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Aus der Not eine Tugend gemacht

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Aus der Not eine Tugend gemacht

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    Sie standen ihren Mann beim 1. Kammerkonzert der neuen Theatersaison, das wegen Erkrankung kurzfristig geändert werden musste: Támàs Füzesi und Nils Arne Schneider erwiesen sich als hochkarätige Bártok-Interpreten, die ihr Publikum auch mit Volksliedgut begeistern konnten. Foto: köd
    Sie standen ihren Mann beim 1. Kammerkonzert der neuen Theatersaison, das wegen Erkrankung kurzfristig geändert werden musste: Támàs Füzesi und Nils Arne Schneider erwiesen sich als hochkarätige Bártok-Interpreten, die ihr Publikum auch mit Volksliedgut begeistern konnten. Foto: köd Foto: köd

    Füzesi entschied sich dafür (wie er dem Publikum gewitzt erläuterte), mit nur einem Viertel der Musiker (also zweien) Werke von nur der Hälfte der Komponisten (also von einem) zu spielen, dafür aber 22 Mal mehr Kompositionen aufzuführen als geplant, also 44.

    Des Rätsels Lösung: Füzesi, großartiger Bártok-Interpret, entschied sich für dessen "44 Miniaturen für zwei Violinen", die er gemeinsam mit dem rasch eingesprungenen jungen Nils Arne Scheider im Foyer des Theaters Ulm spielte. Etwas ungleiche Voraussetzungen für beide, denn Füzesi bewies einmal mehr, wie sehr er gerade in dieser Musik lebt, während Schneider hoch konzentriert vom Blatt spielen musste.

    Das Publikum sah und hörte und honorierte die starke, wenn auch auf unterschiedlicher Basis stehende Leistung beider - und freute sich mit beiden Musikern darüber, dass es dem schwer Erkrankten mittlerweile besser geht.

    Die rasche Programmänderung wies Füzesi nicht nur als exzellenten Musiker aus, sondern auch als wortgewandten Spontan-Moderator. Ein Programm konnte zu diesem Kammerkonzert natürlich nicht vorliegen: Und so machte der Konzertmeister aus der Not eine Tugend und erzählte von Bártoks Reisen, die ihn zum Sammler von Volksmusik vor allem aus dem Karpatenbecken machten, dorthin, wo die Grundlage der meisten jener "44 Miniaturen" herkommt.

    Originaltracks von Volksliedern aus der Bártok-Zeit

    Dadurch erfuhren die Zuhörer nebenbei, wo Ruthenien liegt und wo die Wallachei. Eine Besonderheit hatte Füzesi fürs Publikum vorbereitet: Originalaufnahmen, mehr als hundert Jahre alt, die Bártok damals sammelte - das Gelächter der jene Lieder Singenden inbegriffen.

    Zur Improvisation des Abends gehörte natürlich auch, dass anfangs nicht eine uralte rumänische Weise aus dem Wiedergabegerät schallte, sondern dass per Fehlgriff Heino dem Publikum einbläute, wie blau, blau, blau der Enzian blüht. Dann aber: Jene teils wehmütigen, teils heiteren, teils witzigen, teils spöttischen Miniaturen, entstanden nach Hochzeits- und Wiegenliedern, nach Liedern, mit denen Soldaten angeworben werden sollten, zur Heuernte oder zum Tanz, zur Belustigung oder zum erotischen Werben.

    Viel Beifall - und die Information, dass das Programm des 1. Kammerkonzerts wohl am Ende der Spielzeit noch erklingen soll, und dass Bártoks "Herzog Blaubarts Burg", am Ende der Spielzeit auf dem Spielplan, in ungarischer Sprache aufgeführt werden wird.

    Fortsetzung Das 2. Kammerkonzert der Saison bringt am 4. Dezember im Podium ein festliches Konzert im Advent - das Philharmonische Kammerorchester spielt Werke von Antonín Dvorák, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig Spohr.

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