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Viehscheid in Bad Wörishofen ohne Alpe - und trotzdem ein Besuchermagnet

Bad Wörishofen

Der ungewöhnlichste Viehscheid im Allgäu: Almabtrieb in Kirchdorf

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    Mitten durchs Dorf führten Simone Huber und das Kranzrind „Solo“ die Herde zurück in den heimischen Stall.
    Mitten durchs Dorf führten Simone Huber und das Kranzrind „Solo“ die Herde zurück in den heimischen Stall. Foto: Helmut Bader

    Zunächst gingen bange Blicke zu Himmel, doch dann blieb es trocken beim sechsten Viehscheid der Familie Huber in Kirchdorf. Tochter Simone beschrieb das Wetter so: „Bei der Vorbereitung im Hof küsste mich noch die Sonne, doch als danach die dunklen Wolken kamen, hatten wir doch etwas Angst, dass es zum Regnen kommt.“ Die Angst war unbegründet, hinter der Schreinerei Strobel wurde die Herde vom Kranzrind „Solo“ in Empfang genommen. Dort spielten die Ramminger Alphornbläser auch gleich für die Besucher auf.

    Aus kleinen Anfängen ist ein neues Dorffest für Kirchdorf geworden

    Über einen Feldweg wurde die Herde zur Fichtenstraße geführt, von wo es „almabwärts“ ins Dorf und, begleitet von vielen Zuschauern am Straßenrand, zurück zum Hof der Familie Huber ging. Aus den kleinen Anfängen ist inzwischen fast schon ein richtiges Dorffest geworden. Gertrud Huber erinnerte sich: „Simone war vor etlichen Jahren als Musikerin einmal beim Viehscheid in Hindelang mit dabei und so entstand die Idee, so etwas auch einmal bei uns durchzuführen. Nur mussten wir die Schellen der Kühe sogar damals noch von dort ausleihen.“ Das ist heute anders. „Inzwischen haben wir uns eigene zugelegt“, berichtet Sohn Thomas.

    Die Alphornbläsergruppe Rammingen spielte passend zum Viehscheid in Kirchdorf auf.
    Die Alphornbläsergruppe Rammingen spielte passend zum Viehscheid in Kirchdorf auf. Foto: Helmut Bader

    Im ausgeräumten Stadel spielten bis in den Abend hinein die Kirchdorfer Musikanten auf. Dieser war proppenvoll und die „Festfreudigen“ waren nicht nur aus Kirchdorf, sondern auch aus der näheren und auch schon weiteren Umgebung gekommen. Das Fest hat inzwischen einen Ruf über die Grenzen hinaus erlangt. „Am Anfang waren nur wir damit befasst, jetzt ist der Musikverein mit dabei, der für Kaffee und Kuchen sorgt, musiziert und auch am Abend bekommen wir Hilfe. Außerdem werden die Kuchen meist gespendet“, erläutert Gertrud Huber.

    Die Schaulustigen feierten nach dem Viehscheid im vollen Stadel der Hubers

    Der „Star“ nach der Ankunft am Hof war natürlich Kranzrind „Solo“. Es ließ als „Fotomodell“ zahllose Bilder in stoischer Ruhe über sich ergehen. Ist ja auch kein Wunder, war das vier Jahre alte Jungtier doch vor zwei Jahren schon in dieser Rolle aktiv. Eine besondere Bindung zu ihr hat Sohn Thomas: „Es war eines der letzten eigenen Kälbchen, die wir noch hatten. Wichtig sind dabei die gut ausgeprägten Hörner, damit der Kranz sicher daran befestigt werden kann.“ Dass Solo blitzsauber herausgeputzt war, versteht sich bei einem Model fast von selbst.

    13 Buben und Mädchen stellten als Treiber fest, dass Kühe ihren eigenen Willen haben

    Wichtig bei der Veranstaltung sind natürlich die „Treiber“, deren Aufgabe es ist, die Herde ohne Probleme zurück in den Stall zu bringen. 13 junge Burschen und ein Mädchen waren dafür im Einsatz. Dass dies nicht ganz einfach ist, zeigte sich gleich zu Beginn, wo die Herde lieber in die neben der Straße liegende Wiese gelaufen wäre, statt sich auf den Weg zu machen. Besonders stolz waren die beiden jüngsten Luis und Benedikt aus Rammingen. Sie waren mit dabei, weil auch einige Kühe von ihnen mit auf der Sommerweide waren. „Es war schon toll, dabei gewesen zu sein“, verkünden sie begeistert, „wir haben sogar unsere Stecken selbst geschnitzt und mit unseren Namen versehen. Es war zwar schon etwas kalt, aber wir haben ja warme Jacken angezogen.“ Mit ihren Trachtenjankern sahen sie auch wie richtige Hirten aus. Mit dabei waren Eltern und Großeltern, die die Veranstaltung ebenfalls toll fanden. „Es ist schon etwas Besonderes, was hier auf die Beine gestellt wird und wir sind gerne dabei, zumal wir auch durch die Alphornbläser direkt mit eingebunden sind“, so ihre Meinung.

    Die Treiber mit Günther und Gertrud Huber, sowie den beiden jüngsten Hirten Luis und Benedikt waren zusammen mit  „Solo“ begehrte Fotoobjekte.
    Die Treiber mit Günther und Gertrud Huber, sowie den beiden jüngsten Hirten Luis und Benedikt waren zusammen mit „Solo“ begehrte Fotoobjekte. Foto: Helmut Bader

    Für die Familie Huber war zunächst wichtig, dass beim Abtrieb wieder alles gut gegangen ist. „Wenn man die vielen Besucher sieht, dann ist das die Belohnung für die Arbeit“, sind sich Simone, Thomas, Gertrud und Günther Huber einig. Wie es allerdings auf dem Hof weitergeht, ist nicht ganz sicher, denn die demnächst vorgeschriebenen strengen Bedingungen zur Anbindehaltung in der Landwirtschaft machen auch der Familie Probleme.

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