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Brandanschlag auf Synagoge in Ulm: Video der Tat im Netz aufgetaucht

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Brandanschlag auf Synagoge in Ulm: Video der Tat im Netz aufgetaucht

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    Mahnwache, Brandanschlag, Synagoge, Ulm
    Mahnwache, Brandanschlag, Synagoge, Ulm Foto: Veronika Lintner

    Nach dem Brandanschlag am Samstagmorgen auf die Synagoge in Ulm ist im Internet ein Video aufgetaucht, das offensichtlich die Tat am Samstagmorgen auf dem Weinhof zeigt. Darauf zu sehen ist nicht nur das Feuer, sondern auch der mutmaßliche Täter.

    Veröffentlicht wurde das Video auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von Arsen Ostrovsky. Er gilt als ein führender internationaler Menschenrechtsanwalt mit dem Schwerpunkt auf Israel und dem Nahen Osten. In seinem Tweet mit dem Video zum Brandanschlag schreibt er: "Nein, das ist nicht Deutschland in der Kristallnacht. Das ist 2021, als eine Brandbombe an einer Synagoge in der deutschen Stadt Ulm entzündet wird."

    Mann auf dem Video stimmt mit Beschreibung der Ulmer Polizei überein

    Die Bewegtbild-Aufnahme, die mutmaßlich aus einer Überwachungskameras an der Synagoge stammt, zeigt den mutmaßlichen Täter. Das Aussehen des Mannes stimmt mit der Beschreibung überein, die am Samstagvormittag auch die Ulmer Polizei veröffentlicht hatte:

    • etwa 1,80 Meter groß
    • dunkler Kapuzenpullover,
    • weiße Schutzmaske,
    • blaue Jeans und
    • weiße Turnschuhe mit schwarzen Streifen.

    Der Mann geht auf dem Video ganz in Ruhe an der Fassade der Synagoge entlang und bewegt sich erst auf die Kamera zu. Dabei dreht er offensichtlich an einer Flasche den Deckel auf, die er in seinen Händen hält. Dann kehrt er um und beugt seine Arme mit der Flasche in den Händen nach unten. Nun spritzt er im Laufen eine Flüssigkeit gegen die Synagogenmauer. Solange, bis die Flasche leer zu sein scheint.

    Weil ein Zeuge sofort die Polizei alarmierte, entstand bei dem mutmaßlichen Brandanschlag auf die Ulmer Synagoge nur ein geringer Schaden.
    Weil ein Zeuge sofort die Polizei alarmierte, entstand bei dem mutmaßlichen Brandanschlag auf die Ulmer Synagoge nur ein geringer Schaden. Foto: Ralf Zwiebler/dpa

    Daraufhin legt er die Flasche am Boden ab und dreht sich kurz weg, um dabei in einer seiner Hosentaschen nach etwas zu suchen. Mutmaßlich ein Feuerzeug oder einen anderen Anzünder. Dann unterbricht das veröffentlichte 35 Sekunden lange Video kurz und springt an eine Stelle, an der das Feuer bereits brennt. Die Flammen sind an der Stelle, wo die Flasche abgelegt wurde, zirka einen Meter hoch. Wohin der Mann geht, ist nicht zu erkennen.

    Beinahe den gleichen Ablauf haben auch die Ermittler, wie berichtet, in ihrer Mitteilung geschildert. Demnach soll der Mann in Richtung Fischergasse die Flucht ergriffen haben. Die Abteilung Staatsschutz der Ulmer Kriminalpolizei hat inzwischen die Ermittlungen übernommen.

    Innenminister Strobl: Täter wird "volle Härte des Rechtsstaates treffen"

    Nach dem Antisemitismusbeauftragten des Landes Baden-Württemberg hat sich nun auch Innenminister Thomas Strobl (CDU) zum Vorfall geäußert: „Brandsätze gegen Synagogen zu werfen ist widerwärtig. Wer versucht eine Synagoge anzuzünden, den wird die volle Härte des Rechtsstaates treffen. Wir schützen jüdisches Leben und bekämpfen Antisemitismus“, wird Strobl auf dem Twitter-Kanal des Innenministeriums zum Brandanschlag auf die Synagoge in Ulm zitiert. Ministerpräsident Winfried Kretschmann verurteilte die Tat als "niederträchtig". Der Anschlag zeige das heimtückische Gesicht des Antisemitismus, dem man klar und deutlich entgegentrete, teilte der Grünen-Politiker am Samstag in Stuttgart mit.

    Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Manuel Hagel, teilte mit, die Täter müssten mit der vollen Härte der Gesetze rechnen. Man stehe gemeinsam gegen Antisemitismus. "Jüdisches Leben gehört zu uns, wie in Ulm die Donau und das Münster", so Hagel. Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz und der grüne Ulmer Landtagsabgeordnete Michael Joukov-Schwelling verurteilten die Tat in einer gemeinsamen Mitteilung als "feige und verachtenswert". Jeder Angriff gegen Jüdinnen und Juden oder ihre Versammlungsorte sei ein Angriff gegen das Wertesystem und die Grundwerte der Demokratie.

    Auch Spezialisten des LKA an den Ermittlungen in Ulm beteiligt

    An den Ermittlungen sind laut Innenminister Strobl auch das Landeskriminalamt und Spezialisten des Staatsschutzes beteiligt. Die Schutzmaßnahmen in Ulm seien hochgefahren worden. Die Gefährdung der jüdischen Einrichtungen im Land werde zudem geprüft. Die Ermittlungen der Polizei liefen mit Hochdruck, hieß es. (mit dpa)

    Redaktioneller Hinweis: Inzwischen hat Arsen Ostrovsky den Tweet mit dem Video des Anschlags wieder gelöscht. Der Redaktion liegt das Video jedoch vor.

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