geimpft

    Routinemäßig checkt sie also im Gespräch erst mit dem Impfling die üblichen Daten: Name, Impfstoff etc. Zuletzt aber frage sie: "Sind Sie verheiratet?" Fast alle würden darauf irritiert reagieren. In dem Moment setze sie zum Piks an und sagt gleichzeitig: "Ich verheirate Sie jetzt mit dem Impfstoff." So würden selbst die größten Angsthasen kurz lachen, während die Spritze einfährt.

    Ihrer Verantwortung ist sie sich durchaus bewusst. "Es ist schon ein harter Eingriff in den menschlichen Körper", den sie dennoch für notwendig und richtig hält. Entsprechend sorge ihr tägliches Tun auch innerhalb der Familie für Spannungen. Denn dort gebe es auch Angehörige, die der Querdenker-Szene nahestehen würden. Für sie ist Schwarz-Münkel der "Killer".

    Mutter und Tochter: Mirjam (rechts) und Loki Schell arbeiten beide im Impfzentrum in Neu-Ulm
    Mutter und Tochter: Mirjam (rechts) und Loki Schell arbeiten beide im Impfzentrum in Neu-Ulm Foto: Michael Kroha

    Check-out/Springer: Das gibt es so vermutlich in keinem anderen IZ im Kreis: In Neu-Ulm arbeiten Mutter und Tochter zusammen, Mirjam Schell als sogenannte Springerin und Tochter Loki Schell am Check-out, wo die Geimpften 15 Minuten warten und anschließend ihren Impfpass und andere wichtige Unterlagen bekommen. "Ich mag es, wenn es ordentlich ist", sagt

    Kritik am Impfzentrum Neu-Ulm ging den Mitarbeitern nahe

    Dass ihn daher manche abwertend als "Blechcontainer" bezeichneten, ging an ihr nicht spurlos vorüber. Viel Verständnis hat sie dafür nicht. "Wir haben das Beste herausgeholt, was ging. Du arbeitest täglich dafür. Und dann beschweren sich Menschen, dass die Stühle nicht schön sind...", sagt die 46-Jährige. Mittlerweile kann sie damit umgehen. Sie wisse, dass sie es nicht jedem recht machen kann. Die Blausteinerin wünscht sich dennoch, dass mehr Rücksicht aufeinander genommen und mehr Verständnis aufgebracht wird. Weg vom "Ich-Trieb", den einige an den Tag legen würden, und mehr hin zum "über den Tellerrand hinausschauen".

    Schülerin arbeitet im Impfzentrum: Ihr fehlen die sozialen Kontakte

    Ihre Tochter Loki, derzeit eigentlich noch Schülerin an der Valckenburgschule in Ulm, steckt die Kritik nach eigenen Angaben gut weg. "Ich freue mich jeden Tag aufs Arbeiten", sagt sie. Denn das gebe ihr immerhin die Möglichkeit, andere, auch jüngere Menschen, die ebenfalls im IZ mithelfen, zu treffen. "Wegen Corona fehlen mir die sozialen Kontakte", so die 16-Jährige, die auf 450-Euro-Basis angestellt beim IZ in Neu-Ulm ist, wo weiterhin nach Personal gesucht wird.

    Besonders viel Freude hätten Loki Schell die Begegnungen mit den "süßen Leuten" bereitet. Gemeint sind damit die älteren Menschen aus den ersten Prio-Gruppen. "Die alten Damen haben sich alle sehr lieb bedankt." Der medizinische Bereich sei für die Schülerin zwar nichts für die Zukunft, das Soziale aber schon. Gelernt habe sie in der Zeit vor allem, in Stresssituationen trotzdem klar zu denken - und eben der Umgang mit anderen Menschen.

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