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Ulm: Abriss der Beringerbrücke: Nachts, wenn in Ulm die Brückenkiller kommen

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Abriss der Beringerbrücke: Nachts, wenn in Ulm die Brückenkiller kommen

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    Diese gewaltigen Maschinen werden in den kommenden Wochen am Abriss der Beringerbrücke in Ulm mitarbeiten. Auf ihnen prangt der Schriftzug „Die Brückenkiller“ – und dieser Name ist Programm.
    Diese gewaltigen Maschinen werden in den kommenden Wochen am Abriss der Beringerbrücke in Ulm mitarbeiten. Auf ihnen prangt der Schriftzug „Die Brückenkiller“ – und dieser Name ist Programm. Foto: Thomas Heckmann

    Der Schriftzug „Die Brückenkiller“ prangt in Großbuchstaben auf den großen Kettenfahrzeugen, die entscheidend für den Abriss der maroden Beringerbrücke in Ulm sind. Am Samstagabend wurde ein Dutzend Fahrzeuge, quer über die Schienen des Rangierbahnhofes, an ihren Einsatzort zwischen den Bahngleisen unterhalb des Eselsbergs gebracht. Der eigentliche Rückbau der Beringerbücke beginnt erst am Dienstag, 16. Februar, doch da der erste Bauabschnitt an keine Straße angebunden ist, musst das Abbruchunternehmen alle Geräte erst einmal über die Bahngleise an ihren Einsatzort bringen. Ein spannendes, heikles Unternehmen.

    Die Baumaschinen auf ihrem Weg quer über die Gleise des Ulmer Rangierbahnhofes.
    Die Baumaschinen auf ihrem Weg quer über die Gleise des Ulmer Rangierbahnhofes. Foto: Thomas Heckmann

    Normalerweise herrscht in der Fahrzeughaltungs- und Behandlungsanlage (FIBA) der Bahn reger Betrieb durch die Wartung und Reinigung von zahlreichen Zügen, die zwischen Stuttgart und dem Bodensee unterwegs sind. Auch im Rangierbahnhof werden die ankommenden Güterwagen umsortiert auf die Züge, die sie an ihren Bestimmungsort bringen. Samstag und Sonntag mussten diese Arbeiten unterbrochen und die Gleise gesperrt werden. In stundenlanger Arbeit werden die Schienen sorgfältig mit Planen abgedeckt und dann mit Holzbohlen überbaut. Stellenweise kommen noch Stahlplatten darüber oder Tafeln aus Seekiefer, damit Ketten- und Radfahrzeuge darüber fahren konnten. Auf dem Hof der FIBA sind Fahrbahnen mit Gummimatten ausgelegt, damit die schweren Ketten nicht den Asphalt zerstören. Gut 500 Kubikmeter Holz hat Firmenchef Stephan Plannerer nach Ulm bringen lassen. Diese rund acht Lastzugladungen Holzbohlen sind zum Schutz der Gleise notwendig.

    Alles bereit für den Auftritt der Abrissmaschinen

    Zum Einbruch der Dunkelheit am Samstagabend ist alles bereit für den Auftritt der Baumaschinen. Wie auf einer Ameisenstraße fahren Bagger um Bagger, ein Mobilkran auf Ketten, Gabelstapler, Hubsteiger, Bohrgeräte und die Brückenkiller hintereinander los. Die Ketten lassen Holz aus den Bohlen heraus splittern, Freiräume über Kabelschächten werden spielend überwunden. Die gleichen Schächte brauchten dann wieder eine Abdeckung mit Holzplatten für die Radfahrzeuge - für das nächste Raupenfahrzeug kommen sie wieder weg, denn die Ketten knicken die schweren Holzplatten wie Streichhölzer.

    Rund drei Dutzend Arbeiter sind im Einsatz, um die Bohlen auszulegen, die Fahrzeuge zu manövrieren und dann bis Sonntagmittag alle Holzbohlen wegzuräumen, damit die Züge wieder fahren können. Die ganze Aktion bezeichnet der erfahrene Abbruchunternehmer Plannerer als „anspruchsvoll“, denn kein Gleis, keine Fahrleitung darf beschädigt werden. Die mit 15.000 Volt gespeisten Oberleitungen wurden vorher abgeschaltet und geerdet. Bei manchen Maschinen ist gerade einmal eine gute Handbreit Platz bis zur zum Draht.

    Für den Notfall steht ein Reparaturtrupp bereit

    "Ganz langsam", ruft Plannerer ins Funkgerät, damit das Kettenfahrzeug nicht ins Schwingen gerät und nicht doch noch die Fahrleitung abreißt. Sicherheitshalber steht ein Reparaturtrupp mit einem Spezialfahrzeug direkt daneben, um im Notfall sofort eingreifen zu können. Doch die Arbeiter sind vorsichtig. Als dann am Sonntag die Holzbohlen wieder herausgenommen werden und die Schutzplanen vom Gleis weg sind, messen sie sicherheitshalber den Abstand der einzelnen Schienen zueinander, denn die 1435-Millimeter-Spurweite müssen genau stimmen, damit kein Zug entgleist.

    Die Brückenkiller müssen erst mal den Einsturz verhindern

    Auch in den nächsten Wochen wird der Firmenchef in Ulm sein, denn der erste Bauabschnitt ist auch der schwierigste. Ein 38 Meter langer Bereich der rund 300 Meter langen Brücke wird vom 16. bis 22. vorsichtig entfernt, dabei arbeiten die Spezialisten zeitweise im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr. Die „Brückenkiller“ sind dabei zwei umgebaute Bagger, die als mobile Pfeiler den kompletten Brückenabschnitt tragen werden, um Schwingungen und Belastungen von der restlichen Konstruktion fernzuhalten und damit einen Einsturz des gesamten maroden Bauwerks zu verhindern.

    Das Bauwerk im Ulmer Westen ist beschädigt.
    Das Bauwerk im Ulmer Westen ist beschädigt. Foto: Thomas Heckmann

    In einem Vorgespräch bezeichnete Ulms Baubürgermeister Tim von Winning den Abbau einer Brücke als ähnlich aufwendig wie den Bau. Bei Gesamtkosten von gut zehn Millionen Euro werden die drei Teile des Bauwerks über den Gleisen bis Ende März entfernt, ein Reststück auf der Seite der Blaubeurer Straße voraussichtlich im Oktober.

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