Jahrelang kämpfte Wiedergeltingens Bürgermeister Norbert Führer voller Elan für die Einführung des Flexibusses im Unterallgäu und vor allem um eine Anbindung in die nahe Stadt Buchloe. Auch dort soll jetzt das Flexibus-System eingeführt werden, der Buchloer Stadtrat ließ sich jüngst von Josef Brandtner vom gleichnamigen Busunternehmen über die Vorzüge des Flexibusses informieren. Gegenüber unserer Redaktion hat Führer jetzt deutlich gemacht: Von seiner anfänglichen Begeisterung für das Projekt Flexibus ist inzwischen nicht mehr viel übrig.
Als Wiedergeltingens Bürgermeister Norbert Führer dies in der Mindelheimer Zeitung las, war er über die Aussagen „sehr überrascht“, so Führer. Denn es werde „suggeriert“, dass das Flexibus-System das „Nonplusultra“ des ÖPNV darstelle, wundert sich Führer, der energisch dagegenhält: „Hierzu gibt es einiges zu berichtigen!“ Sicherlich habe der Flexibus seine Berechtigung und die Gemeinde Wiedergeltingen habe lange darum gekämpft, das Netz über die Landkreisgrenzen nach Buchloe zu erweitern. Die Aussage von Herrn Brandner in Richtung der Buchloer Stadtvertreter „Wir stehen schon kurz vor Ihren Toren“ sei daher sicherlich richtig, so Führer. „Bedauerlich“ sei aber, dass „Herr Brandner hierbei nicht erwähnt, dass nicht er es war, der die landkreisübergreifende Verbindung favorisiert hat, sondern diese einzig und allein durch das vehemente Auftreten der Gemeinde Wiedergeltingen zustande gekommen ist“, stellt Führer in einem Schreiben an unsere Redaktion klar.
Der Aussage, dass das Thema „Flexibus“ auch bei den Quartiermanagern immer wieder oben auf der Agenda stehe, müsse Führer als Bürgermeister von Wedergeltingen „leider widersprechen“, denn: „Unsere Quartiersmanagerin in Wiedergeltingen hat vor ca. zwei Jahren den Versuch unternommen, mit einer Gruppe von Senioren mit dem Flexibus zum ,Kaffeeklatsch‘ nach Türkheim zu fahren. Dabei sollten die Senioren in einer vorab festgelegten Reihenfolge zu einer bestimmten Uhrzeit an den zu Ihrem Haus nächstgelegenen Haltestellen abgeholt werden. Dies war leider eine Anforderung, der das Flexibussystem nicht gerecht wurde, der Transport glich einem wahren Fiasko“, schildert Führer die negativen Erfahrungen.
„Äußerst bedauerlich“ sei auch, dass der Betreiber des Flexibusses „bis heute nicht in der Lage ist, die bereits vor zwei Jahren geplante durchgetaktete Verbindung vom Knoten Türkheim aus nach Bad Wörishofen - mit Umstieg in Irsingen-Unterfeld – einzurichten“, schüttelt Führer den Kopf.
Auch die Aussage von Brandner im Buchloer Stadtrat, dass der Flexibus ein großes Potenzial bilde, das Rückgrat des ÖPNV, sprich das Eisenbahnnetz, zu ergänzen, „muss ich leider relativieren“, so Führer. Das klappe „womöglich bei Einzelfahrten, nicht aber bei Pendlern, die z.B. jeden Tag mit dem Zug von Buchloe nach München fahren“, so Führer. „In der heutigen Zeit von flexiblen Arbeitszeiten und Gleitzeitregelungen wissen manche Arbeitnehmer am Morgen noch nicht, welchen Zug sie dann am Abend für die Fahrt nach Hause nehmen. Demzufolge nützt auch eine feste Voranmeldung für den Flexibus, z.B. für einen Wochenzeitraum hier überhaupt nichts und würde nur zu unnötigen Stornierungen führen“, ist Führer überzeugt.
Pendlern aus Wiedergeltingen und Umgebung, die tagtäglich ihren - in der Regel - Zweitwagen nur dazu nutzen, diesen morgens in Buchloe am Bahnhof abzustellen, um am Abend mit diesem wieder nach Hause zu fahren, helfe laut Führer „nur eine regelmäßige Taktung des ÖPNV mit festverkehrenden Bussen, und zwar nicht nur zu den Schulzeiten.“
Somit fällt Führers Urteil inzwischen längst nicht mehr so euphorisch aus wie zu Beginn der Flexibus-Einführung im Wertachtal Anfang 2022. Im Gegenteil: „Fakt ist: Von einem wirklich funktionierenden ÖPNV - und zwar nicht nur regional, sondern Landkreis übergreifend - sind wir aktuell noch meilenweit entfernt. Da hilft leider auch kein Flexibussystem!“, stellt Wiedergeltingens Bürgermeister Norbert Führer klar.
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