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Alte Liebe rastet nicht

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Alte Liebe rastet nicht

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    Ein Traum aus Chrom: Wenn der Sammler seine Maschinen aus der Garage schiebt, findet im Hof ein Treffen der Generationen statt.
    Ein Traum aus Chrom: Wenn der Sammler seine Maschinen aus der Garage schiebt, findet im Hof ein Treffen der Generationen statt.

    Bislang ist ein beachtlicher Fuhrpark zusammen gekommen. Wenn die Motorräder nebeneinanderstehen, kommt es zum Treffen der Generationen. Die älteste Maschine stammt aus dem Jahr 1930, gegenüber parkt eine BMW Isetta aus den 1950ern, daneben eine majestätische Goldwing von 1984. Die Jüngste in der Familie ist eine Honda 1000 CBF von 1998. Auch auf das Nesthäkchen ist der Sammler mächtig stolz: "Die läuft 250 Sachen."

    Seine alten Damen aus Chrom und Metall sind nicht nur schön, sondern auch schnell. Darauf legt Berger großen Wert: "Fahrtauglich sind sie alle." Wie zum Beweis schiebt der Tüftler das älteste Semester, eine NSU von 1930, auf die Straße. Jetzt ist Anschieben angesagt: Ein paar schnelle Schritte, der Motor knattert und tritt schließlich seinen Dienst an,

    Zerlegen, reinigen und alles wieder zusammensetzen

    Bevor eine Maschine wieder über die Straßen tuckert, muss Sammler Berger meist viele Stunden in der Werkstatt stehen: Zerlegen, reinigen, neue Teile besorgen, Speichen in die Räder ziehen, alles wieder zusammensetzen. "Da gibt es einiges zu tun." Denn viele alte Motorräder hat der Grafertshofer in schlechtem Zustand bekommen. Oder völlig umgebaut. Eine seiner ältesten aus den 1930er Jahren habe er "einem jungen Kerl" abgekauft. Der hatte die NSU zu einem modernen Chopper, einem Motorrad ohne Verkleidung und mit langem Lenker, umgebaut. Berger versetze die Maschine wieder in ihren Originalzustand. Die Suche nach Ersatzteilen gestaltet sich meist nicht schwierig, sagt der 71-Jährige. Viele Firmen haben sich auf Nachbauten spezialisiert: "Die gibt's überall." Und was nicht passt, werde eben passend gemacht: Im Keller hat Berger eine Drehbank, eine Hebebühne, jede Menge Werkzeug und Kisten voller Ersatzteile. Sein Wissen über alte Motoren hat sich der ehemalige Maurer über die Jahre selbst angeeignet. "Richtig gelernt habe ich das nie."

    Auf das Internet verzichtet Albert Berger beim Teilekauf komplett. Er setzt auf persönliche Kontakte, besucht Oldtimer-Treffen: "Da ergibt sich viel." Fest im Kalender markiert sind etwa die Märkte für Ersatzteile in Augsburg, Ulm und Mannheim. "Da bekommt man meist alles, was man braucht."

    Albert Berger liebt aber nicht nur die Bastelei. Er ist auch passionierter Motorradfahrer: "Wenn das Wetter mitspielt, bin ich jeden Tag unterwegs", sagt der Rentner. Auf seinen ehrwürdigen Maschinen hat er schon halbe Weltreisen unternommen. Mit der BMW R 69 mit Beiwagen war er bereits zwei Mal am Nordkap in Norwegen, hin und zurück 7500 Kilometer. Seine Reisezeit: rund drei Wochen.

    Isetta mit 13 Pferdestärken schafft es über die Alpen

    Und die Isetta mit ihren 13 Pferdestärken schaffte es bereits über die Alpen. Vor einigen Wochen reiste Berger wie berichtet mit Freunden in einem historischen Fendt-Traktor nach Kiew und zurück. "Die Landschaft zieht gemächlich an einem vorbei, das ist einfach toll." Wenn's auf längeren Strecken schnell gehen muss, lässt der 71-Jährige seine Oldtimer lieber in der Garage: "Heute sind die Fahrwerke ja viel besser." Im vergangenen Jahr tourte Berger durch Marokko. Ein Fall für die Honda.

    Nur einmal drohte Bergers alte Liebe zu erlöschen. Im Jahr 1984 flog er bei Mindelheim aus einer Kurve und brach sich drei Rückenwirbel. "Ich war etwas zu schnell, auf der Straße lag Rollsplitt." Ein schreckliches Erlebnis. Berger wurde zwar wieder gesund - stieg aber zwei Jahre lang auf kein Motorrad. Danach fuhr er wieder, aber auf seinen alten Maschinen lieber gemächlich. Denn noch heute ist die Erinnerung an das Erlebte in jeder Kurve dabei.

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