Erst gab’s ein Gläschen Wein im Rathaus, dann folgte die Party im Ratskeller: Ronja Kemmer (CDU) hat mit klarer Mehrheit das Direktmandat im Wahlkreis Ulm geholt. Sie blieb allerdings deutlich hinter dem Ergebnis ihrer Vorgängerin Annette Schavan zurück, die vor vier Jahren 52,1 Prozent der Stimmen erreicht hatte. Hilde Mattheis (SPD) musste ebenfalls Verluste hinnehmen, da sie aber auf Platz fünf der Landesliste steht, zieht sie erneut in den Bundestag ein. Alexander Kulitz (FDP) wusste bis gestern Abend noch nicht, ob es mit dem Mandat klappt.

„Insgesamt hätten wir uns als Union den einen oder anderen Prozentpunkt mehr gewünscht“, räumte Ronja Kemmer ein. „Am Ende zählt für uns: An der Union vorbei wird es keine Regierung geben.“ Über ihr persönliches Ergebnis freue sie sich. Die 28-Jährige sieht es als Bestätigung ihrer Arbeit in den vergangenen zweieinhalb Jahren, in denen sie viel unterwegs gewesen sei. Für eine Jamaika-Koalition von CDU, FDP und Grünen sei sie offen. Ihr sei jedoch bewusst: „Ein einfacher Weg wird es nicht.“

„Das Ergebnis ist besser als erwartet, auch im Bund“, sagte Marcel Emmerich (Grüne). „Wir können selbstbewusst in die Verhandlungen gehen und brauchen uns auf keinen Fall unter Wert verkaufen.“ Angesichts des Ergebnisses der AfD gelte es für die Grünen, weiter aktiv für eine offene Gesellschaft zu kämpfen. Wenn er manche Aussagen von AfD-Politikern höre, „da wird mir schlecht“. Da gebe es noch viel zu tun für die anderen Parteien.

„Absolut begeistert“ zeigte sich Alexander Kulitz über das Ergebnis der Liberalen im Bund. „Dass es so genial läuft für die FDP, hätte ich nicht gedacht.“ Auch über sein persönliches Ergebnis freue er sich, auch wenn Ulm keine typische FDP-Hochburg sei. Der Einzug in den Bundestag war für Kulitz greifbar nah, aufgrund der komplizierten Wahlarithmetik musste der 36-Jährige aber noch zittern: „Fürs Kofferpacken ist es noch zu früh. Es wird noch eine lange Nacht.“

Frust herrscht hingegen bei Hilde Mattheis, der SPD-Spitzenkandidatin. An dieser krachenden Niederlage gebe es nichts herumzudeuteln. Mattheis persönlich wird aufgrund ihres guten Listenplatzes allerdings erneut in den Bundestag einziehen. Und zwar als Oppositionspolitikern, denn das Signal des Wählers sei eindeutig. Die SPD müsse nun Wiederaufbauarbeit leisten und ihr Profil schärfen. Die Abgrenzung von der CDU habe gefehlt.

„Sehr zufrieden“ zeigte sich Eugen Ciresa, der Spitzenkandidat der AfD. Seine Partei werde „konstruktive Politik“ machen. Wenngleich ohne den Spitzenkandidaten, nachdem Ciresa aus persönlichen Gründen keinen Listenplatz besetzt. Der Kreisvorsitzende hofft auf eine Normalisierung der politischen Auseinandersetzung. Beschimpfungen als „Nazis“ oder „Pack“ seitens der politischen Gegner seien nicht hinzunehmen.

Stimmengewinne verzeichnete auch die Linke. „Das ist ein Erfolg für uns“, sagte Eva-Maria Glathe-Braun, die weiter als Lokalpolitikerin auf das große Gefälle zwischen Arm und Reich in der Donaustadt hinweisen will.

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