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Burgrieden: Neuer Leiter fürs Museum Villa Rot in Burgrieden: Das sind seine Ziele

Burgrieden

Neuer Leiter fürs Museum Villa Rot in Burgrieden: Das sind seine Ziele

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    Thomas Schmäschke übernimmt das Ruder in der Villa Rot. Was ihn am Museum in Burgrieden, hoch auf dem grünen Hügel, so sehr reizt: Der Freiraum und die Spannung zwischen Idylle und zeitgenössischer Kunst.
    Thomas Schmäschke übernimmt das Ruder in der Villa Rot. Was ihn am Museum in Burgrieden, hoch auf dem grünen Hügel, so sehr reizt: Der Freiraum und die Spannung zwischen Idylle und zeitgenössischer Kunst. Foto: Dominic Seemann

    Da bewegt sich was, auf dem grünen Hügel, an diesem Ort der Kunst und Kultur. Bayreuth? Nein. Nicht ganz. Auf einem etwas anderen grünen Hügel in Burgrieden, mitten in der schwäbischen Landschaft, steht eine Villa.

    Hier trifft sich die Kunstszene jährlich zum „Roten Salon“. Hier finden zeitgenössische Werke einen Raum, die gegen den Strich bürsten und ganz neue Töne anschlagen. In den Ausstellungen mischt sich Avantgarde mit Salonkultur und Landkulisse. Und in diesem Haus kündigt sich jetzt ein Wechsel an: Thomas Schmäschke übernimmt die Leitung des Museums Villa Rot. Der Rheinland-Pfälzer tritt seine Stelle zum 1. April an und löst den bisherigen Museumschef Marco Hompes ab.

    Thomas Schmäschke: Die Villa Rot ist kein wie jeder andere

    Dies ist kein Ort wie jeder andere – das spürt Schmäschke. „Die Villa thront schon hoch oben, wenn man so den Blick schweifen lässt“, erzählt er. Schmäschke hat Kulturwissenschaften, Ästhetik, Literatur und Philosophie studiert, in Frankfurt (Oder) und Cordoba (Argentinien). Er sammelte Erfahrung in der Kunsthalle Göppingen, im Museum für Moderne Kunst in Guatemala, im Museum für Kommunikation Nürnberg. Außerdem lehrte Schmäschke auch schon an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

    Schmäschke beerbt Marco Hompes, der vier Jahre lang die Villa Rot als Kulturort belebt und gepflegt hat. Die Kunst steckt aber gerade in der Corona-Misere, mit Abstandsgebot, und so bahnt sich eine Übergabe auf Distanz an. Ideen und Infos spielen die beiden hin und her, zwischen Burgrieden und Crimmmitschau – in der sächsischen Stadt leitet Schmäschke momentan noch ein Tuchfabrik-Museum.

    Was Thomas Schmäschke über Burgrieden und die Villa Rot erfahren möchte

    „Erfahrung bringe ich mit“, sagt der 36-Jährige, ziemlich selbstbewusst. Das hat auch den Vorstand der Hoenes-Stiftung, Eigentümerin der Villa, überzeugt, bei der Suche nach einem neuen Museumschef. Trotzdem – erst einmal möchte sich Schmäschke ganz gründlich mit der grünen Anhöhe vertraut machen: „Ich muss mich zuerst damit befassen, auf welche Infrastruktur ich in Burgrieden aufbauen kann. Das reicht vom Ausstellungstransport bis zum Plakat- und Webdesign.“

    Bislang führte ihn sein Beruf von Stadt zu Stadt. Welche Vorteile hat da seine neuen Arbeitsstelle – fernab jeder Kunstmetropole? Schmäschke erzählt mit Begeisterung, dass er den Mut zum Experiment, zur Originalität schätzt, die das Museum prägt. Der neue Chef möchte diese Qualitäten und Freiheiten nutzen und erweitern. Er will dabei auch Themen berühren, die einen Nerv treffen: „Ich möchte gesellschaftspolitische Themen aufgreifen.“

    Die Pluspunkte der Villa Rot im Vergleich zu städtischen Systemen

    Ein weiterer Pluspunkt der Villa: „Hier funktioniert vieles agiler und flexibler. Die Mühlen in städtischen System malen da oft viel langsamer.“ Schmäschke zieht einen Vergleich: Wird in Frankfurt am Main eine Van-Gogh-Ausstellung geplant, beginnen die Vorbereitungen schon fünf Jahre im Voraus. Die Villa Rot wirkt im Kontrast dagegen ein paar Schuhgrößen kleiner, dafür aber wendig und kompakt.

    In diesen Tagen wälzt Schmäschke Ideen für seinen Einstand in Burgrieden. Er kann noch auf die Vorarbeit seines Vorgängers bauen, Hompes hat eine Schau eingerichtet, die auf ihre Eröffnung immer noch warten muss: „Anderswelten, Malerei heute“. Aber bald danach möchte Schmäschke erste Impulse setzen. Noch sei nichts spruchreif, aber ein Leitmotiv für seine erste Ausstellung als Museumsleiter habe er schon gefunden. Schlicht und einfach: Lachen.

    Zähne fletschen, das war zu Urzeiten noch eine Drohgebärde. Heute nennt man das Lachen und es schafft Wärme und soziale Nähe. So ein Lächeln demonstriert Humor, oft Harmlosigkeit. Wobei: „Lachen hat immer auch etwas mit Distanz zu tun. Mit der Distanz zu den Dingen“, erklärt Schmäschke. Dass er das Lachen zum Thema nimmt, sei auch kein Zufall: „Das sagt etwas über mich aus.“ Wenn die Zeiten bierernst und tragisch werden – warum nicht mit Fröhlichkeit gegenhalten? Wenn die Stiftung seine Idee absegnet, könnte im November 2021 die Ausstellung rund ums Lachen, Schmunzeln, Grinsen, Lächeln eröffnen.

    Wie sieht die Zukunft der Villa Rot aus?

    Dass die komplexen Facetten und Motive der Ausstellungen, die in der Villa Rot oft Zündstoff für Debatten bieten, auch in Zukunft nicht die Bodenhaftung verlieren, dafür möchte der neue Museumsleiter sorgen. Luftschlösser aus rein abstrakten Diskursebenen? Nicht sein Stil.

    Denkt Schmäschke an die Zukunft des Museums, wirft er auch einen Blick aus dem Fenster: Das Verhältnis von innen und außen, von Villa-Altbau, Anbau und grüner Weite, möchte er frisch in Szene setzen. Als neuer Mann am grünen Hügel von Burgrieden.

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