Mesale Tolu wird nicht müde, ihre Geschichte zu erzählen. Von dem Tag im April 2017 an, als morgens um 5 Uhr ein Sondereinsatzkommando vor der Tür ihrer Istanbuler Wohnung stand und sich "brutal" Einlass verschaffte. Von der dreieinhalbstündigen Razzia, die folgte und die ihr kleiner Sohn mitansehen musste. Sie erzählt, wie sie ihr Kind bei einer Nachbarin zurücklassen musste, weil sie für mehrere Monate in Haft kam – und wie sie diese acht Monate in einer Gemeinschaftszelle überstand. Obwohl sie das Gefängnis zwischenzeitlich verlassen durfte, wirft ihr die Türkei nach wie vor die Verbreitung von Terrorpropaganda und die Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vor.
Augsburg/Neu-Ulm