Wer zum Faschingsball „Prunk & Stunk“ nach Zaisertshofen geht, weiß was ihn erwartet: Ein langer Abend mit kurzweiligen Sketchen, die Witz und so manche Kritik zu lokalpolitischen Themen in sich vereinen. Das war auch diesmal so.
Im proppenvollen Saal des Bäckerwirts in Zaisertshofen führten gleich drei Moderatoren (Thomas Zaunberger, Markus Miller und Martin Ohneberg) und eine Moderatorin (Franziska Biechele) durch den Abend – ein erstes Zeichen dafür, dass das Programm groß sein würde. Nach fünf Stunden sollte das Quartett dann sage und schreibe 15 Sketche, zwei Gardemärsche und Prinzentänze, vier Showtänze sowie den Auftritt der Schalmeien präsentierte haben.
Für den Prunk sind die Prinzenpaare zuständig
Für den Prunk dieser Faschingsballserie – es folgen noch drei weitere Bälle mit diesem Programm in Zaisertshofen – waren der kleine und der große Hofstaat der Zaisonarria zuständig. Ausgereifte Gardemärsche, märchenhafte und rockige Showtänze der Minigarde („Tabaluga“) und der Großen Garde („Rock’n’Roll Diner“) waren dank der tollen Kostüme und schönen Choreografien echte Hingucker. Dem standen auch die beiden Prinzenpaare in nichts nach.
Gelacht werden durfte freilich auch – und das nicht zu knapp. Den Sketche-Reigen eröffneten Michael Mayer und Birgit Schmid, deren Date dank einer implantierten Autokorrektur-App beim schneidigen Herrn ziemlich ins Wasser fällt. Kein Wunder, wenn die App jeden Satz uriniert, äh ruiniert.
Überhaupt bewiesen sich die Zaisertshofer Protagonisten an diesem Abend immer wieder als Wortakrobaten, etwa Johannes Lindner mit seinem Leierkasten, der ohne Punkt und Komma erklärte, warum es heuer keinen Kindergeburtstag in seinem Haus geben werde. Ebenfalls textsicher zeigte sich Tobias Jall als Karaokesänger bei „Tequila“.
Den Stunk beherrscht diesmal das Sandmännchen
Die Büttenrede oblag auch diesmal wieder Markus Böhm. Diesmal kam er in Person eines desillusionierten, dafür aber umso trinkfreudigeren Sandmannes daher. „Sandmann, lieber Sandmann – hört mir doch auf. Ich bin doch nicht der Postbote, der zwölf Stunden durchs Dorf gurkt. Ich habe meinen Job zu besten Zeiten in 17 Minuten erledigt. Aber heute schläft man ja nicht mehr.“ Und dann holte er aus: zur allgemeinen Sozialkritik („Handys und Apps versauen die Kinder.“) und zur Kritik der Gemeindepolitik („Bauplätze sind ja vor 2035 nicht in Sicht.“) und der Architektur des neuen Kindergartens („Man fühlt sich an Sydney und das Opernhaus erinnert.“).
Dass die Dorfgaststätte Bäckerwirt, die mittlerweile von Zaisertshofer Vereinen betrieben wird, wieder ein echter Anlaufpunkt geworden ist, stellten Julian Schilling, Peter Ruf und Ralf Weiner in ihrem Biergarten-Sketch dar. Man muss sich offenbar einiges einfallen lassen, um an manchen Tagen noch einen freien Platz im Gasthof zu ergattern.
Auch die Klimaproteste werden aufs Korn genommen
Ein weiterer Höhepunkt war das Youtube-Filmchen, in dem Birgit Schmid die „Öko-News“ aus Zaisertshofen präsentierte: Aktivistinnen, die sich dummerweise vor der falschen Garage festkleben und Kindergartenkinder, die bereits früh an den Protest mit Kartoffelbrei gewöhnt werden waren ebenso Lacher, wie das private Windkraftfeld oder der mit „alternativem“ Gas betriebene Whirlpool.
Ganz große Kleinkunst präsentierten die beiden Köche Niklas Schilling und Markus Kögel mit ihrem Pfannentanz. So turbulent es in der Küche offenbar auch zuging – ein kleines Detail war nie zu sehen.
So war es insgesamt ein langer, aber eben auch lustiger, manchmal nicht ganz jugendfreier, aber dafür äußerst sehenswerter Abend, der zahlreiche Showtalente auf die Zaisertshofer Bühne brachte.