Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neu-Ulm
Icon Pfeil nach unten

Burlafingen: So kam das Einhorn ins Burlafinger Dorfwappen

Burlafingen

So kam das Einhorn ins Burlafinger Dorfwappen

    • |
    Am südlichen Ortseingang an der Thalfinger Straße werden die Besucher Burlafingens besucht. Zu sehen ist auch das Ortswappen.
    Am südlichen Ortseingang an der Thalfinger Straße werden die Besucher Burlafingens besucht. Zu sehen ist auch das Ortswappen. Foto: Gerrit-R. Ranft

    Zwischen April und September 2019 feiert Neu-Ulm sein Jubiläum „150 Jahre Stadterhebung“. Die

    Der Stadtteil Burlafingen liegt knapp 6000 Meter nordöstlich des Neu-Ulmer Rathauses. Vor Ort selbst lebten am 30. Juni 2018 auf 7,03 Quadratkilometern Grundfläche 5139 Menschen. Das sind 731 je Quadratkilometer – oder ein Einwohner auf 1400 Quadratmetern. Gemessen an der Zahl seiner Einwohner erreicht

    Das Einhorn steht für Reinheit, Unschuld, Freiheit. Das Königreich Großbritannien führt es als Hoheitszeichen, auch Kanada, Seefeld in Tirol, Giengen an der Brenz in Württemberg – und eben der Neu-Ulmer Stadtteil Burlafingen. Dort zeigt es sich am südlichen Ortseingang an der Thalfinger Straße, wo die Burlafinger ihre Besucher mit einem munteren „Grüß Gott in Burlafingen“ willkommen heißen. Das war nicht immer so: Gegen ihre Eingemeindung hatten die Bewohner lange protestiert. Am 1. Juni 1977 votierten nur 900 Wahlberechtige für den Zusammenschluss mit der Stadt Neu-Ulm. Dagegen stimmten 389, immerhin fast ein Drittel.

    Das Burlafinger Dorfwappen: Ein roter Stern, ein Einhorn und ein Tatzenkreuz

    Noch knapper war fünf Jahre zuvor die Entscheidung für den Zusammenschluss mit dem Nachbarn Pfuhl ausgefallen. Sie endete mit 749 gegen 636 Stimmen. Mittlerweile haben sich die Vorbehalte wohl verflüchtigt. Der Ort ist auch nicht schlecht gefahren in der größeren Gemeinschaft. Die im Eingliederungsvertrag versprochene „Isel-Halle“ war schon dreieinhalb Jahre nach dem Zusammenschluss für sechseinhalb Millionen Mark – 3,3 Millionen Euro – fertiggestellt und übergeben.

    Und das Einhorn? Das hat Kreisheimatpfleger Horst Gaiser 1967 in das Ortswappen eingefügt, ebenso einen sechsstrahligen roten Stern und ein Tatzenkeuz. Im selben Jahr hatte der noch eigenständige Gemeinderat sich für ein eigenes Wappen ausgesprochen. Immerhin blickte der Ort auf fast 700 Jahre erlebte Geschichte zurück und war noch immer ohne Hoheitszeichen. In der 1987 zur 700-Jahr-Feier Burlafingens von der Stadt herausgegebenen Ortschronik ist das Wappen beschrieben. Im Mittelalter zählte das Dorf zum weitläufigen Besitz des Bodenseeklosters Reichenau. Dessen Güter fielen später an mehrere Adelsgeschlechter, darunter die Güß von Güssenberg bei Giengen an der Brenz. Auch die Ulmer Familie Fainagg übernahm Teile. Diese drei Herrschaften sind nun im Wappen vertreten – das Tatzenkreuz der

    Die Ansiedlung Burlafingen ist allerdings älter als das Wappen andeutet. Schwäbische Ortsnamen, die auf -ingen enden, haben sich überwiegend im sechsten oder siebten Jahrhundert gebildet – wie Elchingen, Finningen, Nersingen. Schriftlich erwähnt ist Burlafingen erstmals im Jahr 1275 in Urkunden der Diözese Konstanz als „Capella in Burluingen“. Das bewohnte Dorf erscheint erst 1287, als das Bodenseekloster Reichenau seine Rechte am Ort dem Kloster Söflingen bei Ulm übertrug, darunter die Pfarrkirche. Wenige Jahrzehnte später sind auch für das Spital in Ulm Besitzrechte an drei Höfen am Ort nachgewiesen, der um das Jahr 1500 insgesamt 37 Höfe zählte.

    Burlafingens einst katholische Jakobuskirche ist sei 1962 in evangelische Hand

    Nun lag Burlafingen zwar im Herrschaftsbereich der Freien Reichsstadt Ulm. Zu bestimmen hatten die Ulmer wegen der komplizierten Besitzverhältnisse dennoch nur wenig. Als die Reichsstädter sich 1531 zur Reformation bekannten, sollte Burlafingen sich anschließen. Deren Kaplan Jörg Eberlin aber ließ den Rat wissen, er werde seine Gottesdienste halten wie bisher – streng katholisch. Die Ulmer ließen ihn offenbar gewähren. Denn noch 100 Jahre später forderten sie den kleinen Ort erneut auf, sich endlich zu Luthers Lehre zu bekennen. Anton Aubele, einer der Autoren der Dorfchronik von 1987, vermutet, in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs habe sich das Problem von selbst gelöst. Immerhin war Burlafingen noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts so gut katholisch, dass sich Neu-Ulms Katholiken bis 1860 zur dortigen Kirchengemeinde rechneten, ehe sie endlich ein eigenes Kirchengebäude erhielten und eine Pfarrgemeinde bilden konnten. Burlafingens einst katholische Jakobuskirche ist seit 1962 in evangelischer Hand, nachdem im selben Jahr die neue katholische Pfarrkirche St. Konrad geweiht worden war.

    Ständig bewohnt war der Flecken Burlafingen seit dem frühen Mittelalter, wie der Ortsname bezeugt. Doch schon früher waren „Siedler“ da. Am südlichen Ortsrand haben Archäologen 1984 ein gut 1700 Quadratmeter großes römisches Kleinkastell nachgewiesen, das ums Jahr 40 nach Christus errichtet worden war. Wie Ausgräber Michael Mackensen vermutet, bestand sogar ein Anlegeplatz für Schiffe am Donauufer. Stationiert waren im Kastell siebzig Legionäre, vor allem Bogenschützen und Schleuderer aus Palästina. Das Lager wurde nach zehn Jahren aufgegeben. Vermutlich wurde es immer wieder von Donauhochwasser bedroht. Oberirdisch ist vom Kastell nichts erhalten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden