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Aufheim: Serie: In Aufheim ziehen alle Vereine an einem Strang

Aufheim

Serie: In Aufheim ziehen alle Vereine an einem Strang

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    Die Pfarrkirche St. Johannes Baptist hat den ältesten Kirchturm im Landkreis Neu-Ulm vorzuweisen. Teile des Turms sind romanisch und stammen etwa aus dem Jahr 1230.
    Die Pfarrkirche St. Johannes Baptist hat den ältesten Kirchturm im Landkreis Neu-Ulm vorzuweisen. Teile des Turms sind romanisch und stammen etwa aus dem Jahr 1230.

    Was macht das Wohnen in Aufheim so besonders? Wie lebt sich’s in Leibi? Und warum zieht es sogar Südtiroler in ein Dorf im Osterbachtal? In unserer Serie „Heimat im Kleinen“, die wir vergangenes Jahr mit sechs Folgen gestartet haben, wollen wir auch heuer wieder Orte im Landkreis vorstellen, die selten den Weg in die Zeitung finden. Dabei soll es um persönliche Geschichten, das Vereinsleben oder die Historie gehen. Im neunten Teil machen wir einen Streifzug durch den Sendener Ortsteil

    In einer Sache ist Aufheim allen anderen Gemeinden im Landkreis Neu-Ulm einen Schritt voraus: In der Ortsmitte steht der älteste Kirchturm des Kreises. Darauf sind die Aufheimer besonders stolz. Das Bauwerk ist Teil einer romanischen Kirche, die wohl um 1230 erbaut wurde, wie Helmut Mangold erzählt. Er hat sich über viele Jahre hinweg intensiv mit der Geschichte des Bauwerks beschäftigt. Die romanische Kirche musste mehr als 250 Jahre später einer größeren weichen, ihr Turm ist jedoch bis heute erhalten – inklusive dem Chorraum im Untergeschoss.

    Wer diesen heute betritt, findet sich in eine andere Zeit zurückversetzt: Ein prächtiges Kreuzgratgewölbe und alte, einfache Bauernmalereien gibt es dort zu entdecken. Zudem steht aus der Zeit des frühen 16. Jahrhunderts eine spätgotische Pieta in dem Raum, in dem bis vor einigen Jahren die Kinderkirche ihren Platz hatte. Zwischendurch wurde der heute 28 Meter hohe Turm noch zwei Mal aufgestockt, bis heute kann man seine Ursprungshöhe anhand des Deutschen Bandes – eine Reihe übereckgestellter Steine – an der Außenwand erkennen. Helmut Mangold bezeichnet die Pfarrkirche St. Johannes Baptist als „lebendes Museum“, etwa weil sich dort auch gotische und barocke Teile entdecken lassen.

    Historisch in dem Sendener Ortsteil mit seinen rund 2000 Einwohnern ist auch der jetzige Gasthof Rössle. Das noch heute stehende Fachwerkhaus war früher das Amtshaus der Abtei Wiblingen, die viele Besitztümer im Ort hatte. In dem Amtshaus wohnte zeitweise auch der Maler Paul Etschmann. Eines seiner Werke hat er in ein Zimmer gemalt, es ist jedoch nicht mehr sichtbar, weil die Decke abgehängt wurde.

    Aufheimer finden es gut, dass die Schule da ist

    Doch die Aufheimer sind nicht nur auf Historisches stolz. Sie schätzen ihre Mehrzweckhalle, die für viele Veranstaltungen genutzt werden kann. Diese wurde durch staatliche Zuschüsse finanziert – eine Art Prämie für die freiwillige Eingliederung nach Senden. Aufheim kam im Jahr 1978 zur Illerstadt und war damit der letzte der Sendener Ortsteile. Lediglich eine feste Bühne fehle manchmal, sagen die Vereinsvertreter. Zurzeit müsse man diese jedes Mal holen und aufbauen. Doch dafür – das wissen sie gleichzeitig auch – sei wohl in nächster Zeit kein Geld da.

    Umso schöner sei es, dass die Grundschule erhalten werden konnte und nun als eine Art Außenstelle der Sendener Schule betrieben wird, sagt Anton Menth, dessen Großvater Bürgermeister in Aufheim war. Im Untergeschoss des Anbaus proben die Dorfmusikanten. Da gehe es jedoch schon ziemlich beengt zu, da dort alle Untergruppen üben. Die Musiker würden sich mehr Platz wünschen, sagt Vorsitzender Benjamin Schor. Und den brauchen sie auch: Auf 50 aktive kommen 60 junge Musiker. „Die Jugendarbeit ist bei uns sehr wichtig“, so Schor.

    Auch die Feuerwehr fördert in der Ausbildung Jugend – und Frauen. Dort sind unter den 60 aktiven

    Die Vereinsgemeinschaft ist besonders in Aufheim

    Das Besondere an dem Ort sei die gute Vereinsgemeinschaft aller Institutionen in Aufheim, sagt deren Vorsitzender Hans-Ulrich Schwarzmann. Mehrere gemeinsame Aktionen werden so übers Jahr verteilt gestemmt. „Das funktioniert gut, man kennt sich halt.“ Dabei sticht unter anderem das jährliche Maifest hervor, denn der Baum wird in Aufheim noch traditionell mit Stangen aufgestellt. Und die Einstimmung auf Weihnachten wird gemeinsam organisiert – und auch sonst hilft man sich im Dorf, wenn es drauf ankommt.

    Alleine der Sportverein mit seinen acht Abteilungen hat um die 600 Mitglieder, sagt Schwarzmann. Schon im Gründungsjahr 1974 seien es 300 Mitglieder gewesen. Um den Nachwuchs kümmern sich beispielsweise die Fußballer. Aufheim hat in Spielgemeinschaft mit Holzschwang und Pfaffenhofen 200 Buben in elf Mannschaften – und sogar 100 Mädchen in fünf Teams, sagt stellvertretender Abteilungsleiter Hannes Baur. In der am Wochenende startenden Bezirksliga stellen die aktiven Frauen in Spielgemeinschaft mit Holzschwang zum ersten Mal eine Mannschaft. Die „schon lange sehr gute Jugendarbeit“ ist das Werk von Franz Zwetnitsch, der viele Jahre Jugendleiter war.

    Neben der guten Vereinsarbeit fällt Aufheim in Sachen Gastronomie auf. Es gibt drei Gasthäuser im Ort: das Rössle, den Adler und die Gaststätte Waldblick am Sportplatz. Damit sind die Aufheimer im Vergleich zu anderen kleineren Orten, die oft keine einzige Gaststätte mehr haben, geradezu verwöhnt. Es gibt im Ort auch einen Bäcker. Nur für ihre Finanzen müssen die Bürger weiter fahren, denn die Banken sind weg. Das Ortsbild ist vielleicht gerade durch fehlende Geschäfte sehenswert. Entlang der Straßen gibt es einige hübsch hergerichtete Häuser. Sie stellen gelungene Renovierungen dar, die in den Ort passen, sagt Menth. Als Beispiel nennt er das ehemalige Pfarrhaus, das lange abgerissen werden sollte – und nun ein Blickfang ist.

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