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Brandanschlag auf Synagoge in Ulm? Rabbiner spricht von geplanter Tat

Ulm

Brandanschlag auf Synagoge in Ulm: Rabbiner spricht von geplanter Tat

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    Verletzt wurde niemand, auch der Sachschaden bleib gering.
    Verletzt wurde niemand, auch der Sachschaden bleib gering. Foto: Thomas Heckmann

    Auf die Synagoge in Ulm ist ein Brandanschlag verübt worden. Am Samstagmorgen wurde ein erloschener Brandsatz an der Synagoge im Ulmer Weinhof entdeckt. Verletzt wurde niemand. Nach ersten Informationen entstand nur ein geringer Sachschaden an der Steinfassade sowie einer Glasscheibe.

    Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Ulm laufen weiter auf Hochtouren. Wie Polizeisprecher Wolfgang Jürgens am Vormittag auf Nachfrage bestätigt, habe ein Zeuge den Vorfall gesehen. Der Täter soll demnach vor der Synagoge eine Flüssigkeit aus einer Flasche ausgeleert und im Anschluss angezündet haben. Der Zeuge verständigte umgehend die Polizei. Die ebenfalls alarmierte Feuerwehr konnte den Brand nach nur wenigen Minuten löschen.

    Der Täter flüchtete in Richtung Fischergasse. Die Polizei leitet nach eigenen Angaben sofort mit starken Kräften eine Fahndung nach dem Unbekannten ein, unterstützt von der bayerischen Polizei. Augenzeugen berichten, dass an sämtlichen Brücken zwischen Ulm und Neu-Ulm Polizeikräfte positioniert waren.

    Weil ein Zeuge sofort die Polizei alarmierte, entstand bei dem mutmaßlichen Brandanschlag auf die Ulmer Synagoge nur ein geringer Schaden.
    Weil ein Zeuge sofort die Polizei alarmierte, entstand bei dem mutmaßlichen Brandanschlag auf die Ulmer Synagoge nur ein geringer Schaden. Foto: Ralf Zwiebler/dpa

    Nach Angaben der Polizei soll der Zeugen den Täter folgendermaßen beschrieben haben:

    • etwa 1,80 Meter groß.
    • Er trug einen dunklen Kapuzenpullover,
    • eine weiße Schutzmaske,
    • blaue Jeans und
    • weiße Turnschuhe mit schwarzen Streifen.

    Die Polizei bittet die Bevölkerung um Hinweise. Sollten weitere Zeugen den Vorfall beobachtet haben, können diese sich telefonisch unter der Telefonnummer 0731/1880 melden.

    Neben der Spurensicherung an der rußgeschwärzten Fassade werteten die Beamten auch die Videoüberwachung des Gebäudes aus. Tathintergründe sind noch nicht bekannt. Die Polizei habe sofort eine "Besondere Aufbauorganisation" (BAO) gebildet, um die versuchte Brandstiftung aufzuklären und den Täter zu ermitteln. Die Abteilung Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

    Ulmer Rabbiner jüngst vermehrt Antisemitismus ausgesetzt

    Wie kürzlich berichtet, ist der Ulmer Rabbiner Shneur Trebnik nach eigenen Angaben in jüngster Zeit vermehrt Antisemitismus ausgesetzt. In den vergangenen Wochen habe er sich verbale antisemitische Angriffe öfter anhören müssen als in den vergangenen zwei Dekaden zuvor. Und das nicht erst seitdem der Konflikt in Israel eskalierte, sondern schon in den Wochen zuvor. Am Pfingstsonntag wurde Anti-Israel Propaganda in Ulm verteilt.

    Der Ulmer Rabbiner kam am Morgen zur Synagoge. Er spricht von einem geplanten Anschlag.
    Der Ulmer Rabbiner kam am Morgen zur Synagoge. Er spricht von einem geplanten Anschlag. Foto: Thomas Heckmann

    Trebnik verschaffte sich am Samstag nach der Tat vor Ort selbst ein Bild der Lage. Er sprach von einer geplanten Tat und einem gezielten Anschlag, der sich gegen 8 Uhr ereignet haben soll. Aufgrund des jüdischen Ruhetags Schabbat heute will sich Trebnik nicht weiter zum Vorfall äußern. Der am heutigen Samstag geplante Gottesdienst soll aber dennoch stattfinden. Auch, um ein Zeichen zu setzen.

    Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung und Oberbürgermeister der Stadt Ulm verurteilen die Tat

    Derweil äußerte sich der Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung Baden-Württemberg, Dr. Michael Blume, über Kurznachrichtendienst Twitter zum Vorfall. Er verurteile demnach den Brandanschlag und stehe bereits in Kontakt mit der Polizei sowie der jüdischen Gemeinde. Die Fahndung nach den Täter laufe, heißt es in dem Tweet weiter. Zudem habe Blume aus Solidarität die Einladung angenommen, am Abend zum Schabbat-Abendgottesdienst in die Synagoge zu kommen. Das Land lasse seine jüdischen Gemeinden nicht alleine. (mit heo)

    Auch der Ulmer Bürgermeister Gunter Czisch äußerte sich im Gespräch mit unserer Redaktion. "Der heutige feige Brandanschlag auf die Ulme Synagoge, die Plakataktion vor wenigen Wochen, so wie viele antisemitischen Vorfälle und Demonstrationen in Deutschland in den letzten Wochen führen uns vor Augen, die Täter wollen den Konflikt im Nahen Osten auch Ulm nach tragen", sagt Czisch. "Wir sind beunruhigt und Verurteilen diese Taten in aller Schärfe. Den immer wieder aufflammenden Antisemitismus müssen wir mit Nachdruck und Entschiedenheit entgegen treten." Er spreche damit auch im Namen des Gemeinderats.

    Bisher gehe man von einer Einzeltat aus, so Czisch weiter. "Das darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass der Antisemitismus gerade durch die Lage im Nahen Osten in Deutschland und auch bei uns befeuert wird. Deshalb: wehret den Anfängen."

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