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15-Jährige in Ulm zu Tode gewürgt: Was bisher bekannt ist

Ulm-Wiblingen

15-Jährige zu Tode gewürgt: Was wir bislang wissen – und was nicht

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    In einem Wald bei Ulm-Wiblingen wurde die 15-Jährige leblos aufgefunden. Inzwischen ist sie im Krankenhaus gestorben. Ihr Freund soll sie erwürgt haben.
    In einem Wald bei Ulm-Wiblingen wurde die 15-Jährige leblos aufgefunden. Inzwischen ist sie im Krankenhaus gestorben. Ihr Freund soll sie erwürgt haben. Foto: Michael Kroha

    Zwischen zwei Teelichtern steht abseits des Pfades ein kleiner weißer Spatz auf einem abgesägten Baumstumpf. Jogger, Spaziergänger mit und ohne Hund ziehen daran vorbei. Auf dem Schotterweg und zwischen viel Laub und Ästen daneben sind nur noch schwach die gelben Markierungen der Spurensicherung zu erkennen. Nicht viel erinnert an das, was sich vor einer Woche in dem Waldgebiet bei Wiblingen abgespielt hat. Die 15-Jährige, die nach einer mutmaßlichen Würgeattacke ihres Freundes hier gefunden wurde, ist mittlerweile tot. Vom mutmaßlichen Täter, ihrem gleichaltrigen Freund, werden derweil immer mehr Details bekannt. So zum Beispiel, dass sein Vater am vergangenen Ostermontag auf dem Gelände des Schulzentrums seine sieben Jahre alte Schwester getötet hat. Und dennoch ist vieles in dem Fall noch unklar.

    Menschen, die die Stelle im Wald passieren, haben vom tödlichen Verbrechen nicht wirklich etwas mitbekommen. Nur, dass vergangene Woche einmal ein Hubschrauber in der Nacht über dem Ort gekreist war. Ein Mann, der mit Walking-Stöcken seine Runden dreht, sagt, er habe die Teelichter kurz nach Weihnachten das erste Mal wahrgenommen. Gedacht habe er sich dabei aber nichts.

    15-Jährige tot gewürgt: Großer Polizeieinsatz mit Hubschrauber bei Ulm-Wiblingen

    In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (27. auf 28.12.) war es zu dem größeren Polizeieinsatz gekommen. Denn kurz vor Mitternacht hatte sich nach Angaben der Ermittler der 15-Jährige über Notruf gemeldet: "Ich habe meine Freundin umgebracht", soll er dabei gesagt haben. Die Polizei suchte mit starken Kräften und fand die 15-Jährige leblos auf. Sie wurde reanimiert, ihr Zustand galt lange als "äußerst kritisch". Am Neujahrsmorgen starb sie. Im Laufe der Woche soll die 15-Jährige obduziert werden.

    Ihr gleichaltriger Freund war kurz nach der Tat in der Nähe des Waldes widerstandslos festgenommen worden. Er sitzt seither in Untersuchungshaft. Gegen ihn wird nun wegen Totschlags, nicht aber wegen Mordes ermittelt. Es gebe bislang keine Anhaltspunkte für ein Mordmerkmal, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Darunter zu verstehen sind niedere Beweggründe, so zum Beispiel Heimtücke. Das Motiv und die Hintergründe der Tat aber gelten weiter als unklar. Die Ermittlungen hierzu würden andauern. Der 15-Jährige habe sich außer über den Notruf nicht mehr zur Sache geäußert, so die Staatsanwältin. Offen blieb bislang auch, ob die beiden Jugendlichen sich in dem Waldstück getroffen haben oder gemeinsam dorthin gegangen sind.

    Vater des 15-Jährigen tötete in Ulm seine Tochter bzw. dessen Schwester

    Zwischenzeitlich wurde bekannt, dass es sich beim mutmaßlichen Täter um den Sohn jenen Mannes handelt, der am Ostermontag 2023 seine Tochter und damit die Schwester des 15-Jährigen auf dem Gelände des Wiblinger Schulzentrums mit einem Küchenmesser tötete. Zunächst hatte die Bild über die familiäre Beziehung zwischen den beiden Fällen berichtet, inzwischen liegen auch unserer Redaktion entsprechende Informationen vor. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft will das auf Nachfrage weder bestätigen noch dementieren. Aus Jugendschutzgründen mache man dazu keinerlei Angaben, heißt es. Sollte es zu einem Prozess kommen, finde der unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

    Der heute 41 Jahre alte Vater des Verdächtigen war Ende November vor dem Ulmer Landgericht für schuldunfähig erklärt worden. Er wird seit mehreren Monaten in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik behandelt. Im religiösen Wahn tötete er mit einem Küchenmesser seine Tochter und rief danach ebenfalls von sich aus die Polizei. Die Siebenjährige bezeichnete er als seinen "Engel" und sein Lieblingskind. Den Hals schnitt er ihr durch, weil er glaubte, so das Übel von der Welt zu nehmen. Zuvor hatte er sie unter dem Vorwand eines Spiels gefesselt. "Für Außenstehende ist es eine Hinrichtung gewesen", kommentierte Oberstaatsanwalt Peter Staudenmaier. "Die Tat selber wäre, wenn es ein Gesunder getan hätte, ein Mord", so Richter Wolfgang Tresenreiter, als er die Entscheidung des Gerichts verkündete. Die ist inzwischen rechtskräftig.

    Vater des 15-Jährigen in Ulm vor Gericht: "Ich habe meine ganze Familie verloren"

    Der heute 41-Jährige verglich sich in Vernehmungen mit Abraham, der seinen Sohn opfern wollte, und hob seine eigenen angeblich großen Fähigkeiten hervor. Trotz der Behandlung mit hoch dosierten Psychopharmaka beobachtete ein psychiatrischer Gutachter, dass der Mann nur sehr langsam erkannte, falsch gehandelt zu haben. Im Verfahren berichtete der 41-Jährige, seine Angehörigen hätten mit ihm gebrochen. Er wolle gesund werden, zu ihnen zurückkehren und sie zurückgewinnen. "Ich habe meine ganze Familie verloren. Mutter, Geschwister, Frau, meine Kinder", sagte er kurz vor dem Urteil unter Tränen.

    In einem Wald bei Ulm-Wiblingen wurde die 15-Jährige leblos aufgefunden. Inzwischen ist sie im Krankenhaus gestorben. Ihr Freund soll sie erwürgt haben. Der Vater des ebenfalls 15-Jährigen tötete am Ostermontag dessen Schwester beziehungsweise seine eigene Tochter.
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    An den Folgen eines Würgeangriffs in einem Wald bei Ulm-Wiblingen ist eine 15-Jährige im Krankenhaus gestorben. Ihr Freund steht im Verdacht. Die Fotos vom Tatort.

    Seine Frau hatte sich dem Verfahren als Nebenklägerin angeschlossen. Zum Urteil kam sie in den Gerichtssaal. Ihr Mann warf ihr mehrmals Blicke zu, manchmal weinte er dabei. Neben der getöteten Tochter und dem minderjährigen Sohn, der seine Freundin gewürgt haben soll, gibt es zwei weitere Kinder. Ein weiterer Sohn ist erwachsen, eine weitere Tochter minderjährig.

    In sozialen Netzwerken sind mehrere Familienbilder zu finden, unter anderem von einer Geburtstagsfeier. Die Jugendliche, die infolge der Würgeattacke starb, veröffentlichte noch am 19. Dezember 2023 auf der Kurzvideo-Plattform Tiktok eine Liebeserklärung an jenen Menschen, der nun die Schuld an ihrem Tod tragen soll. Auch der 15-Jährige postete am 9. Dezember bei Facebook ein Foto von sich und seiner Freundin, dazu ein Herz. Was führte nun aber zu einer solchen Eskalation? Inwiefern die Tat vom Ostermontag in Zusammenhang mit dem Würgeangriff jetzt steht, ist unklar.

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