Die Grünen sind bei der Wahlparty im Restaurant Hakuna Matata in Neu-Ulm hin und hergerissen. Einerseits legen sie sowohl im Bund als auch im Wahlkreis
"Ich finde das Ergebnis ehrlich gesagt enttäuschend, weil wir einen Wahnsinns-Wahlkampf hingelegt haben", sagte Ekin Deligöz, die über die Landesliste der Grünen wieder in den Bundestag einziehen wird, später im Landratsamt über ihr persönliches Ergebnis. Das lag zu diesem Zeitpunkt bei 10,1 Prozent, nur etwas mehr als vor vier Jahren. Allerdings stieg ihr Stimmenanteil im Laufe des Abends noch auf elf Prozent.
![Die Grünen hatten bei ihrer Wahlparty in Neu-Ulm teilweise Grund zu jubeln, teilweise hätten sie sich aber auch mehr erhofft. Die Grünen hatten bei ihrer Wahlparty in Neu-Ulm teilweise Grund zu jubeln, teilweise hätten sie sich aber auch mehr erhofft.](https://images.mgpd.de/img/100871157/crop/c1_1-w100/202712183/271633586/gruene-wahlparty-neu-ulm.jpg)
Ekin Deligöz: Die Grünen müssen mehr raus aufs Land
Vor vier Jahren hatte Ekin Deligöz 9,2 Prozent erreicht. Bundesweit legte die Ökopartei deutlich stärker zu als im Wahlkreis Neu-Ulm. „Offenbar macht unsere Politik manchen Menschen auf dem Land Angst, ob es um Klimaschutz, Mobilität oder Landwirtschaft geht", sieht die Bundestagsabgeordnete aus Senden eine mögliche Ursache für diese Entwicklung. Doch die Veränderungen seien unausweichlich. Die Frage sei, ob man sie gestalte oder nicht. Das müssten die Grünen den Menschen besser erklären – und eben nicht nur denen in der Stadt. Die Grünen müssten mehr raus aufs Land.
Das Ergebnis der Grünen im Bund sieht Deligöz positiv, auch wenn die Umfragen die Partei zuletzt stärker gesehen hatten. Und so hat sie eine klare Forderung, was die Bildung einer Koalition angeht: "Ich finde, wir Grünen dürfen uns nicht vor der Verantwortung drücken. Ohne uns wird es weiterhin einen Stillstand in diesem Land geben, das können wir uns nicht leisten." Auf den Wahlveranstaltungen hätten so viele Menschen zu den Kandidatinnen und Kandidaten der Grünen gesagt: "Ihr seid unsere Hoffnung." Daraus folgerte Deligöz: "ich sehe uns in der Pflicht, zu sondieren und zu verhandeln."
Dies fordert Deligöz mit Blick auf Regierungsverhandlungen
Im Hakuna Matata wird Ekin Deligöz am Wahlabend mit Beifall gefeiert. Sie bedankt sich bei den Anhängerinnen und Anhängern mit den Worten: "Dies war der engagierteste Wahlkampf in der Region, den ich jemals erlebt habe." Und sie hat schon einige erlebt. Die 50-Jährige ist seit 1998 Mitglied des Bundestags und wird auch diesmal sicher wieder einziehen, weil sie auf Platz 3 der bayerischen Landesliste der Grünen steht. Am Montag geht es frühmorgens nach Berlin. Ekin Deligöz sagte angesichts der anstehenden Gespräche zwischen Grünen, FDP, SPD und Union: "Das wird eine wahnsinnig spannende Zeit für uns."